Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Baumwolle-Ernteaussichten in Rußland. 
Die ungünstigen Witterungsbedi „ welche 
den Frühling dieses Jahres in Turkestan kenn- 
zeichneten, die Kälte und der Überfluß an Regen, 
haben offenbar keinen allzu schlimmen Einfluß 
auf die Entwicklung der Baumwollstauden aus- 
geübt, zumal der Juni wieder gute Wetterverhält- 
nisse brachte. Die Blüte der Baumwollstauden 
wurde zwar etwas verzögert, unter dem Einfluß 
der heißen Sonne und dem Überfluß an Wasser 
erholten sich jedoch die Baumwollsaaten; daher 
erscheinen die Aussichten auf die Ernte der Baum- 
wollfaser in den meisten Gebieten, wo Baumwolle 
gebaut wird, in sehr günstigem Lichte. So kann 
im Kreise Andishan des Ferghana-Gebiets die 
Baumwollernte die vorjährige um 40 bis 60 v. H., 
im Kreise Namangan um 20 v. H. übersteigen, 
im Kreise Kokand um ebensoviel, im Kreise Sko- 
bolew um 40 bis 50 v. H. und auch im Kreise 
Osch höher als im Jahre 1907 ausfallen. Die 
Baumwollernte im Ferghana-Gebiet dürfte in 
diesem Jahre der Ernte von 1906, welche sich 
auf über 6 000 000 Pud belief, gleichkommen. 
Im Gebiete Samarkand erwartet man eine 
bedeutend bessere Ernte als im vorigen Jahr, 
und sogar eine bessere Ernte als im Jahre 1906. 
Im Chanat Buchara wird die Baumwollernte 
voraussichtlich die vorjährige um 50 v. H. über- 
steigen. Der Überfluß an Wasser zum Begießen 
der Baumwollfelder bietet auch Sicherheit für 
gute Erträge von reiner Baumwolle aus dem 
Rohmaterial. 
Etwas weniger günstig sind die Nachrichten 
über die Aussichten der Baumwollernte, die aus 
dem Syr-Daria-Gebiet einlaufen. Es wird ge- 
meldet, daß die Baumwollernte nicht geringer 
als im vorigen Jahre sein werde, aber auch 
kaum besser, zumal seit dem 15. Juli kalte Nächte 
eintraten, was auf einen frühen und regnerischen 
Herbst schließen läßt. 6 
Noch schlechter steht es in Transkaspien. 
Wasser war hier wenig vorhanden — und das 
wirkt auf eine Verminderung der Ernte. Aber 
auch hier bildet die Oase Jokotan eine Ausnahme, 
wo eine schöne Baumwollernte in Aussicht steht, 
welche die vorjährige um 60 bis 75 v. H. über- 
steigen und ungefähr der Ernte von 1906 gleich- 
kommen wird. 
Im Kreise Tedchen stehen die Baumwollsaaten 
ungünstig. 
Im Kaukasus erwartet man eine Baumwoll= 
ernte, welche die Ernte vom vorigen Jahre über- 
steigen wird. 
Im Ferghana-Gebiet haben die Baumwoll= 
saaten auch durch nichts zu leiden gehabt. Im 
Gebiet von Samarkand und einem Teil des Syr- 
  
Daria-Gebiets haben Heuschrecken und häufgere 
Regenfälle einen nicht ganz günstigen Einfluß auf 
den Stand der Baumwollplantagen ausgeübt. 
Neben dieser sehr günstigen Beurteilung der 
Aussichten auf die diesjährige Baumwollernte 
wird aus Assake (im Ferghana-Gebiet) gemeldet, 
daß man im Ferghana-Gebiet in diesem Jahre 
nicht auf eine gute Baumwollernte rechnen könne, 
wenngleich auch diese Meldung zugibt, daß die 
Witterungsverhältnisse für die Entwicklung der 
Baumwollstaude gegenwärtig sehr günstig sind. 
(Aus den „Nachrichten für Handel und Industrie“, 
1908, Nr. 102.) 
Der Kakaomarkt auf Ceylon. 
Die Ausfuhr von Ceylon-Kakao betrug bis zum 
6. Juli 1908: 27 549 cwts. gegen 59 931 cwts. 
in der gleichen Zeit des Vorjahres. Der starke 
Rückgang in der Ausfuhr ist hauptsächlich darin 
zu suchen, daß der größte Teil der Herbsternte 
1907 bereits im Dezember desselben Jahres zur 
Verschiffung gelangte, anstatt, wie sonst üblich, 
am Anfang des folgenden Jahres. 
Die Sommerernte begann gegen Ende Mai 
hereinzukommen und obwohl sie in einzelnen 
Distrikten durch Trockenheit ungünstig beeinflußt 
wurde, ist sie kaum hinter dem Durchschnitt zurück- 
geblieben. 
Die Qualität der angebotenen Kakaos war 
an und für sich zufriedenstellend, nur waren die 
Bohnen sehr klein. 
Die Preise sind weiter heruntergegangen, und 
man bezahlt heute: 
für feinen Pflanzungskakao bis zu 46 Rs. 
.Eingeborenenkakao 43 bis 45 Rs. 
mittleren - 39 41 
Das Angebot an Kakae hat infolge der voll- 
ständig fehlenden Nachfrage nachgelassen, und fast 
aller Kakao wird direkt nach London verschifft, 
um daselbst in Auktion verkauft zu werden. 
Die Ausfuhrzahlen für die Zeit vom 1. Januar 
bis 6. Juli der Jahre 1907 und 1908 ver- 
gleichen sich, wie folgt: 
1908 1907 
cwts. ewts. 
Nach Deutschland 1657 6 809 
- gland 19241 42 288 
Holland 1 283 2354 
Frankreich 940 2 089 
. Anmeerika 205 1 936 
China 1227 1 075 
(Nach einem Berichte des Kais. Generalkonsulats 
in Calcutta vom 21. Juli 1908.)
	        
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