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Art ist den Waldgebieten Mittel-Togos beizumessen.
Sie besteht darin, daß diese Wälder inmitten der
alljährlich auf den Steppengebieten stattfindenden
Brände eine große brandfreie Insel bilden.
Dadurch wird ebenfalls wieder lokal für weite,
angrenzende Gebiete ein diesen Bränden zu-
kommender schädlicher Faktor abgeschwächt. Die
von den Bränden stammenden Kohle= und Asche-
teilchen füllen nämlich die Luft an und werden
noch viele Wochen nach Beendigung der Brände
bei jedem Windstoße vom Boden wieder neuer-
dings der Luft zugeführt. Durch diese herum-
wirbelnden Aschenteilchen wird aber der Luft eine
beträchtliche Menge von Feuchtigkeit entzogen,
weil ja die Asche sehr hygroskopisch ist. Schalten
wir also auf großen Gebieten durch Erhaltung
ihrer Waldbestände die Brände aus, so wird auch
für benachbarte Gebiete die durch die Brände
bedingte Verminderung der Luftfeuchtigkeit lokal
sehr gemindert.
Aus diesen Erörterungen ergeben sich die
leitenden Gesichtspunkte, welche für die künftige
Berwertung der Waldungen Mittel-Togos maß-
gebend sein sollen.
Sollten diese Waldungen nach Jahren mit
der weiter fortschreitenden Entwicklung der Ver-
kehrswege und des Transportwesens so erschlossen
sein, daß die Nutzung auf ihren Holzbestand ge-
winnbringend sein wird, dann wird es Sache der
Verwaltung sein, darüber zu wachen, daß diese
Holznutzungen nicht in eine Raubwirtschaft
ausarten, sondern in streng nachhaltiger und
walderhaltender Weise durchgeführt werden, daß
sie nicht einfach in einem Herausplentern der
guten und wertvollen Nutzholzstämme bestehen
und das Resultat lückige, wertlose Bestände wären.
Jede abgeholzte Fläche müßte wieder ausgeforstet
werden, und zwar dürfte die Ausdehnung der
Hiebe keine größere Fläche einnehmen, als mit
den verfügbaren Kräften wieder jährlich aufge-
forstet werden könnte.
Hinsichtlich einer rationelleren und nach-
halrigeren Gewinnungsweise der Kautschuk lie-
fernden Milchsäfte sind die Eingeborenen unseres
Schutgebiets einer Belehrung nicht unzugänglich.
Sie haben zum Beispiel in der Landschaft Butzm
allgemein den Grätenschnitt für die Anzapfung
des Ficus Vogelii angenommen; allenthalben
sieht man, daß sie die ein ausgezeichnetes Kautschuk-
prodult gebende Liane Landolphia owariensis
nicht einfach mehr abschlagen, sondern nur durch
Einkerbungen anzapfen. Aufgabe der Bezirksleiter
wird es sein, bei ihren Reisen die Eingeborenen
der Kautschukdistrikte zu belehren.
Mit der Gepflogenheit der Eingeborenen, den
Wald zum Zwecke der Gewinnung von Farmland
zu roden, wird man bei dem Bestreben, die
Wälder zu erhalten, in erster Linie zu rechnen
haben — voraussichtlich noch viele Jahrzehnte,
so lange, bis der Eingeborene durch Belehrung
und bessere Einsicht, vielleicht auch einmal durch
die Not so weit gekommen sein wird, den Feldbau
rationeller zu betreiben und die Methode des
Düngens anzuwenden. Man wird daher in diesen
wichtigen Waldgebieten schon jetzt Maßnahmen
treffen müssen, um den Wald, besonders aber den
Schutzwald da zu erhalten, wo er nicht unbedingt
zu den Feldkulturen der Eingeborenen benötigt
wird, wo außer den Wäldern noch größere Baum-
steppen zur Bebauung vorhanden sind. Ein
günstiger Umstand ist, daß gerade das bedeutungs-
volle Waldgebiet zwischen Santrokofi und Pampawüe
verhältnismäßig schwach bevölkert ist. Wo es sich
nicht vermeiden läßt, daß die Eingeborenen den
Wald zwecks Erzeugung der für ihren Lebens-
bedarf notwendigen Feldfrüchte roden, da erscheint
es mir eine höchst dankbare Aufgabe, die Ein-
geborenen zu einer noch ausgedehnteren Kultur
der Olpalme auf den ausgebauten Feldern zu
veranlassen. Dadurch wird ein wesentlich besserer
Bodenschutz erzielt werden, die Baumsteppen-
bildungen werden zum großen Teil vermieden,
unter günstigen Umständen wird sich sogar wieder
Wald auf natürlichem Wege bilden. Dazu kommt
noch der hohe, dauernde Nutzwert der Olpalme.
Dagegen halte ich es unter den besonderen
gegebenen Umständen für höchst bedenklich, den
Eingeborenen auf die Kultur von Kakao hin-
zulenken. Die Einführung einer ausgedehnten
Kakaokultur in diesen Waldgebieten würde eine
eenorme Vermehrung der Waldrodungen zur Folge
haben, da außer den Kakaofeldern auch noch die
Felder zur Erzeugung des Lebensunterhaltes,
also von Jams, Mais, Erdnüsse usw. bestellt
werden müßten. In der Tagespresse ist unter
Hinweis auf die enorme Steigerung des Anbaues
von Kakao in der Goldküstenkolonie die Kakao-
kultur in Togo befürwortet worden. Unzweifelhaft
wird der Eingeborene die Kakaokultur aufnehmen,
sobald er seinen Vorteil dabei erblickt; er wird
ohne Bedenken dazu Wald roden, besonders wenn
er von der Regierung noch ermnntert wird.
Nach den unseren Waldungen in Mittel-Togo
nicht abzusprechenden besonderen Wohlfahrtseigen-
schaften würde aber dort die Einführung des
Kakaobaues gleichbedeutend sein mit einer schweren
Schädigung der allgemeinen Interessen Süd-
Togos. Es ist eben ein Unterschied, ob in wald-
reichen Gebieten, in Ländern, wo der Wald
wegen seiner kolossalen Ausdehnung geradezu ein
Kulturhemmnis bildet, Breschen in den Wald ge-
schlagen werden, oder ob man in waldarmen
Ländern die spärlichen Überreste einer schützenden
Waldvegetation zugunsten einer vorübergehenden
Erwerb liefernden Kultur opfern will.