Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Ficus-Arten auffällt. Einige von ihnen erreichen 
beträchtliche Dimensionen, starke Stämme mit aus- 
gesprochener Bretterwurzelbildung und kugligen 
dichten Laubkronen, die sich wie riesige Lauben 
über, dem dichten Buschwerk erheben. Charakte= 
ristisch sind ferner eine große, auffallend schöne 
Anthocleista-Art, eine Mesogyne mit grauen 
Säulenstämmen, die zu Einbäumen verarbeitet 
werden, und horizontal abstehenden Asten, sowie 
besonders eine schöne Leguminose mit feinem 
dunkelgrünen Fiederlaub und zahllosen gelblich- 
weißen Blütentrauben. Ganz ähnlich ist der 
Wald auf den kleinen Inseln nördlich von 
Kwidschwi und an einigen Stellen in der Ufer- 
zone dieser großen Insel selbst. 
Das nur wenige Geviertkilometer große, von 
Kwidschwi etwa vier Kilometer entfernte Wau be- 
herbergt von größeren Säugetieren nur Antilopen, 
und zwar eine Tragelaphus-(Buschbock-) Art, 
wie an einem erlegten Exemplare festgestellt 
werden konnte. 
Das Zentralmassiv von Kwidschwi, das sich 
bis achthundert Meter über dem Seespiegel er- 
hebt, trägt einen Wald von ganz anderem 
Charakter als Wau, herrlichen Bergwald mit 
quellenreichen Schluchten, in denen Baumfarne 
nicht selten sind. Dieser Wald erinnert etwas 
an den westlichen Rugege. Die Eckebergia, die 
hier im Schmuck gelblich-weißer Blütenrispen 
prangte, und das große Parinarium bilden einen 
wichtigen Teil des Bestandes. Aus der Kraut- 
flora des Niederwuchses möge hier das Vor- 
kommen mehrerer Begonien= und Balsaminen= 
arten Erwähnung finden. Bemerkt soll noch 
werden, daß in allen durchzogenen Wäldern der 
Hauptwert auf die Erlangung möglichst voll- 
ständigen Blüten= und Fruchtmaterials der ton- 
angebenden Bäume gelegt wurde. 
Der Urwald auf Kwidschwi beherbergt eine 
sehr reiche Wirbellosen-Fauna, namentlich fallen 
hier wundervolle Großschmetterlinge in die Augen, 
die bisher noch nicht in nennenswerter Menge 
angetroffen wurden. Von größeren Vertretern 
“ westlichen Faunengebiets wurden ferner zwei 
Meerkatzenarten und wiederum der Riesenturaco 
estgestellt.“ 
b Von Kissenyi aus werden die Herren Mild- 
* nud Schubotz noch einen Abstecher zum 
uuhonde= und Mwuleru-See unternehmen, 
außer floristischen Fragen eine interessante 
Wologische zu lösen, um diese Seen vor allem auf 
ibre Fischfauna hin zu untersuchen, deren Existenz 
, Hauptmann Herrmann bestritten wird. Ich 
7 zer besuchte mit den Residenten v. Grawert 
und vberleumant Knecht, Leumant v. Wiese 
viel . v. Raven diesen See und fand in 
elen Hütten eine rege Industrie von Fischreusen, 
  
so daß die Annahme, man habe es mit einem 
Fischervolk par excellence zu tun, berechtigt er- 
schien. Wir fanden indes niemals Fische in den 
Hütten, wohl aber beherbergten diese eine Fülle 
großer und kleiner Körbe, bis zum Rande mit 
zum Teil noch lebenden Fröschen gefüllt, ebenso 
viele in getrocknetem Zustande, zu acht bis zehn 
untereinander zwischen zwei Stäbchen geklemmt, 
ganz symmetrisch, den Kopf einmal rechts, einmal 
links. 
Die Wasserfaung im Ruhondo-See ist sonst 
reich; Fischotter, Reiher, Entvögel aller Art sind 
sehr häufig. Wir erlegten eine große Anzahl. 
Von hier zurückkehrend, machten Leutnant 
v. Wiese, Dr. v. Raven und ich einen Abstecher 
an die Ostgruppe der Vulkane, und zwar be- 
zogen wir ein Standlager auf dem Sattel zwischen 
Sabyino und Mgahinga. Es galt dem hier 
bisher erst in zwei Exemplaren erlegten Gorilla 
(impundu der Waruanda), dem Bergelefanten 
und dem bisher hier noch nicht erbeuteten Leo- 
parden sowie der übrigen hiesigen, noch ganz 
unbekannten Faung. Es gelang uns, zwei Ele- 
fanten zur Strecke zu bringen, wovon einer auf 
mein Konto kam, und einen kapitalen Leoparden 
im Eisen zu fangen. 
Der Bergelefant ist tatsächlich ein solcher, 
denn wir spürten ihn nur in Höhenlagen von 
3400 bis 2200 m. In die Ebenen scheint er 
nicht hinabzusteigen. Der größte erlegte maß 
3,05 m Rückenhöhe bei einer Körperlänge von 
3,50 m und einer Zahnlänge von 2,05 m; er 
muß als ein starkes Exemplar der Bergrasse an- 
gesehen werden. 
Eine mühsame Tour durch den dichten Bambus 
in den Sattel zwischen Mgahinga und Muha- 
wura, auf der (außer auf Elefantenpfaden) die 
langen Buschmesser helfen mußten, zeigten uns 
die frische Losung und Fährte des Gorilla 
sowie fünf über eine Waldblöße wechselnde Ele- 
fanten. . 
Festgestellt wurden ferner vereinzelt der Löwe 
sowie anscheinend zwei Arten Leoparden ver- 
schiedener Größe, Wildkatzen und verschiedene 
Affenarten, von denen der Kmia, der Rothaar- 
ffe, vorherrscht. Ferner der Buschbock, von denen 
ich ein Exemplar auf einer Waldwiese hart am 
sumpfigen Wasser schoß. 
Die Erzählungen der Eingeborenen beschäftigen 
sich ferner viel mit einem Raubtiere, das ein 
Mittelding zwischen Löwe und Leopard sein soll 
und von den Leuten Kimisi genannt wird. Bis 
jetzt hat noch kein Europäer dieses Tier gesichtet; 
es dürfte sich wohl um eine große Wildkatzenart 
handeln. 
Die Temperatur war sehr niedrig. Im Durch 
schnitt zeigte das hundertteilige Thermometer 
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