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3,151 Zugkilometern. Die durchschnittliche Zug-
stärke betrug 42,53 Achsen.
Die Gesamtbeförderung für die Zeit vom
16. Dezember 1906 bis 31. März 1907 betrug
bei einer Betriebslänge von 580 km 5874 Per-
sonen und 6080 t Güter. Die Gesamteinnahme
für die gleiche Zeit betrug 479 672,25, die Ge-
samtausgabe 450 812,46 Mark. Während des
laufenden Geschäftsjahres hat sich der Verkehr
der Bahn erheblich gehoben. Es ist ins-
besondere möglich gewesen, die bedeutenden
Transporte, welche durch die im Juni d. Is.
begonnene Verschiffung unserer Kupfererze von
Tsumeb nach Swakopmund über die Bahn gingen,
neben den Leistungen für den allgemeinen Ver-
kehr zu bewältigen.
Die Bergbauarbeiten haben sich in erster
Linie auf die Vorrichtungsarbeiten zum Abbau
des Kupfererzlagers in Tsumeb erstreckt. Da-
neben wurden Wohngebäude für die Beamten,
Angestellten und Arbeiter an Stelle der provi-
sorischen Unterkunftsräume hergestellt.
Der am Ostende des Vorkommens begonnene
Tagebau, dessen erster Stoß auf 7 Meter Tiefe
erreicht wurde, ist bestimmt, nach Wegschaffung
des tauben Abraums eine neue Angriffsstelle zu-
nächst zum Abbau des Ostfeldes zu schaffen.
Sowohl am Ost= wie am Westerzkörper ist im
Laufe des Berichtsjahres die Förderung am Aus-
biß in Angriff genommen worden. Im Interesse
der Verhüttung der Erze am Gewinnungsorte
wurden vier größere Erzmuster von 50 Tonnen
nach Europa verschifft, wo dieselben auf ver-
schiedenen Hüttenwerken verschmolzen wurden.
Diese Versuche begegneten keinen Schwierigkeiten.
Die Fundamente für die Kessel= und Maschinen-
anlage der Hütte sind zum größten Teile fertig-
gestellt worden; desgleichen sind die Stützmauern
für die am Bergeshang liegenden Beschickungs-
und Erztaschensohlen vollendet worden.
Die Lieferungen für den Hauptförderschacht,
die maschinelle Anlage der Seilebene, die Maschinen
und Gebläseanlage der Hütte, die Eisenteile des
ersten Schmelzofens sind zu Ende des Berichts-
jahres in Tsumeb angelangt. Im ganzen wurden
an bergbaulichem Material 2070t und 11 167 ehm
verschifft und an Ort und Stelle gebracht.
Die Hochdruckwasserleitung vom Otzjikoto-
See nach Tsumeb ist mit äußerster Kraft gefördert
und im Januar 1907 mit einer Dampfpumpe in
Betrieb genommen worden. Durch die Anlage
der Wasserleitung und die Entfernung des bis
dahin für Aufspeicherung des für die Banuarbeiten
benötigten Stauwassers hofft die Direktion den
gesundheitlichen UÜbelständen abgeholfen zu haben.
Die Wirkungen der Wasserleitung gegen die be-
sonders in den Monaten März bis Mai 1907
mit besonderer Heftigkeit aufgetretenen Malaria=
erkrankungen werden sich allerdings erst in und
nach der Regenzeit des Jahres 1908 zeigen können.
Die Beschaffung der Bergbauarbeiter
ist Gegenstand besonderer Sorge gewesen, da sich
mit dem Fortschreiten der Arbeiten herausgestellt
hat, daß nur wenige Ovambos für die unter
Tage vorgenommenen schwereren Arbeiten taug-
lich sind, zu welchen in der Hauptsache Hereros
verwendet werden. Für die Aufbereitung und
Handscheidung der gewonnenen Erze werden nebst
Eingeborenenfrauen meist Ovambos verwendet.
Die Mindestzahl der Arbeiter betrug: 17 Weiße,
112 Eingeborene, die Höchstzahl betrug: 96 Weiße
und 740 Eingeborene.
Während des gegenwärtigen Geschäftsjahres
sind sowohl die Vorrichtungsarbeiten für den
Abbau der Kupfererze in Tsumeb kräftig geför-
dert, als auch der Abbau selbst nachhaltig be-
trieben worden. Die weiteren Aufschlußarbeiten
nach der Tiefe hin haben erwiesen, daß das Erz
des Ostfeldes wesentlich reicher ist als bisher an-
genommen wurde. Beim Abbau des Ausbisses
wurden namentlich im Ostfelde besonders reiche
Erze gewonnen. Die Gesamtförderung an
Erzen betrug bis November 1907 etwa 15 000 t.
Nachdem Mitte Juni 1907 mit der Ver-
schiffung von Kupfererzen nach Europa begonnen
wurde, sind bis Mitte November 7181t Erze zur
Verschiffung gelangt.
Die Hüttenanlage wurde soweit vollendet,
daß am 10. September 1907 der erste Schmelz=
ofen angeblasen werden konnte; die Schmelz-
versuche zur Erzielung einer richtigen Beschickung
dauern noch fort.
Die South West Africa Company, Limited,
hat sich am Ende des Berichtsjahres entschlossen,
an die Hauptlinie der Gesellschaftsbahn auf eigene
Rechnung die Zweiglinie Otavi— Groot-
fontein anzubauen; eine Strecke von etwa
92 km, welche unsere zum späteren Abbau be-
stimmten Kupfererzvorkommen im Otavital mit
der Hauptlinie verbindet.
In Erfüllung eines Beschlusses des Ver-
waltungsrats hat sich der Vorsitzende der Direktion,
Baurat Gaedertz, am 11. Mai 1907 nach Süd-
westafrika begeben, um eine Besichtigung der
Arbeiten vorzunehmen und mit den Behörden
des Schutzgebiets über die Arbeiterfrage in Ver-
handlungen einzutreten. Die Ergebnisse dieser
Reise sind in eingehenden Berichten an den Ver-
waltungsrat niedergelegt und in ihren wesent-
lichen Teilen zu dessen Kenntnis gebracht worden.
Zu unserem schmerzlichen Bedauern ist Baurat
Gaedertz an den Folgen eines Eisenbahnunfalles,
den er am 23. Juli während der Bereisung der
Regierungsbahn im Bahnhof Karibib erlitten