Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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und Arbeitermangel überhaupt die Folge davon 
ist, kann nicht ausbleiben. 
Der Schiffsverkehr in den Häfen von St. Croix 
hat im Jahre 1907 abgenommen; die Insel 
wurde von ungefähr 40 Dampfern besucht, im 
übrigen nur von kleinen Schonern und ähnlichen 
Küstenfahrzeugen. Auch die Einfuhr der Insel 
hat abgenommen; es werden nur noch die not- 
wendigsten Lebensbedürfnisse importiert, und zwar 
liefern die Vereinigten Staaten die hauptsächlichsten 
Provisionen, während billige Schnitt= und Kurz- 
waren sowie Getränke usw. zu etwa gleichen 
Teilen von Deutschland und Dänemark bezogen 
werden. Was die Ausfuhr anbetrifft, so hat der 
Zuckerexport etwas nachgelassen, der Baumwoll= 
export aber etwas zugenommen. Statistische An- 
gaben über Schiffahrt und Handel der Insel St. 
Croix sind nicht erhältlich. 
St. John. 
Über diese Insel ist wenig zu sagen; sie ist 
fruchtbarer als St. Thomas und würde sich wohl 
zur Landwirtschaft eignen. Infolge der mißlichen 
Arbeiterverhältnisse aber hätten irgend welche 
landwirtschaftliche Unternehmungen dort gar keine 
Aussicht auf nutzbringende Erfolge. Die Bevöl- 
kerung der Insel, aus etwa 500 Farbigen und 
zwei bis drei Weißen bestehend, betreibt nur etwas 
Biehzucht in kleinem Maßstabe. Im übrigen sind 
die Ländereien schon seit langen Jahren unbebaut 
und kommen allmählich wieder in das Stadium 
des Urwaldes. Das Arcal der Insel befindet 
sich zum weitaus größten Teil im Besitz von 
Privatleuten; es ist aber sehr zweifelhaft, ob sich 
diesen in absehbarer Zeit überhaupt einmal Ge- 
legenheit bieten wird, ihren Grundbesitz in nutz- 
bringender Weise zu verwerten. 
(Bericht des Kais. Konsulats in St. Thomas [Antillenl.) 
  
Delzrobbensagd an der Küfte von Rloska 1907. 
Eine Flotte von 35 Schonern unter japa- 
nischer Flagge und 15 Schonern aus Britisch- 
Columbia lag in der Saison 1906/07 der 
Pelzrobbenjagd in der Umgebung der Pribiloff= 
Inseln ob. Die kanadischen Schiffe begannen die 
Jagd am 1. August und beendeten sie im Oktober; 
sie waren durch den Pariser Schiedsspruch ge- 
bunden, in der Bering-See vor dem 1. August 
oder innerhalb eines Gebietes von 60 Meilen 
um die Pribiloff-Inseln Pelzrobben nicht zu erlegen. 
Die japanische Flotte aber, die durch keine inter- 
nationale Abmachung in Ausübung der Jagd 
zeitlich oder örtlich beschränkt war, durfte nur 
nicht die Grenze der amerikanischen Territorial= 
gewässer überschreiten, die in einem Abstand von 
drei Meilen um die Pribiloff-Inseln sich hinzieht. 
  
Fast täglich werden daher japanische Schiffe und 
Boote von den Inseln aus in Ausübung der 
Robbenjagd gesichtet, an manchen Tagen 23 Scho- 
ner und über 30 kleine Boote. 
Infolge dieser eifrigen Tätigkeit der Robben- 
jägerflotten wurde die Zahl der Zuchtweibchen 
von der Pelzrobbenherde der Pribiloff-Inseln auf 
ungefähr 50 000 verringert, und man muß hier- 
nach wohl eine baldige Vernichtung der Tiere 
befürchten. Dagegen ließ die in den letzten Jahren 
bemerkte Abnahme der zeugungsfähigen männlichen 
Robben in der letzen Saison nach; an den Zucht- 
brutplätzen der Inseln ließ sich im Sommer sogar 
eine Zunahme der reifen männlichen Robben fest- 
stellen. Auf St. Paul hielten sich im letzten Jahre 
1183 Robbenbullen an den Brutplätzen auf gegen 
1244 im Jahre 1906; dazu kamen noch an- 
nähernd 200 junge männliche Robben, so daß 
die Gesamtzahl der Männchen in beiden Jahren 
annähernd gleich war. Auf St. George wurden 
221 Bullen gezählt gegen 208 im Vorijahr, so 
daß dort tatsächlich eine Zunahme eingetreten war. 
Diese Steigerung des mänmnlichen Bestandes ist 
lediglich den Bestimmungen des Fischerei-Bureaus 
der Vereinigten Staaten zu verdanken, durch die 
eine Schonung junger Männchen für Zuchtzwecke 
angeordnet wurde. Bei Einstellung der Jagd 
auf Pelzrobben zur See und bei weiterer Fort- 
führung der Schonvorschriften für das Inselgebiet 
ließen sich hiernach gute Erfolge in Erhaltung 
und Vermehrung der wertvollen Tiere erwarten. 
Auf den Pribiloff-Inseln selber wurden wäh- 
rend der Saison bis zum 31. Juli 1907 insge- 
samt 15 000 Stück Pelzrobbenfelle erbeutet, wo- 
von 12 384 Stück auf St. Paul und 2580 auf 
St. George entfielen. Von dieser Gesamtzahl 
wurden 35 Felle zurückbehalten, weil sie das 
durch die Regierungsbestimmungen vorgeschriebene 
Gewicht nicht erreichten. Während der Periode 
vom 12. Mai bis 29. Juli 1907 wurden auf 
St. Paul 16 089 Robben gejagt und hiervon 
10 966 oder 68 v. H. getötet. Auf St. George 
jagte man vom 7. Juni bis 29. Juli 4636 Stück 
und tötete 2072 oder 44 v. H. Die hbchste zu- 
lassige Zahl von 15 000 Fellen wurde auf den 
beiden Inseln noch vor dem gesetzlichen Ende der 
Jagdsaison erbeutet; hätte man die Jagd bis zum 
31. Juli fortsetzen können, dann wären noch 
mindestens 1500 Felle gewonnen worden. Für 
Zuchtzwecke reserviert wurden wie gewöhnlich 
1000 Stück zweijährige und 1000 Stück drei- 
jährige Robbenmännchen. Diesen wurden die 
Köpfe mit Schafscheren geschoren, so daß eine 
Marke entstand, die den ganzen Sommer hindurch 
erkennbar blieb. 
(Nach dem Report of the Scerctarr ol Commerce 
and Labor.)
	        
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