W 643 2e□
und Arbeitermangel überhaupt die Folge davon
ist, kann nicht ausbleiben.
Der Schiffsverkehr in den Häfen von St. Croix
hat im Jahre 1907 abgenommen; die Insel
wurde von ungefähr 40 Dampfern besucht, im
übrigen nur von kleinen Schonern und ähnlichen
Küstenfahrzeugen. Auch die Einfuhr der Insel
hat abgenommen; es werden nur noch die not-
wendigsten Lebensbedürfnisse importiert, und zwar
liefern die Vereinigten Staaten die hauptsächlichsten
Provisionen, während billige Schnitt= und Kurz-
waren sowie Getränke usw. zu etwa gleichen
Teilen von Deutschland und Dänemark bezogen
werden. Was die Ausfuhr anbetrifft, so hat der
Zuckerexport etwas nachgelassen, der Baumwoll=
export aber etwas zugenommen. Statistische An-
gaben über Schiffahrt und Handel der Insel St.
Croix sind nicht erhältlich.
St. John.
Über diese Insel ist wenig zu sagen; sie ist
fruchtbarer als St. Thomas und würde sich wohl
zur Landwirtschaft eignen. Infolge der mißlichen
Arbeiterverhältnisse aber hätten irgend welche
landwirtschaftliche Unternehmungen dort gar keine
Aussicht auf nutzbringende Erfolge. Die Bevöl-
kerung der Insel, aus etwa 500 Farbigen und
zwei bis drei Weißen bestehend, betreibt nur etwas
Biehzucht in kleinem Maßstabe. Im übrigen sind
die Ländereien schon seit langen Jahren unbebaut
und kommen allmählich wieder in das Stadium
des Urwaldes. Das Arcal der Insel befindet
sich zum weitaus größten Teil im Besitz von
Privatleuten; es ist aber sehr zweifelhaft, ob sich
diesen in absehbarer Zeit überhaupt einmal Ge-
legenheit bieten wird, ihren Grundbesitz in nutz-
bringender Weise zu verwerten.
(Bericht des Kais. Konsulats in St. Thomas [Antillenl.)
Delzrobbensagd an der Küfte von Rloska 1907.
Eine Flotte von 35 Schonern unter japa-
nischer Flagge und 15 Schonern aus Britisch-
Columbia lag in der Saison 1906/07 der
Pelzrobbenjagd in der Umgebung der Pribiloff=
Inseln ob. Die kanadischen Schiffe begannen die
Jagd am 1. August und beendeten sie im Oktober;
sie waren durch den Pariser Schiedsspruch ge-
bunden, in der Bering-See vor dem 1. August
oder innerhalb eines Gebietes von 60 Meilen
um die Pribiloff-Inseln Pelzrobben nicht zu erlegen.
Die japanische Flotte aber, die durch keine inter-
nationale Abmachung in Ausübung der Jagd
zeitlich oder örtlich beschränkt war, durfte nur
nicht die Grenze der amerikanischen Territorial=
gewässer überschreiten, die in einem Abstand von
drei Meilen um die Pribiloff-Inseln sich hinzieht.
Fast täglich werden daher japanische Schiffe und
Boote von den Inseln aus in Ausübung der
Robbenjagd gesichtet, an manchen Tagen 23 Scho-
ner und über 30 kleine Boote.
Infolge dieser eifrigen Tätigkeit der Robben-
jägerflotten wurde die Zahl der Zuchtweibchen
von der Pelzrobbenherde der Pribiloff-Inseln auf
ungefähr 50 000 verringert, und man muß hier-
nach wohl eine baldige Vernichtung der Tiere
befürchten. Dagegen ließ die in den letzten Jahren
bemerkte Abnahme der zeugungsfähigen männlichen
Robben in der letzen Saison nach; an den Zucht-
brutplätzen der Inseln ließ sich im Sommer sogar
eine Zunahme der reifen männlichen Robben fest-
stellen. Auf St. Paul hielten sich im letzten Jahre
1183 Robbenbullen an den Brutplätzen auf gegen
1244 im Jahre 1906; dazu kamen noch an-
nähernd 200 junge männliche Robben, so daß
die Gesamtzahl der Männchen in beiden Jahren
annähernd gleich war. Auf St. George wurden
221 Bullen gezählt gegen 208 im Vorijahr, so
daß dort tatsächlich eine Zunahme eingetreten war.
Diese Steigerung des mänmnlichen Bestandes ist
lediglich den Bestimmungen des Fischerei-Bureaus
der Vereinigten Staaten zu verdanken, durch die
eine Schonung junger Männchen für Zuchtzwecke
angeordnet wurde. Bei Einstellung der Jagd
auf Pelzrobben zur See und bei weiterer Fort-
führung der Schonvorschriften für das Inselgebiet
ließen sich hiernach gute Erfolge in Erhaltung
und Vermehrung der wertvollen Tiere erwarten.
Auf den Pribiloff-Inseln selber wurden wäh-
rend der Saison bis zum 31. Juli 1907 insge-
samt 15 000 Stück Pelzrobbenfelle erbeutet, wo-
von 12 384 Stück auf St. Paul und 2580 auf
St. George entfielen. Von dieser Gesamtzahl
wurden 35 Felle zurückbehalten, weil sie das
durch die Regierungsbestimmungen vorgeschriebene
Gewicht nicht erreichten. Während der Periode
vom 12. Mai bis 29. Juli 1907 wurden auf
St. Paul 16 089 Robben gejagt und hiervon
10 966 oder 68 v. H. getötet. Auf St. George
jagte man vom 7. Juni bis 29. Juli 4636 Stück
und tötete 2072 oder 44 v. H. Die hbchste zu-
lassige Zahl von 15 000 Fellen wurde auf den
beiden Inseln noch vor dem gesetzlichen Ende der
Jagdsaison erbeutet; hätte man die Jagd bis zum
31. Juli fortsetzen können, dann wären noch
mindestens 1500 Felle gewonnen worden. Für
Zuchtzwecke reserviert wurden wie gewöhnlich
1000 Stück zweijährige und 1000 Stück drei-
jährige Robbenmännchen. Diesen wurden die
Köpfe mit Schafscheren geschoren, so daß eine
Marke entstand, die den ganzen Sommer hindurch
erkennbar blieb.
(Nach dem Report of the Scerctarr ol Commerce
and Labor.)