Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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4 Tons Baumwolle, welche mit 8 Pence pro lb 
bezahlt wurden. Ein Ansiedler in der Nachbar- 
schaft hat noch bessere Preise erzielt. Besonders 
geglückt sind die Anbauversuche mit der ägyp- 
tischen Abbasi-Varietät. 
Die niedrig liegenden Gegenden am Viectoria- 
see sind sehr fruchtbar. Sie haben vor den 
Küstenländern den Vorzug, daß sie von einer be- 
triebsamen landwirtschaftlichen Bevölkerung dicht 
bewohnt sind. Da diese Gegenden aber sehr un- 
gesund sind, können Konzessionen für die Ent- 
wicklung dieses Landes nur an solche Personen 
oder Gesellschaften gewährt werden, deren finan- 
zielle Verhältnisse einen periodischen Wechsel des 
Beamtenstabes gestatten. 
Forstwesen. 
Die Forsten an der Küste sind im Berichts- 
jahre nur in geringem Umfange ausgebeutet 
worden. Nur die Mangrovenbestände haben 
Rinde zur Ausfuhr und Holz zu Hausbrand= und 
Bauzwecken geliefert. Mit der Sammlung von 
Kautschuk ist fortgefahren worden. Zweifellos 
würden auch mit der Anpflanzung von Kautschuk 
liefernden Pflanzen Erfolge erzielt werden können. 
Die Versuchsanpflanzungen der Regierung von 
Teakbäumen sind gut gediehen, besonders zu 
Mazeras, wo die Bäume jetzt 18 Fuß hoch 
stehen. 
Die Uganda-Eisenbahn verbraucht sehr viel 
Holz als Feuerungsmaterial, was für sie eine 
große Betriebsersparnis darstellt. 
Unterrichtswesen. 
Das Unterrichtswesen im Protektorat liegt fast 
ausschließlich in den Händen der Missionen. Im 
ganzen beteiligen sich an demselben elf verschie- 
dene Gesellschaften. Zu Nairobi bestehen zwei 
Schulen für enropäische Kinder. Die eine wird 
von der Mission vom heiligen Geist, die andere 
von der Uganda-Eisenbahn unterhalten. Mit der 
letzteren ist auch eine Schule für Kinder der in- 
dischen Angestellten verbunden. 
[Post und Telegraph. 
Aus dem Post= und Telegraphenwesen wurden 
im Jahre 1905/06 15 267 & an Einnahmen er- 
zielt. Die Ausgaben beliefen sich auf 21 657 K. 
Das Telegraphennetz des Landes war 2167 Miles 
lang. 
Allgemeine Bemerkungen. 
Von allgemeinem Interesse dürften die Löhne 
sein, die im Protektorat gezahlt wurden. Es 
erhielten: 
  
pro Monat 
Hausdiener 10 bis 0 Rs. 
jugendliche Hausdiener % 
v 
vu 
Träger, je nach dem Distritt - - 
Köche (indische) .. 35.. 50 
Köche (Suaheli)p . 20 = 25" 
Arbeiter (an der Küste) . 10 -14- 
Arbeiter (im Innern) . 8 
Zimmerleute (eingeborene) 1 . 30 
- (indische) 30= 60 
Maler und Maurer. . 30 60 = 
Ackerknechte (eingeborene. 7 16 
Ackerknechte (indische 20 
Europäische Siedlungen gewinnen mehr und 
mehr Bedeutung im Lande, obwohl das Pro- 
tektorat noch keineswegs aus dem Versuchsstadium 
herausgetreten ist. Allerdings ist seit dem ersten 
„Rush“ vor drei Jahren eine starke Ernüchterung 
eingetreten. Immerhin ist in den letzten drei 
Jahren viel nützliche Erfahrung gesammelt worden. 
Manche Bestimmungen des Landgesetzes haben 
nicht die allgemeine Zustimmung gefunden und 
nicht allen Beschwerden der Siedler konnte Rech- 
nung getragen werden. 
Um die Beschwerden der Siedler eingehend 
prüfen zu können, hatte die Regierung im Jahre 
1904 eine Landkommission eingesetzt, welche sich 
mit den allgemeinen Bedingungen, unter denen 
Kronländer verkauft und verpachtet, die Preise 
für die Kronländereien festgesetzt werden sollten 
usw., befassen sollte. Diese Kommission trat mit 
allen zuständigen Stellen im Protektorat in Ver- 
bindung und erstattete im Jahre 1905 ihren Be- 
richt, der im Jahre 1907 dem englischen Ober- 
haus nebst den Antworten der Regierung unter- 
breitet wurde. Die Hauptklage der Kommission 
geht dahin, daß die Regierung zu sehr die Rolle 
des Grundherrn spielt, der auf die Enwicklung 
des Landes durch seine Pächter hinarbeitet. Da- 
durch habe sich ein fast feudales Verhältnis 
zwischen ihr und den Landpächtern herausgebildet- 
Das bestehende System habe zweifellos dazu bei- 
getragen, jede Art von Spekulation zu verhindern, 
aber die Spekulation sei ein geringeres lbel als 
die Stagnation und deshalb sei es, um eine 
schnellere Entwicklung des Landes sicher zu stellen, 
äu wünschen, daß alle Beschränkungen, die dem 
Verkauf und der Übertragung von Ländereien 
auferlegt seien, soweit wie möglich aufgehoben 
würden. Die Landbesitzrechte sollten so sicher wie 
möglich und die Pachtverpflichtungen so leicht wie 
möglich gemacht werden. Große Landkonzessionen 
ohne entsprechende Verpflichtungen sollten aller- 
dings auch in Zukunft vermieden werden; falls 
sie unter besonderen Verhältnissen doch angebracht 
erschienen, sollten in den Konzessionsbestimmungen 
solche Bedingungen aufgenommen werden, die es 
 
	        
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