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4 Tons Baumwolle, welche mit 8 Pence pro lb
bezahlt wurden. Ein Ansiedler in der Nachbar-
schaft hat noch bessere Preise erzielt. Besonders
geglückt sind die Anbauversuche mit der ägyp-
tischen Abbasi-Varietät.
Die niedrig liegenden Gegenden am Viectoria-
see sind sehr fruchtbar. Sie haben vor den
Küstenländern den Vorzug, daß sie von einer be-
triebsamen landwirtschaftlichen Bevölkerung dicht
bewohnt sind. Da diese Gegenden aber sehr un-
gesund sind, können Konzessionen für die Ent-
wicklung dieses Landes nur an solche Personen
oder Gesellschaften gewährt werden, deren finan-
zielle Verhältnisse einen periodischen Wechsel des
Beamtenstabes gestatten.
Forstwesen.
Die Forsten an der Küste sind im Berichts-
jahre nur in geringem Umfange ausgebeutet
worden. Nur die Mangrovenbestände haben
Rinde zur Ausfuhr und Holz zu Hausbrand= und
Bauzwecken geliefert. Mit der Sammlung von
Kautschuk ist fortgefahren worden. Zweifellos
würden auch mit der Anpflanzung von Kautschuk
liefernden Pflanzen Erfolge erzielt werden können.
Die Versuchsanpflanzungen der Regierung von
Teakbäumen sind gut gediehen, besonders zu
Mazeras, wo die Bäume jetzt 18 Fuß hoch
stehen.
Die Uganda-Eisenbahn verbraucht sehr viel
Holz als Feuerungsmaterial, was für sie eine
große Betriebsersparnis darstellt.
Unterrichtswesen.
Das Unterrichtswesen im Protektorat liegt fast
ausschließlich in den Händen der Missionen. Im
ganzen beteiligen sich an demselben elf verschie-
dene Gesellschaften. Zu Nairobi bestehen zwei
Schulen für enropäische Kinder. Die eine wird
von der Mission vom heiligen Geist, die andere
von der Uganda-Eisenbahn unterhalten. Mit der
letzteren ist auch eine Schule für Kinder der in-
dischen Angestellten verbunden.
[Post und Telegraph.
Aus dem Post= und Telegraphenwesen wurden
im Jahre 1905/06 15 267 & an Einnahmen er-
zielt. Die Ausgaben beliefen sich auf 21 657 K.
Das Telegraphennetz des Landes war 2167 Miles
lang.
Allgemeine Bemerkungen.
Von allgemeinem Interesse dürften die Löhne
sein, die im Protektorat gezahlt wurden. Es
erhielten:
pro Monat
Hausdiener 10 bis 0 Rs.
jugendliche Hausdiener %
v
vu
Träger, je nach dem Distritt - -
Köche (indische) .. 35.. 50
Köche (Suaheli)p . 20 = 25"
Arbeiter (an der Küste) . 10 -14-
Arbeiter (im Innern) . 8
Zimmerleute (eingeborene) 1 . 30
- (indische) 30= 60
Maler und Maurer. . 30 60 =
Ackerknechte (eingeborene. 7 16
Ackerknechte (indische 20
Europäische Siedlungen gewinnen mehr und
mehr Bedeutung im Lande, obwohl das Pro-
tektorat noch keineswegs aus dem Versuchsstadium
herausgetreten ist. Allerdings ist seit dem ersten
„Rush“ vor drei Jahren eine starke Ernüchterung
eingetreten. Immerhin ist in den letzten drei
Jahren viel nützliche Erfahrung gesammelt worden.
Manche Bestimmungen des Landgesetzes haben
nicht die allgemeine Zustimmung gefunden und
nicht allen Beschwerden der Siedler konnte Rech-
nung getragen werden.
Um die Beschwerden der Siedler eingehend
prüfen zu können, hatte die Regierung im Jahre
1904 eine Landkommission eingesetzt, welche sich
mit den allgemeinen Bedingungen, unter denen
Kronländer verkauft und verpachtet, die Preise
für die Kronländereien festgesetzt werden sollten
usw., befassen sollte. Diese Kommission trat mit
allen zuständigen Stellen im Protektorat in Ver-
bindung und erstattete im Jahre 1905 ihren Be-
richt, der im Jahre 1907 dem englischen Ober-
haus nebst den Antworten der Regierung unter-
breitet wurde. Die Hauptklage der Kommission
geht dahin, daß die Regierung zu sehr die Rolle
des Grundherrn spielt, der auf die Enwicklung
des Landes durch seine Pächter hinarbeitet. Da-
durch habe sich ein fast feudales Verhältnis
zwischen ihr und den Landpächtern herausgebildet-
Das bestehende System habe zweifellos dazu bei-
getragen, jede Art von Spekulation zu verhindern,
aber die Spekulation sei ein geringeres lbel als
die Stagnation und deshalb sei es, um eine
schnellere Entwicklung des Landes sicher zu stellen,
äu wünschen, daß alle Beschränkungen, die dem
Verkauf und der Übertragung von Ländereien
auferlegt seien, soweit wie möglich aufgehoben
würden. Die Landbesitzrechte sollten so sicher wie
möglich und die Pachtverpflichtungen so leicht wie
möglich gemacht werden. Große Landkonzessionen
ohne entsprechende Verpflichtungen sollten aller-
dings auch in Zukunft vermieden werden; falls
sie unter besonderen Verhältnissen doch angebracht
erschienen, sollten in den Konzessionsbestimmungen
solche Bedingungen aufgenommen werden, die es