Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Aufseher über die Maloll deren Sprache erlernt 
und einigen Einfluß auf die Leute gewonnen. 
Ich sandte nun diesen Diener nach Maloll. 
Vergeblich. Bei seinem zweiten Besuch fand er 
das Dorf verlassen. Die Eingeborenen waren 
über die Lagune gezogen und lebten im Busch. 
Nun ließen mir die Maloll sagen, sie würden 
mit den Siaute-Leuten (Bergdorf) zusammen die 
Wultalul-Leute und dann die Station überfallen. 
Wultalul wandte sich um Schutz an die Station. 
Erkundigungen in Siaute ergaben jedoch, daß 
dieses treu bleiben und sich nicht in die Maloll- 
sache mischen wolle. Eine unmittelbare Gefahr 
für Wultalul lag demnach nicht vor. Kurz danach 
überfielen die Maloll, unweit Wultalul, den Schieß- 
jungen Nawe. Beim Handgemenge ging diesem 
das Gewehr los und er konnte sich in die 
Sümpfe flüchten, von wo er nach zwei Tage 
langem Umherirren den Weg nach Eitapé zurück- 
fand. Gleichzeitig traf die Meldung ein, daß 
ein großes nach der Station unterwegs befind- 
liches Kanu aus Arop von Maloll überfallen 
und zerschlagen worden sei; die Arop hatten 
sich durch Flucht gerettet. Wultalul meldeten 
zugleich, man könne das Dorf nicht mehr ver- 
lassen, da der Busch voll feindlicher Maloll stecke, 
Nahrung sei auch nicht mehr vorhanden. 
Bis zu diesem Augenblicke war von der 
Station nicht die geringste Feindseligkeit gegen 
Maloll unternommen worden. Nun aber, da 
jede Aussicht, auf friedlichem Wege weiterzu- 
kommen, geschwunden war, entschloß ich mich, 
gegen Maloll vorzugehen. 
Zwei Abteilungen versuchten Malon von der 
Landseite zu überraschen, das Dorf war aber 
verlassen. Ich mußte mich also zum Buschkriege 
entschließen. Eine Abteilung beließ ich mit fünf- 
undzwanzig Soldaten in Maloll; sie sollte die 
Schlupfwinkel der Eingeborenen auffinden. Diese 
hatten keinen festen Wohnsitz mehr, sondern zogen 
in größeren Banden, rot bemalt und mit Blättern 
behangen, im vollen Kriegsschmucke im Busche 
umher. Stets wenn eine solche Bande gestellt 
wurde, entspann sich ein heftiges Gefecht. In 
mehreren Gefechten verlor der Feind sechzehn 
Tote und vier Gefangene. Die Polizeitruppe 
hatte einen Schwerverwundeten. Das Gelände 
war äußerst schwierig. Unsere Truppe marschierte 
oft fast bis an die Hüsten im Sumpf. Die Wege 
waren mit Fußangeln besetzt, in die trotz größter 
Vorsicht doch ein Soldat trat. 
Schließlich zeigte sich, daß die Polizeitruppe 
zu schwach war, um in solchem Gelände einen 
numerisch zwanzigfach überlegenen Feind energisch 
verfolgen zu können. Fünfundzwanzig Mann 
standen im Felde, nach der Stärke der Truppe 
sollten somit ebensoviel Mann auf der Station 
  
verbleiben. In Wirklichkeit hatte ich nach Abzug 
der Wache, der Pferdejungen, der Kranken, kaum 
eine Bootsbesatzung auf der Station, da einige 
Leute zum Ersatz für im Busch Erkrankte stets 
unterwegs sein mußten. Aus diesem Grunde 
habe ich nunmehr die Feindseligkeiten eingestell 
und werde es vorläufig wieder mit friedlichen 
Verhandlungen versuchen. 
Die Kämpfe mit Maloll waren seit Monaten 
vorauszusehen, aber nicht zu vermeiden. Leider 
stehen mit dem stark bevölkerten und äußerst 
kriegerischen, von der Verwaltung bis jetzt fast 
ganz unberührt gebliebenen Westen überhaupt 
noch weitere Verwickelungen bevor. 
O 
samerun. 
Durch das Makageblet nordwestlich der 
Dume Station.) 
Von der Station aus gelangte ich am 4. Juli 
nach sechsstündigem, durch Urwald führenden 
Marsch zu den ersten Niederlassungen des Häupt- 
lings Ngila, dessen Dörfer mit über 200 be- 
wohnten Hütten stundenweit die Straße beleben. 
Am 5. Juli erreichte ich durch das Gebiet des 
Häuptlings Mboma hindurch das fast 100 Hütten 
zählende Hauptdorf des Sembiang (Sambial). 
Mit dem Verlassen dieser Dorsschaft am 6. Juli 
betrat ich das auf der Grenze von Gras= und 
Waldland sich hinziehende Gebiet der noch un- 
zuverlässigen Makarbom. 
Durch die freundlich gesinnten, westlich von 
den Makarbom sitzenden Stämme der Bangen, 
Bakene, Bangab hindurch gelangte ich in das 
Land der Anfang dieses Jahres von Hauptmann 
Dominik niedergeworfenen Anwangs. Ihr 
Häuptling Gelemenduke, der nach mannigfacher 
Irrfahrt seit Ende Juni wieder zu den Seinen 
zurückgekehrt ist, hat bereits wieder eine größere 
Anzahl Leute um sich versammelt und mit ihnen 
neue Dörfer angelegt. 
Das durchquerte Gebiet gehört noch zum 
Waldland, hat jedoch infolge intensiver Boden- 
kultur durch eine zahlreiche Bevölkerung bereits 
viel von seinem früheren Charakter verloren; für 
die Entstehung ausgedehnterer Grasparzellen und 
das Zurücktreten des dichten Busches dürfte jedoch 
auch die Höhenlage günstig gewesen sein. 
Im Gebiet der Anwangs ragt die schon bei 
den Bangab und Bakene beginnende Olpalme zu 
vielen Tausenden über den niedrigen Busch empor 
und gibt diesen Landesteilen das Gepräge; die 
*) Aus einem Reisebericht des Oberarztes 
Dr. Berk
	        
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