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losem Sande. Die Kamele sträubten sich zunächst,
hinabzusteigen. Nach vielen Mühen gelang es,
die Tiere zum Strande hinunterzuführen. Sie
setzten sich dabei hinten nieder und kamen teil-
weise rutschend am Strande an. Ein Kamel war
auf halbem Hange hingefallen; da ein Aufrichten
an dem steilen Hange ausgeschlossen war, mußte
es liegend hinuntergezogen werden. Ein Erklettern
des Hanges mit Tieren ist vollkommen unmöglich;
uns selbst gelang es nur auf Händen und Füßen
zu dem gestürzten Kamel zu kommen. Es erscheint
deshalb ausgeschlossen, in dieser Gegend mit
Tieren den Rückmarsch nach Osten anzutreten.
Wir kamen bei Ebbe an den etwa 10 bis
12 m breiten Strand und marschierten am Strande
entlang nach der S. Franziskus-Bucht, an
deren tiefsten Ecke die Wasserstelle Naribis
(Muschel) liegt. Der Strand ist hier bei Ebbe
etwa 20 m breit; dicht an der Düne war ein
kleines Wasserloch gegraben, das wir erweiterten
und ausbauten. Das Wasser ist vollkommen klar,
nicht brackig und floß so reichlich nach, daß die
seit dem 11. nicht mehr getränkten Kamele zweimal
getränkt und alle Wasserbehälter nachgefüllt werden
konnten. Von dem beim Graben ausgeworfenen
Sand wurde ein Damm um die Wasserstelle auf-
geworfen, um sie möglichst vor der Flut zu
schützen. Gegen Mittag trat die Flut ein, vor
der wir uus mit den Kamelen auf einen etwas
höher liegenden Teil des Strandes zurückziehen
mußten. Ein um diese Erhöhung aufgeworfener
kleiner Damm bewahrte uns vor dem Naßwerden.
Sättel und Gewehre wurden an dem Dünenhang
hochgelegt und die Kamele dicht an die Düne
herangeführt. Der um die Masserstelle aufge-
worfene Damm hatte für diesmal der Flut wider-
standen, doch wird das Wasserloch wohl bald
wieder durch das Meer zugeschwemmt werden.
Von welchem Rivier das Süßwasser, das unter
der Düne heraussickert, herkommt, konnte nicht
festgestellt werden.
Hier trafen mehrere Eingeborene mit drei
Kamelen von Norden einz; sie sollten in Spencer-
bucht für eine Diamantexpedition Proviant holen.
Bei unserem Weitermarsch nach Norden mußten
die Kamele zunächst im Wasser laufen und blieben
bei jeder herannahenden Welle stehen. Ein Ab-
warten der Ebbe war zu unsicher, da die von
Norden kommenden Eingeborenen erklärten, daß
wir während der Nacht unbedingt an den „schwar-
zen Felsen“ sein müßten, da sonst der Strand zu
eng sei, um während der Nachtflut einen trockenen
Platz zu gewähren, und es unmöglich schien, dies-
seits des schwarzen Felsens auf die Düne hinauf-
zukommen. Ich mußte deshalb möglichst früh ab-
marschieren, um auf jeden Fall den schwarzen
Felsen vor der Flut zu erreichen. Nachdem die
Flut nachgelassen hatte, machte der Marsch am
Strande zunächst keine Schwierigkeiten, bis wir
gegen Abend an See-Klippen kamen. Hier hatte
die Brandung an dem sehr engen Strand meter-
hohe Gischt abgelagert, durch die wir hindurch
mußten. Da die Bodenbeschaffenheit des unter
der Gischt befindlichen klippigen Untergrundes
nicht zu erkennen war, wurde abgestiegen. Wir
wateten bis zum Leibe in der alles durchnässenden
Gischt und tasteten uns mit den Füßen durch die
Klippen vorwärts. Besonders schwierig wurde es
während der Dunkelheit, in der sowohl Mensch
wie Tier in Wasserlöcher traten, hinfielen und in
Gischt verschwanden. Hier fingen einige Kamele
an, zu versagen. Sergeant Kadur erhielt den
Befehl, diese Kamele mit einigen Leuten nachzu-
bringen und möglichst den schwarzen Felsen vor
1 Uhr nachts zu erreichen. Nach sehr anstrengen-
dem Marsche durch die Gischt erreichten wir abends
den schwarzen Felsen, fanden jedoch hinter ihm
nicht genügend Platz für die Kamele. Es wurde
deshalb weitermarschiert; auf einer ersteigbaren
Düne machten wir endlich, vollkommen durchnäßt,
Nachtruhe. In der Nacht wehte ein scharfer,
feuchtkalter Wind, unter dem besonders die Kamele
zu leiden hatten. Da kein Holz vorhanden war,
konnte auch kein Feuer angemacht werden.
liber den Marsch der zurückgebliebenen Leute
meldete Sergeant Kadur später, daß drei Kamele
von der Brandung fortgerissen worden seien, kurz
ehe sie nach Mitternacht den schwarzen Felsen
erreichten. Unsere Leute hatten die Kamele mit
großen Schwierigkeiten durch die Gischt hindurch-
bekommen; als während der Nacht die Flut immer
mehr stieg, marschierten sie bis zum Leibe im
Wasser. Die Wellen schlugen über den Köpfen zu-
sammen. Die Kamele vorwärts zu bekommen,
hatte große Mühe gemacht; aber auf jeden Fall
sollte der schwarze Felsen erreicht werden. Bis
dicht an den Felsen kamen die Kamele alle mit
— da legten zwei sich hin und wollten nicht mehr
aufstehen. Kadur brachte zunächst die anderen
Kamele in Sicherheit und stieg mit den Reitern
in das Wasser zurück, um die Kamele aufzuheben;:
sic brachen jedoch jedesmal in den Knicen wieder
zusammen und konnten auch nicht aufstehen, als
die Wellen über sie hinweggingen. Man mußte
sic deshalb liegen lassen, um selbst aus der Bran-
dung herauszukommen. Während der sehr stür-
mischen Nacht sind die Tiere von der Brandung
fortgerissen worden.
Zwei Reiter und ein Eingeborener waren an
den unter der Gischt nicht sichtbaren Klippen zu-
rückgeblieben, weil schon dort ein Kamel hinge-
fallen war. Die Verbindung war in der Dunkel-
heit verloren gegangen und beim Getöse der sehr
heftigen Brandung nicht wiederherzustellen. Die