Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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befestigten Posten Kissenji. Der Angriff wurde 
unter schweren Verlusten für den Feind ab- 
geschlagen, der jedoch den in der Nähe liegenden 
offenen und unverteidigten Ort Kissenji nieder- 
brannte und plünderte. / 
Hieraus hatten die Belgier die Einnahme der 
aus einem Betonfort bestehenden deutschen Station 
gemacht. 
Auf deutscher Seite fiel Unteroffizier Rauscher, 
während zwei Askari und zwei Hilfskrieger schwer 
verwundet wurden. 
Am 6. Juni versuchten die Belgier in Stärke 
von 5 Europäern und 50 Mann den deutschen 
Posten bei Kajaga an der Russisimündung zu 
überfallen, wurden jedoch unter Verlust von einem 
Europäer und vier Askari an Toten zurück- 
geworfen. Ein belgischer Offizier wurde gefangen. 
Diesseits fiel ein Askari. 
Was den Engländern am 28. Mai nicht ge- 
glückt war, gedachten die Belgier nunmehr selbst 
zu vollbringen. Am 21. Juni griffen sie 900 Mann 
  
  
Verluste: Veterinär Dr. Moser und zwei Askari 
verwundet. 
Von feindlicher Seite liegt aus neuerer Zeit 
folgende Meldung vor: 
„Laut Nachrichten, die das belgische Departement 
der Kolonien aus Afrika erhielt. haben am 11. Sen- 
Nähe der Grenzstation Luwungi sehr lebhafte Gefechte 
zwischen den Deutschen und Belgiern siattgefunden. 
Die Demschen waren genötigt zu fliehen, nachdem sie 
ziemlich bedentende Verluste erlitten hatten. Die 
Belgier bemächtigten sich eines Maschinengewehroa. 
einer Anzahl Gewehre, Munition und zahlreichen Ma- 
terials.“ 
Es mußte schon des Ofteren auf die Unzu- 
verlässigkeit belgischer Berichte hingewiesen werden. 
Wiederholt brachten sie derartige Siegesmeldungen, 
wie die vorstehende, die sich später als unrichtig 
herausgestellt haben. Auch für diese letzte aus Le 
stark und mit zwei Maschinengewehren den be- 
festigten Posten Kissenji an, mußten sich jedoch 
am Abend ohne Erfolg zurückziehen. Sie wieder- 
holten dann am 4. und 6. Juli ihre Angriffe, 
die jedoch sämtlich abgewiesen wurden. Bei der 
Verteidigung am 21. Juni wurden Bizefeldwebel 
Morchen und ein Hilfskrieger verwundet und in 
den Tagen des 4. und 6. Juli ein Askari getötet. 
Am 2. und 7. Juli fanden am Russisi Er- 
kundungsgefechte statt, in denen auf belgischer 
Seite sechs, auf deutscher Seite ein Askari fielen. 
Von früher liegenden Ereignissen im Nordwesten, 
die z. T. noch nicht bekannt waren, ist folgendes 
nachzuholen: 
Hauptmann Wintgens") griff am 1. Jannar 
d. Is. den mit Schützengräben und Hindernissen 
befestigten englischen Posten Kingesi am Tshahafi= 
See in Britisch-Uganda (nördlich des Mwuleru- 
Sees) an und warf den Feind nach zwölfstündigem 
Gefecht mit einem Verlust von 1 Europäer und 
20 Askari, während auf deutscher Seite der 
Kriegsfreiwillige Bramen verwundet wurde. 
Am 12. Januar hatte Hauptmann Schimmer 
ein erfolgreiches Gefecht bei Luwungi im Ruffisi= 
tal gegen belgische Truppen des dortigen Postens. 
Der Gegner verlor 1 Europäer und 40 Askari. 
Auf deutscher Seite fiel der Führer, Hauptmann 
Schimmer; leicht verwundet wurden Oberleutnant 
der Seewehr v. Falkenhausen, Bizesteuermann 
Ebel und Polizeiwachtmeister Röpke. 
Die Abteilung Wintgens hatte am 2. März 
ein Aufklärungsgefecht am Mikeno-Vulkan gegen 
zwei Kompagnien. 
*) War am 4. Oktober 1914 im Gefecht bei Kissenji 
leicht verwundet worden. 
  
Havre unterm 29. Oktober verbreitete Nachricht 
muß daher eine Bestätigung zunächst abgewartet 
werden. 
Südwestgrenzgebiet. 
Im Südwesten der Kolonie, im Gebiete 
zwischen dem Tanganjika= und Nijassa-See, also 
an der Grenze zwischen Deutsch-Ostafrika und 
Nord-Rhodesien, war es nach dem ersten Zu- 
sammenstoß bei Karonga am 9. September v. Js. 
bis etwa zum März d. IJs. ruhig geblieben. 
Dann verlautete, daß die Engländer seit Anfang 
März große Mengen Lebensmittel und Munition 
nach dem südlichen Teil des Katangabezirks (Bel- 
gisch-Kongo) und nach Rhodesien schafften. Man 
plane einen kombinierten Angriff englisch-belgischer 
Streitkräfte über Abercorn auf Deutsch-Ostafrika. 
Tatsächlich begannen dann auch im März die 
dort zusammengezogenen englisch-belgischen Truppen 
mit Vorstößen auf deutsches Gebiet, die deutscher- 
seits nicht unerwidert blieben. 
Über die Ereignisse im März und April ist 
in der letzten (5.) Mitteilung auf Grund deutscher 
Meldungen schon berichtet worden. Auch fanden 
andere Vorfälle Erwähnung, die nach feindlichen 
Angaben im Mai und Juni stattgefunden haben 
sollten. 
UÜber diese haben wir jetzt einige ergänzende, 
z. T. auch berichtigende Nachrichten erhalten. 
Dagegen sind wir bezüglich der Ereignisse, die 
sich in dieser Gegend in neuerer Zeit abgespielt 
haben, wieder nur auf feindliche Meldungen an- 
gewiesen. 
Im einzelnen wäre folgendes mitzuteilen: 
Über die am 24. April bei der Missions- 
station Mwatsie zurückgedrängte feindliche Ab- 
teilung erfahren wir jetzt, daß sie aus 150 Mann 
unter Führung von 3 Europäern bestand. Sie 
wurde von einer stärkeren Askari-Patrouille unter 
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