Russisch-
deutsche
Verhand-
lungen
614 DER RÜCKVERSICHERUNGSVERTRAG
zu Deutschland in ein neues Vertragsverhältnis zu treten. Als ich dies
dem Fürsten Bismarck gemeldet hatte, erhielt ich sotort eine direkte
Antwort von ihm, die er, was selten vorkam, selbst unterzeichnet hatte.
Er begrüßte mit Freuden die mir gewordene Eröffnung des Großfürsten
Wladimir und wies mich an, diesen nützlichen Faden weiterzuspinnen. Der
Botschafter von Schweinitz (der sich seit einigen Wochen auf Urlaub
befand) werde bald auf seinen Posten zurückkehren, vorher aber von ihm
in Friedrichsruh für die weitere Behandlung des erfreulichen Vertrags-
gedankens mit eingehenden Instruktionen versehen werden. Diese Vertrags-
verhandlungen sind, wie ich vorgreifend erwähne, zunächst in Petersburg
zwischen Schweinitz und Giers, dann in Berlin zwischen Bismarck Vater
und Sohn einerseits und dem russischen Botschafter in Berlin Paul
Schuwalow andrerseits geführt worden. Graf Paul Schuwalow war der
Bruder des von mir in der Zeit des Berliner Kongresses öfters erwähnten
Grafen Peter Schuwalow und wie dieser und die meisten vornehmen Alt-
russen konservativ und deutschfreundlich gesinnt. Die in Rede stehenden
Verhandlungen haben zum Abschluß des viel erörterten sogenannten
Rückversicherungsvertrages geführt, dessen Kündigung durch
Wilhelm II., Caprivi, Marschall und Holstein, die mit der Verabschiedung
des Fürsten Bismarck zusammenfiel, ein fürchterlicher Fehler war.