Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Kolonialwirtschaftliche Mittellungen. 
Aus dem „TKropenpflanzer“. 
Die jetzt in den zwölften Jahrgang eintretende, 
von Prof. Dr. Warburg-Berlin und Geheimen 
Regierungsrat Prof. Dr. Wohltmann-Halle 
herausgegebene Zeitschrift für tropische Landwirt- 
schaft „Der Tropenpflanzer“, Organ des 
Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees, enthält an 
erster Stelle einen von Prof. Warburg ver- 
faßten größeren Aufsatz „Zum neuen Jahr“, der 
wegen seines aktuellen Inhalts allgemeines 
Interesse verdient. Professor Warburg gibt 
hier einen großzügigen überblick über den 
Stand und die Aussichten der hauptsächlichsten 
Plantagen= und Volkskulturen in unseren Kolo- 
nien. In der Einleitung stellt der Verfasser zu- 
nächst mit Genugtuung fest, daß der frische Zug, 
der in letzter Zeit in das koloniale Wirtschafts- 
leben hineindrang, bereits praktische Konsequenzen 
gezeitigt hat, die in dem wachsenden Interesse 
des deutschen Kapitals an kolonialen Unter- 
nehmungen zum Ausdruck kommen. Sodann 
werden die einzelnen Kulturen in unseren Kolo- 
nien, wie die des Kautschuks, Sisalhanfes, Kakaos, 
Kaffees, der Kokos= und Olpalme, Baumwolle 
u. a., in übersichtlicher Weise behandelt. Der Ver- 
fasser weist darauf hin, daß die Volkskulturen 
immer mehr an Bedeutung zunehmen werden. 
In einem weiteren Kapitel befürwortet Prof. 
Warburg einen engeren Zusammenschluß der 
Pflanzer zu gemeinsamer Arbeit, wie sie nament- 
lich in englischen Gebieten zu finden ist. Die 
kürzlich erfolgte Vereinigung von Kameruner 
Pflanzungen bildet den ersten Schritt zu solch 
  
anspornender und fördernder Zusammenarbeit. 
Am Schluß weist Warburg auf die Notwendigkeit 
hin, in den Kolonien weitere wirtschaftliche In- 
stitute nach Art des in Amani (Deutsch-Ostafrika) 
vorbildlich geschaffenen zu errichten. Er möchte 
die Verlegung des Kameruner Instituts aus dem 
feuchtwarmen Viktoria nach den gesunden mehr 
zentralen Höhenlagen der Manengubaberge in 
Betracht gezogen wissen. Auch erscheine es not- 
wendig, in Deutschland selbst eine Zentrale in 
größerem Umfange zu schaffen, die wie das 
Imperial Institut in England und der Jardin 
colonial in Frankreich alle Fragen der tropischen 
Landwirtschaft zu lösen hat. 
In einem Artikel „Über die Kulturmög-= 
lichkeit des Rotang"“ stellt Dr. M. Koernicke 
fest, daß durch den ständigen Raubschnitt der Ein- 
geborenen der Rotang in Sumatra und Borneo 
immer mehr ausgerottet wird, und somit die Frage, 
die wichtige Pflanze zu kultivieren, immer mehr 
in den Vordergrund tritt. Die Möglichkeit ihrer 
Kultur in großem Stile wird bejaht, und für die 
Art der Kultur werden wichtige Fingerzeige 
gegeben. 
In den ständigen Rubriken „Koloniale Ge- 
sellschaften", „Aus deutschen Kolonien“, „Aus 
fremden Produktionsgebieten“, „Vermischtes“ und 
„Auszüge und Mitteilungen“ sind wieder eine 
Menge interessanter Mitteilungen über die wich- 
tigsten Zweige der tropischen Agrikultur enthalten; 
besonders der Kautschuk, die Baumwolle, der 
Kakao, Kaffee u. a. werden entsprechend ge- 
würdigt. 
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
Das Baumwollgeschäft in Rußland. 
Nach den aus Mittelasien eingelaufenen Nach- 
richten hat sich dort die Witterung gebessert, so 
daß man die Faserernte wieder aufnehmen konnte. 
Die Ernte der ersten Baumwollsorten ist im 
Ferganagebiet zu Ende geführt, und die Ernte 
der niederen Sorten wird nach Mitte Dezember 
beendet werden. Die flaue Stimmung des 
Moskauer Baumwollmarktes beeinträchtigt das 
Geschäft mit Baumwolle an den Produktions-= 
orten. Eine solche Geschäftslage wird voraus- 
sichtlich zur Steigerung der Preise für Rohbaum- 
wolle beitragen, weil die früher auf die Herbstmonate 
abgeschlossenen Vorverkäufe infolge Mangels an 
Ware nicht gedeckt werden können. In Andishan 
  
müssen die Baumwollreiniger für Baumwolle 
I. Sorte aus den Speichern 4 Rbl. 15 Kop. 
zahlen. Dazu kommt, daß die angeführte Baum- 
wolle um eine Sorte niedriger ist als die ver- 
kaufte. Infolgedessen entstehen Streitigkeiten 
zwischen den Käufern und den Verläufern. Auch 
aus Neu-Buchara wird von einer ungünstigen 
Lage des Baummwollmarktes gemeldet; dort ist 
im Oktober eine Menge von Verkäufen erstklassiger 
bucharischer Baumwolle abgeschlossen worden, doch 
jetzt ist solche Ware nicht vorhanden. 
In Transkaspien wurde Anfang November 
die Ernte aller Baumwollsorten von einer einzigen 
Firma zum Preise von 4 Rbl. das Pud franko 
Baumwollreinigungsfabrik in Merw angekauft.
	        
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