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Steil fallen der Mshegesha und der Nia=
vihanga, beide annähernd 1540 m hoch, in die
Buyonde-Bucht ab, Norwegens Fjorde imitierend,
mit denen die Landschaft viel Ahnlichkeit hat,
wenn ihr auch die majestätische Erhabenheit der
nordischen Bergwelt fehlt. Buyonde ist ein
kleines, an einem Bergabhang klebendes Neger-
dörschen Ruandas, von dessen Existenz man durch
die Karte erfährt. Ein hübscher Lagerplatz liegt
unterhalb im Schatten eines alten Fikus im Tal-
einschnitt unmittelbar am Seec. Dort schlugen
wir die Zelte auf. Ein wenig Schilf bot sicheren
Unterschlupf für die Boote.
Es ist eine angenehme Eigenschaft des Kivu-
Sees, daß in seinem kalkhaltigen, klaren Wasser
keine Krokodile leben, und dieser Umstand wurde
von schwarzen und weißen Menschen weidlich zu
erfrischendem Baden und Schwimmen ausgeuntzt.
Am folgenden Morgen fand eine Besichtigung
der Flottille statt, die allgemein befriedigte. Die
Boote waren hübsch, geräumig und ganz sym-
metrisch gebaut und je nach Größe mit sechs bis
zehn Ruderern bemannt. Diese kräftigen musku-
lösen Leute der Seenbevölkerung, meist Wahntu,
Wasugamba oder Waniongumba, sitzen à deus
auf einer Bank und bedienen die Ruder, deren
Schaufeln herzförmig oder lanzett geschnitten sind,
nach Paddelart, indem sie das Wasser von vorn
nach binten fortdrücken. Auch waren die Kanus
ziemlich wasserdicht, wenigstens war ein Leck-
werden über das gewöhnliche Maß nicht zu kon-
statieren. Jeder von uns dreien erhielt acht
Boote zur persönlichen und Lastenbeförderung
zugewiesen.
· Wüstes Geschrei der Ruderer und Träger
leitere den Morgen des 17. August ein, als die
ersten Strahlen des anbrechenden Tages in die
Zelte der Schläfer schauten, und niachte das
Wechsignal des Trompeters, das jeden Morgen
in den besten Schlaf hineintönte, überflüssig. Um
halb sieben war alles fertig, die letzten Instruk-
tionen für den Rest der Karawane, der auf dem
Landwege den wenig beneidenswerten Krarelweg
unter unseres Unteroffiziers und meines bewährten
Dieners Führung zurückzulegen hatte, wurden
erteilt, ein kurzes Winken zum Ufer zurück, und
gleich darauf rauschte die stattliche kleine Flottille,
von den kräftigen Armen der rudergeübten Mann-
schaft getrieben, pfeilschnell über den glatten
Spiegel des Kiwu dahin, während die ersten
Sonnenstrahlen die Gipfel der Berge zu vergolden
anfingen. Es war frisch auf dem Wasser und
so ging es ohne Pause drei Stunden dahin,
während der eintönige Schlag der Ruder nur
durch den Gesang der Leute unterbrochen ward.
Dann näherten wir uns der Insel Mugarura,
einem langgezogenen Eiland, das auf dem Nord-
ende mit dichtem Urbusch bewaldet ist. Dicht am
Strande, der mit seinen flachen, moosbesetzten
Felsen einen vorzüglichen Anlegeplatz bot, wurde
angelegt und Lager gemacht. Weit auseinander-
gezogen kamen die einzelnen Boote ein.
Ein Nachmittags-Spaziergang galt einer hier
lebenden Zwergantilopenart, deren zoologisch
wichtige Existenz ich gerne durch Erlegung eines
Exemplars konstatiert hätte. Doch machte der un-
durchdringliche Urwaldbusch jede Aussicht und
jedes Vorwärtskommen unmöglich. Statt dessen
sah ich einen Schwarm von Tausenden von
fliegenden Hunden, jener großen Fledermausart,
die unter Pfeisen und Kreischen an den Asten der
Büsche herumkrochen oder wie die reifen Pflaumen
von ihnen herabhingen. Ich erlegte mehrere
Eremplare zu Studienzwecken.
Am Abend konnten wir Neulinge eine merk-
würdige Erscheinung am Kiwn-See beobachten,
daß nämlich, ohne daß sich ein Lufthauch rührt,
plötzlich eine starke Brandung aufläuft, um dann
ganz unregelmäßig, erst nach Stunden oder schon
in ganz kurzer Zeit, wieder abzuflanen. Man ist
geneigt, diese sehr merkwürdige Erscheinung mit
dem Vulkangebiet in Verbindung zu bringen.
Eine kurze, schnelle Fahrt brachte uns am
folgenden Tage nach der Mündung des Flüßchens
Murra, das kurz vor seinem Ausflusse von den
Bergen in das Tal hinabstürzt. Ein recht müh-
samer Anstieg brachte Herrn v. Grawert und mich
bis an den Fall heran. In der Nacht pfiff ein
schneidend kalter Wind durch die Talschlucht hin
und rüttelte kräftig an den Zelten.
Dann bekamen wir Kissenyi in Sicht; durch
den Duntt, der sich zur Trockenzeit, die Fernsicht
hemmend, über die Landschaft lagert, erkannte
man am Strande die sanber weiß getünchten
Häuser der Askari und weiterhin die Grasdächer
eines langgedehnten Ortes, dessen Ostseite durch
Bambusbauten für unser Standlager, dessen West-
seite durch das Stationshaus und das Wach-
gebäude abgeschlossen wird. Eine schnurgerade,
mit Enkalyptus eingefaßte Straße, die sich einer
Strandpromenade gleich am Ufer hinzieht, ver-
bindet den Ort mit der Station. Ein reizendes
Fremdenhäuschen, ebenfalls weiß getüncht und
mit sauberem Grasdach versehen, von dem meine
Landesflagge grüßte, von einem sanber gehaltenen
Garten mit Bananen und bunten Blumen um-
geben, vor wenigen Tagen erst vollendet, kenn-
zeichnete die Umerkunft; ein in demselben Stile
gehaltenes „Techaus“ winkte einladend vom Berge
herab.
Kissenyi liegt am Fuße des erlöschenden
Vulkaus Niragongo und macht den Eindruck eines
primitiven kleinen Östseebadeortes. Die Pro-
menade erwähnte ich schon, und auf der Haupt=