Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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angeben konnte, wieviel Wasser vorhanden ist, 
wie lang die Märsche sind, wo die Verpflegung 
erfolgt, den konnte ich überhaupt nicht finden. 
Das Militär wird sich in Zukunft darum kümmern. 
Das ist die Schwäche der Verwaltung, daß das 
Innere zu wenig Leuten bekannt ist und daß sie 
zu oft abgelöst werden. Dem soll mit dem ge- 
nannten einfachen Mittel entgegengetreten und 
das Ziel wird sicher erreicht werden. 
Nun komme ich auf die Frage der Zentral- 
verwaltung. Die Zentralverwaltung ist außer- 
ordentlich stark zentralisiert. Eine Entscheidung 
trifft, wie es natürlich nicht anders sein kann, 
schließlich der Gouverneur. Er hat das Recht 
ausgeübt, für gewisse Arbeitsgebiete andere Be- 
amte zu delegieren, in die Forstverwaltung, in 
die Bauverwaltung, aber eine feste Verwaltungs- 
praxis gibt es nicht. Jeder Gouverneurwechsel 
ist ein Systemwechsel. Es wird deshalb not- 
wendig sein, daß zwischen Berlin und Ostafrika 
ein Austausch der Meinungen dahin stattfindet, 
daß Grundsätze vereinbart, daß auch da die Fäden 
enger gezogen werden. Eine Reise nach Afrika 
ist nicht sehr teuer. Ich habe gelesen, die meine 
soll Hunderttausende gekostet haben. Aber die 
gewöhnlichen Diäten und Reisekosten für das 
Ausland haben ausgereicht. Deshalb müssen 
auch die Beamten der Zenutrale Reisen unter- 
nehmen. Es ist erforderlich, daß der Gouverneur 
sein Land genau kennt und seine Beamten in 
ihrer Tätigkeit beobachten kann. Es ist zuzu- 
geben, daß dies augenblicklich schwierig ist; aber 
es mutet eigentümlich an, wenn man hört, daß 
unser jetziger Gouverneur über den Kilimandjaro 
nicht vorgedrungen und daß überhaupt seit 
Bestehen des Schutzgebietes kein aktiver Gouver- 
neur in Tabora gewesen ist. (Hört! hört!) Das- 
selbe ist bezüglich der Beamten der Zentralver- 
waltung der Fall, ich habe es schon erzählt. 
Ich habe mich in jedes einzelne Bureau der 
Zentralverwaltung von Ostafrika gesetzt und habe 
gefunden, daß, was Abrechnung und Buchführung 
betrifft, alles unnötig kompliziert ist. Ich habe 
deshalb die Deutsche Treuhandgesellschaft ver- 
anlaßt, einen Beamten hinauszusenden, um ein 
den Vorschriften entsprechendes Buchungsformular 
auszuarbeiten. Ferner ist mit dem Rechnungshof 
des Deutschen Reiches besprochen worden, daß 
die Abnahme der Rechnungen prinzipiell draußen 
stattfinden und daß nach Deutschland überhaupt 
nur noch kontiert werden soll; das heißt, es wird 
keine Schutzgebietsrechnung in Berlin, sondern es 
wird nur ein Konto für Ostafrika geführt. Da- 
durch wird viel gespart. 
Sodann ist mit dem Rechnungshofe gesprochen 
worden, ob sich nicht die Einrichtung von gewissen 
Selbstverwaltungsfonds durchführen läßt. Schließ- 
  
lich habe ich geglaubt, daß man mit der Ein- 
führung von Pauschalen innerhalb der Verwaltung 
weiterkommt. Ob eine Reise nach Tabora 230 
oder 240 Mk. kostet, das ist gleichgültig. Also“ 
setzen Sie die höhere Summe als Pauschale an 
und überlassen dem Beamten, wie er hinkommt. 
Aber vermeiden Sie diese umständlichen Reise- 
rechnungen, von denen jede ein Buch darstellt. 
Außerdem habe ich angeordnet, daß mit Zoll- 
krediten, Zollmarken viel stärker gearbeitet werden 
soll. Da fällt ein ganzer Mann bei der Zollkasse 
weg. Eine erhebliche Verminderung des Personals 
läßt sich jedoch nicht ausführen. Bedenken Sie 
doch, Sie bekommen jedes Jahr 1 Million oder 
1½ Millionen Mehreinnahme. Wenn Sie statt 
180 000 Mk. 10 Millionen einnehmen, kann man 
das nicht mit denselben Leuten erreichen. Aber 
der Effekt muß immer sein: es darf kein Beamter 
mehr kosten als ein Sechstel bis ein Zehntel von 
dem, was er einbringt. 
Ich komme nun auf den Handel. M. H.] 
Man hat mir in der Eingabe, die die Farmer 
gemacht haben, die an das hohe Haus gelangt 
ist, nachdem sie lange vorher in der Zeitung stand, 
vorgeworfen, daß ich aus Ostafrika mit dem 
Hamburger Ring eine Neger= und Handelskolonie 
machen wolle. Davon ist gar keine Rede. Eine 
Verwaltung kann überhaupt nichts nach dieser 
Richtung machen. Ich habe Ihnen gesagt, daß 
36 Millionen Mark Handel und 1 600 000 Mk. 
Plantagenprodukte vorhanden sind. Das ist der 
Zustand, den ich gefunden habe, den ich nicht 
ändern kann, der bleiben muß. Das ist der 
natürliche Zustand. (Folgen geheime Mitteilun- 
gen.) Nun komme ich auf ein sehr umstrittenes 
Gebiet. Es betrifft die Lage der Inder. 
Der Handel hat die Tendenz, die Leute zu 
reizen, möglichst viele Dinge zu kaufen. Daran 
verdient er, und da die Eingeborenen nur Aus- 
tauschmittel haben, so hat er die Tendenz, sie 
auch zu erhöhter Produktion anzuregen. Hier 
kommt nun etwas, womit die Plantagen in Kon- 
flikt bleiben: die Pflanzer haben natürlich ein 
Interesse an besonders billigen Löhnen. Je 
billiger aber der Lohn ist, desto geringer ist die 
Konsumkraft. 
Es ist sehr merkwürdig, daß die Pflanzer mit 
der Regierung, mit den Missionaren, mit den 
Indern, mit den Soldaten, mit den Eingeborenen 
in Konflikt kommen. 
Nun ist für den Kleinhandel der Inder zur 
Zeit der einzig richtige Mann; er ist der einzige, 
der die Landessprache spricht, der lange genug im 
Lande leben, der sich viele Stunden hinsetzen kann, 
um mit den Schwarzen zu handeln. Er ist der 
gleichen Gerichtsbarkeit unterstellt. Der Weiße 
ist ja einer anderen unterstellt. Ich nehme in
	        
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