Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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laßt, in Erwägungen einzutreten, wie die Akkli- 
matisationsfähigkeit der Weißen in den Tropen- 
ländern überhaupt ist. 
Bei größerer sanitärer und wirtschaftlicher 
Fürsorge für die Schwarzen, bei einem verständigen 
Ausbau der Verkehrswege, bei einer schärferen 
Organisation der Verwaltung ohne größeren Auf- 
wand, aber mit mehr Zusammenfassung der vielen 
guten Dinge, die wir schon geleistet haben, glaube 
ich, daß wir in Ostafrika ein Land von ganz 
außerordentlichem natürlichem Reichtum besitzen. 
Sie müssen ihm nur Zeit lassen, sich zu entwickeln. 
Was man heute von uns verlangt, ist nicht an 
  
— 
und für sich unrichtig; aber es ist viel zu viel 
Tempo für den Orient. Zweitausend Jahre sind 
die Schwarzen hinter Europa zurück. Mit einer 
Verordnung läßt sich diese Kulturdifferenz nicht 
überbrücken. Die Sache muß ihren Gang selbst 
gehen; wir sind umsomehr verpflichtet, sie zu 
fördern, als es sich um unsere Schutzgenossen 
handelt. 
Ich habe in der ganzen Entwicklung das Wort 
Ethik nicht gebraucht, aber hier sage ich: wir 
müssen in Wahrung unserer eigenen Würde als 
Kolonisatoren auch diesen Gesichtspunkten zum 
Durchbruch verhelfen. 
  
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestatiet.) 
Deutsch-Neuguinea. 
Die Unruhen bei Dotsdamhafen. 
Über die jüngst von der Presse gemeldete 
Eingeborenen -Erhebung im Hinterlande 
von Potsdamhafen (Kaiser Wilhelmsland) liegt 
jetzt ein Bericht des Bezirksamts Friedrich-Wil- 
helmshafen vor. Die Vermutung, daß die Un- 
ruhen nur lokaler Natur waren, hat sich danach 
bestätigt. Es handelt sich um die zum Stamme 
der Arepagon gehörigen Orokozaleute, die einige 
Stunden landeinwärts von Monumbo (hinter 
Potsdamhafen) wohnen und mit sämtlichen Küsten- 
dörfern von Awar bis Bogia in ständiger Fehde 
leben. Namentlich in letzter Zeit haben sie die 
Bewohner der Strandorte und die Arbeiter der 
Neu-Guinea-Kompagnie sowie der Mission, die bei 
Potsdamhafen Stationen besitzen, wiederholt über- 
fallen. Mehrfach sind von ihnen auch bei ihren 
Streifzügen Eingeborene ermordet worden. Ein 
Einschreiten der Regierung gegen diesen Stamm, 
mit dem sie bisher noch nicht in Berührung ge- 
kommen war, erschien daher mit der Zeit dringend 
nötig, namentlich auch, um einem Angriff des 
Stammes auf die Station Potsdamhafen vor- 
zubengen. Mehr als einmal hatten die Orokoza 
den Küstenbewohnern hinter Bogia, den einzigen, 
mit denen sie Handelsbeziehungen unterhalten, 
sagen lassen, sie fürchteten die Weißen und deren 
Feuergewehre nicht. 
Über den Verlauf der Expedition selbst be- 
richtet der Bezirksamtmann wie folgt: 
Mit der letzten „Siar“ begab ich mich nach 
Potsdamhafen. Der aus 15 Soldaten bestehen- 
den Truppe schlossen sich Pater Vormann und 
einige Männer des Monumbodorfes Koza-Koza 
an. In sechsstündigem Marsche landeinwärts 
  
  
wurde das Gebiet der Orokoza mit seinen aus- 
gedehnten Pflanzungen erreicht. Der Versuch 
einer friedlichen Verständigung mißlang leider 
gleich im Anfang, weil ein in den Pflanzungen 
arbeitender Eingeborener uns entdeckt hatte und 
laut schreiend das Dorf alarmierte. Auf der Kuppe 
eines mit lichtem Busch bedeckten Hügels befand 
sich ein Trupp Eingeborener, auf den alsbald 
Feuer eröffnet wurde. Da ich das Dorf auf der 
Kuppe vermutete, ließ ich den Hügel ersteigen; 
er erwies sich jedoch als schmaler, nach beiden 
Seiten steil abfallender Grat. Nur einige weg- 
geworfene Waffen bekundeten die Anwesenheit der 
Orokoza. Wir hatten uns kaum etwas von dem 
schnellen Anstieg erholt, als wir die Orokoza im 
Tal an unserem vorigen Standpunkt entdeckten. 
Es war ein großer Trupp wohlgewachsener, mit 
Speeren und Schilden bewaffneter Leute, die 
ihren Kriegstanz aufführten, die Speere schüttelten 
und uns mit Hohnworten herausforderten. Ich 
stellte nunmehr die Polizeisoldaten in Linie auf 
und marschierte, selbst in der Mitte der Linie, 
den Berg langsam herunter. In halber Höhe 
angekommen, ließ ich halten und auf die uns 
bergan entgegenstürmenden Orokoza eine Salve 
abgeben. Durch diese Salve fielen drei Mann; 
der große Haufe zog sich zurück und ergriff, als 
wir ein lebhafteres Feuer unterhielten, die Flucht. 
Wir hatten nunmehr unseren alten Standplatz 
wiedergewonnen, während die Eingeborenen sich 
auf die gegenüberliegenden Berge zurückzogen. 
Soweit die Geländeverhältnisse es zuließen, wurde 
das Feuer weiter unterhalten. Mit einem durch 
Rippenschuß und Armschuß schwer verletzten Oro- 
koza, der nur mit Mühe vor der Wut der Mo- 
numboleute geschützt werden konnte, gelang eine 
durch Monumbo= und Ikussprache verdolmetschte
	        
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