Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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biete, wurde indessen nur oberflächlich betrieben. 
Das gegenwärtige System des Bergbaubetriebes 
verlangt größere Ausgaben für Maschinen und 
erste Anlagen, erstrebt aber gleichzeitig eine gründ- 
lichere Ausbentung der Minen. Eine Beein- 
trächtigung erfuhren die bergbaulichen Unter- 
nehmungen in der Republik bisher durch Arbeiter- 
mangel, ungünstige klimatische Verhältnisse in 
einigen Landesteilen, durch die Schwierigkeit der 
Beschaffung hinreichender Verkehrsmittel, un- 
zulängliche Versorgung mit Lebensmitteln und, 
bis unlängst, durch einen Zustand politischer Un- 
ruhe. Dieser letztere Übelstand kann indessen 
jetzt als beseitigt gelten, und was die übrigen 
Punkte anlangt, so kann durch zweckentsprechende 
vorherige Vereinbarung im einzelnen Falle Vor- 
sorge getroffen werden. 
Der Teil Kolumbiens, der wegen seiner 
Goldproduktion einen Namen erlangt hat, ist 
das Departement Antioquia; es folgen, nach 
dem Grade ihrer Produktion, die Departements 
Cauca, Bolivar, Tolima, Santander, Magdalena, 
Boyaca und Cundinamarca. Antioquia umfaßt 
einen Komplex von Gebirgszügen, der in bezug 
auf das Vorhandensein von Goldadern un- 
gewöhnlich begünstigt ist. Die Arbeitsbedingungen 
sind ausgezeichnet, das Klima ist nicht nur ge- 
sund und milde, sondern auch für Ackerbau und 
Biehzucht geeignet. 
Für die Ausbeutung zu erschließende Ab- 
schnitte sind das Gebirge östlich und südöstlich 
von Remedios, die Flüsse Tamar und Ite, das 
Gebiet Alicante, die Nebenflüsse auf dem linken 
Ufer des Magdalena und der nordöstliche Distrikt. 
Anderseits sind die reichen Lager von Teitiribi 
und Andes im Südwesten, von Sonson im Süd- 
osten, die Ufer des Cauca im Norden, die Ufer 
des Ponce sowie Zaragoza im Nordosten der 
Ausbeutung bereits erschlossen. Es wird dort 
ein lebhafter Betrieb entfaltet. Viele einheimische 
Besitzer sichern sich durch Zahlung einer geringen 
Steuer dauerndes Eigentum an ihrem Grund 
und Boden und warten auf das Kommen aus- 
ländischen Kapitals, um ihren Besitz angemessen 
zu entwickeln. Bei der Erwerbung verlassener 
Minen ist es wichtig, daß der Käufer zuvor den 
Grund der Aufgabe des Betriebes ermittelt. 
Die Hauptgruppe der Minen umfaßt Remedios 
und Zaragoza sowie die Flüsse Nechi, Tigui und 
Ponea. Viele Dörfer sind auf goldführendes 
Alluvium gebaut und von Goldminen umgeben, 
die früher glänzende Ergebnisse aufwiesen, heute 
aber so gut wie nicht ausgebentet werden. Das 
gesamte Porca-Tal ist in hohem Maße gold- 
führend. Das Bett des Flusses ist von Zeit zu 
Zeit von Tauchern erfolgreich ausgebeutet worden, 
das Baggern ist dagegen wegen der reißenden 
  
Strömung und des geologischen Charakters der 
Ufer und des Bettes fast unmöglich. Dagegen 
bietet der Nechi-Fluß, der sich in den Cauca er- 
gießt, wegen seines sandigen Ufers, geringen 
Kiesgehalts und flachen Bettes für das Baggern 
große Vorteile. Amerikanische und französische 
Gesellschaften haben kürzlich diese goldhaltigen 
Stätten mit einigem Erfolge mit Monitors und 
Dampfschaufeln bearbeitet. Im allgemeinen je- 
doch ist der Nechi-Fluß für die erfolgreiche Be- 
arbeitung mit Monitors nicht geeignet, und 
hudraulische Verfahren sind nur in einiger Ent- 
fernung, zuweilen viele Seemeilen vom Flußbett, 
möglich. Das Auspumpen des Wassers aus dem 
Flusse vermittelst Dampfkraft ist kostspielig und 
dort nur unanwendbar, wo das Geröll sich nicht 
sehr gut bezahlt macht. Die durchschnittlichen 
Erträge dieser goldhaltigen Stätten belaufen sich 
auf 40 bis 60 Cent für die Tonne. 
Von der Mündung des Ponca ausgehend, 
gelangt man in folgende Hauptdistrikte: Dos 
Bocas, wo eine französische Gesellschaft im Be- 
griff steht, die La Punta-Mine in Betrieb zu 
nehmen; Pato, im Besitz und Betrieb einer 
amerikanischen Gesellschaft; Pinea und Santa 
Isabel, alle oberhalb Zaragoza; während unter- 
halb Santa Margarita, La Llana, Caseri, 
Barberi — letzterer Abschnitt im Betrieb einer 
amerikanischen Gesellschaft — und San Pedro 
liegen. Auf dem rechten Ufer des Nechi find 
Zaragoza und Remedios 48 Meilen von der 
Küste, mit der telegraphische und Fahrweg- 
verbindung sowie Flußverbindung über den 
Magdalena besteht. Die Reise nach Barranquilla 
dauert fünf Tage. 
Eine englische Gesellschaft hat die Remedios- 
Minen dreißig Jahre lang unter Benutzung 
moderner Maschinen und Verfahren abgebaut. 
In San Nicolas und Anfora arbeiten eine 
französische und eine amerikanische Gesellschaft, 
deren Dividenden vom Beginn des Betriebes 
an regelmäßig gezahlt worden sind. Auch andere 
kleinere Gesellschaften daselbst stehen sich gut. 
Die Remedios-Zaragoza-Gegend ist im all- 
gemeinen heiß, es herrscht Malariasieber. Das 
Land ist nicht besiedelt. Schlachtvieh wird aus 
Marganto im Departement Bolivar, das einige 
150 Meilen entfernt ist, bezogen. Der Preis 
für das Haupt am Platze beträgt ungefähr 
40 Dollar. Die Arbeitsbedingungen sind an- 
gemessen. 
Das Tigui= oder Guamoco-Gebiet besitzt noch 
unbekannte Hilfsquellen und bietet modernen 
Schürfern ein ungeheures Feld. Von den 
Spaniern ist wenig gearbeitet worden, aber seit 
dem Jahre 1890 sind verschiedene Gesellschaften 
zur Ausbeutung dieses Abschnitts gebildet worden.
	        
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