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biete, wurde indessen nur oberflächlich betrieben.
Das gegenwärtige System des Bergbaubetriebes
verlangt größere Ausgaben für Maschinen und
erste Anlagen, erstrebt aber gleichzeitig eine gründ-
lichere Ausbentung der Minen. Eine Beein-
trächtigung erfuhren die bergbaulichen Unter-
nehmungen in der Republik bisher durch Arbeiter-
mangel, ungünstige klimatische Verhältnisse in
einigen Landesteilen, durch die Schwierigkeit der
Beschaffung hinreichender Verkehrsmittel, un-
zulängliche Versorgung mit Lebensmitteln und,
bis unlängst, durch einen Zustand politischer Un-
ruhe. Dieser letztere Übelstand kann indessen
jetzt als beseitigt gelten, und was die übrigen
Punkte anlangt, so kann durch zweckentsprechende
vorherige Vereinbarung im einzelnen Falle Vor-
sorge getroffen werden.
Der Teil Kolumbiens, der wegen seiner
Goldproduktion einen Namen erlangt hat, ist
das Departement Antioquia; es folgen, nach
dem Grade ihrer Produktion, die Departements
Cauca, Bolivar, Tolima, Santander, Magdalena,
Boyaca und Cundinamarca. Antioquia umfaßt
einen Komplex von Gebirgszügen, der in bezug
auf das Vorhandensein von Goldadern un-
gewöhnlich begünstigt ist. Die Arbeitsbedingungen
sind ausgezeichnet, das Klima ist nicht nur ge-
sund und milde, sondern auch für Ackerbau und
Biehzucht geeignet.
Für die Ausbeutung zu erschließende Ab-
schnitte sind das Gebirge östlich und südöstlich
von Remedios, die Flüsse Tamar und Ite, das
Gebiet Alicante, die Nebenflüsse auf dem linken
Ufer des Magdalena und der nordöstliche Distrikt.
Anderseits sind die reichen Lager von Teitiribi
und Andes im Südwesten, von Sonson im Süd-
osten, die Ufer des Cauca im Norden, die Ufer
des Ponce sowie Zaragoza im Nordosten der
Ausbeutung bereits erschlossen. Es wird dort
ein lebhafter Betrieb entfaltet. Viele einheimische
Besitzer sichern sich durch Zahlung einer geringen
Steuer dauerndes Eigentum an ihrem Grund
und Boden und warten auf das Kommen aus-
ländischen Kapitals, um ihren Besitz angemessen
zu entwickeln. Bei der Erwerbung verlassener
Minen ist es wichtig, daß der Käufer zuvor den
Grund der Aufgabe des Betriebes ermittelt.
Die Hauptgruppe der Minen umfaßt Remedios
und Zaragoza sowie die Flüsse Nechi, Tigui und
Ponea. Viele Dörfer sind auf goldführendes
Alluvium gebaut und von Goldminen umgeben,
die früher glänzende Ergebnisse aufwiesen, heute
aber so gut wie nicht ausgebentet werden. Das
gesamte Porca-Tal ist in hohem Maße gold-
führend. Das Bett des Flusses ist von Zeit zu
Zeit von Tauchern erfolgreich ausgebeutet worden,
das Baggern ist dagegen wegen der reißenden
Strömung und des geologischen Charakters der
Ufer und des Bettes fast unmöglich. Dagegen
bietet der Nechi-Fluß, der sich in den Cauca er-
gießt, wegen seines sandigen Ufers, geringen
Kiesgehalts und flachen Bettes für das Baggern
große Vorteile. Amerikanische und französische
Gesellschaften haben kürzlich diese goldhaltigen
Stätten mit einigem Erfolge mit Monitors und
Dampfschaufeln bearbeitet. Im allgemeinen je-
doch ist der Nechi-Fluß für die erfolgreiche Be-
arbeitung mit Monitors nicht geeignet, und
hudraulische Verfahren sind nur in einiger Ent-
fernung, zuweilen viele Seemeilen vom Flußbett,
möglich. Das Auspumpen des Wassers aus dem
Flusse vermittelst Dampfkraft ist kostspielig und
dort nur unanwendbar, wo das Geröll sich nicht
sehr gut bezahlt macht. Die durchschnittlichen
Erträge dieser goldhaltigen Stätten belaufen sich
auf 40 bis 60 Cent für die Tonne.
Von der Mündung des Ponca ausgehend,
gelangt man in folgende Hauptdistrikte: Dos
Bocas, wo eine französische Gesellschaft im Be-
griff steht, die La Punta-Mine in Betrieb zu
nehmen; Pato, im Besitz und Betrieb einer
amerikanischen Gesellschaft; Pinea und Santa
Isabel, alle oberhalb Zaragoza; während unter-
halb Santa Margarita, La Llana, Caseri,
Barberi — letzterer Abschnitt im Betrieb einer
amerikanischen Gesellschaft — und San Pedro
liegen. Auf dem rechten Ufer des Nechi find
Zaragoza und Remedios 48 Meilen von der
Küste, mit der telegraphische und Fahrweg-
verbindung sowie Flußverbindung über den
Magdalena besteht. Die Reise nach Barranquilla
dauert fünf Tage.
Eine englische Gesellschaft hat die Remedios-
Minen dreißig Jahre lang unter Benutzung
moderner Maschinen und Verfahren abgebaut.
In San Nicolas und Anfora arbeiten eine
französische und eine amerikanische Gesellschaft,
deren Dividenden vom Beginn des Betriebes
an regelmäßig gezahlt worden sind. Auch andere
kleinere Gesellschaften daselbst stehen sich gut.
Die Remedios-Zaragoza-Gegend ist im all-
gemeinen heiß, es herrscht Malariasieber. Das
Land ist nicht besiedelt. Schlachtvieh wird aus
Marganto im Departement Bolivar, das einige
150 Meilen entfernt ist, bezogen. Der Preis
für das Haupt am Platze beträgt ungefähr
40 Dollar. Die Arbeitsbedingungen sind an-
gemessen.
Das Tigui= oder Guamoco-Gebiet besitzt noch
unbekannte Hilfsquellen und bietet modernen
Schürfern ein ungeheures Feld. Von den
Spaniern ist wenig gearbeitet worden, aber seit
dem Jahre 1890 sind verschiedene Gesellschaften
zur Ausbeutung dieses Abschnitts gebildet worden.