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halten viele bedeutende Petroleumlager, haupt-
sächlich in der Nähe der Mündung des Sinu-
Flusses und von Tubara am Atlantischen Ozean.
Kürzlich ist eine kanadische Gesellschaft gebildet
worden, auch sind einem kolumbischen Schürfer
Konzessionen verliehen worden.
Kupfer wird in Bolivar gefunden. Eine
Gesellschaft in Barranquilla hat kürzlich den Ab-
bau einer in Sabaneta, zwei Seemeilen von
Simiti gelegenen Mine in Angriff genommen.
Nördlich von der Simiti-Lagune liegt ein aus-
gedehntes goldhaltiges Gebiet im San Lucas-
Gebirge.
Cundinamarca ist reich an Kohlenlagern, die
unglücklicherweise zu weit von Transportgelegen-
heiten entfernt liegen, so daß sie nur für den
lokalen Verbrauch in Betracht kommen.
Das Gleiche gilt von Boyaca. In diesem
Departement sind zwei Smaragdminen, „Somon-=
duco“ und „Muzo“, die Eigentum und Monopol
der Regierung sind. Die erstere wird nicht mehr
ausgebeutet, aber die letztere liefert einen guten
Ertrag.
Die Quarz-Minen von Santander, die von
den Spaniern in ausgedehntem Maße abgebaut
worden sind, sind heute nicht mehr produktiv;
gleichwohl hat sich kürzlich eine französische Gesell-
schaft zu ihrer Ausbeutung gebildet. Petroleum
wird im Norden von Cucuta gefunden.
Das Departement Magdalena ist so gut wie
unausgebeutet, obwohl die Anwesenheit von Gold
in einigen seiner Flüsse beobachtet worden ist.
Auch Kohle ist entdeckt worden; sie könnte durch
den Bau einer kurzen Eisenbahn nach dem Hafen
leicht nutzbar gemacht werden.
Wie man sieht, bietet Kolumbien für Berg-
ingenieure und Kapitalisten ein weites Feld. Es
sind ungeh Sch land-Minen von mittlerem
Reichtum vorhanden, die zwar nicht in einem
Tage reich machen, aber bei einem durchschnitt-
lichen Ertrage von 50 Cent auf die Tonne noch
gute Erträgnisse geben können. Was die Quarz-
Minen anlangt, so sind sie fast unberührt. Da
der Bau von mehr Eisenbahnen zum Programm
des modernen Kolumbianers gehört, so dürfte
dem Mangel an Beförderungsgelegenheiten, der
die Entwicklung dieser Minen bisher gehindert
hat, abgeholfen werden.
Ein erfolgreicher Abbau der Minen Kolumbiens
ist wohl möglich, aber es gehören dazu Energie,
Ausdauer, Fachkenntnisse, Verständnis für das
Land und außer Gesundheit eine entsprechende
Menge Geldes, um die anfänglichen Fehlschläge
auszuhalten.
Der Betrieb der Bergwerke ist in der Regel
ein einfacher, und die eingeborenen Arbeiter find
mit Umsicht und Freundlichkeit zu behandeln.
Gold wird allenthalben gefunden, aber es
ist über ein großes Gebiet verbreitet und selten
in großen Mengen an bestimmten Plätzen vor-
handen.
Die lange Isolierung, aus der Kolumbien
jetzt unter der Verwaltung des Präsidenten Rafael
Reyes hervortritt, ist der Grund gewesen, daß
bisher so wenig über den wunderbaren Mineral-=
reichtum dieses Landes bekannt geworden ist.
Silber wird in Antioquia, Caura und Tolima,
Kupfer in Boyaca, Platin in Cauca und Petro-
leum in Tolima gefunden, während Kalk, Alaun,
Kreide, Magnesia, Schwefel, Marmor, Asphalt,
Zinnober, Blei und Quecksilbererz in großen
Lagern in vielen Teilen des Landes gefunden
werden.
Die mineralischen Hilfsquellen Kolumbiens,
besonders seine Edelmetalle, haben frühzeitig die
Aufmerksamkeit der spanischen Eroberer, Enddecker
und Herrscher auf sich gezogen. Während der
dreihundertjährigen spanischen Herrschaft waren
die kolumbischen Goldfelder anerkanntermaßen die
reichsten auf der Erde und bis zum Jahre 1848,
wo diejenigen Kaliforniens entdeckt wurden,
lieferten sie ein volles Drittel der gesamten Aus-
beute an amerikanischem Golde, ungeachtet der
äußerst primitiven Methoden, die von den Spaniern
angewendet wurden. Bei der mit Tausenden
indianischer Sklaven betriebenen Gewinnung von
Gold und Silber aus den Alluvialbecken der
Ströme und Flüsse des südlichen Kolumbiens
wurden die ersten Spuren Platin entdeckt. Das
neue Metall kam im Preise so hoch, daß im
Jahre 1904 Don Ventra Salzas Malibran,
Unterstatthalter der Provinz Atara, einen Bericht
an den Vizekönig Don Antonio Amar erstattete,
in dem er zu beweisen versuchte, daß Platin in
Wirklichkeit eine Art weißen Goldes sei. Ob es
nun wahr ist oder nicht, daß Platin zuerst im
Jahre 1720 entdeckt wurde, jedenfalls ist bezeugt,
daß im Jahre 1788 4202 Pfund davon an den
spanischen König gesandt wurden. In Europa
wurde die Aufmerksamkeit zum ersten Male im
Jahre 1748 auf dieses Metall gelenkt. Vorher
war es von Minengräbern in den Bezirken von
Choca und Barbacoas beobachtet, jedoch als
nutzlos beiseite geworfen worden. Im Jahre
1720 soll das Berfahren, es von Gold mittelst
Quecksilber zu scheiden, in Popoyan, Cauca, be-
kannt gewesen sein. Im Jahre 1778 befahl
die spanische Regierung, daß alles Platin an die
königliche Schatzkammer zu senden sei, ohne je-
doch dafür irgend welche Vergütung anzubieten.
Zehn Jahre später wurden namens des Königs
zwei Dollar für ein Pfund geboten und Ende
1788 waren ungefähr 3820 Pfund Platin im
Chocobezirk zusammengebracht worden. In den