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Beziehungen vorzuarbeiten. Die Anwerbeversuche
waren ergebnislos. Der gleiche Versuch auf Sori
hatte insofern noch weniger Erfolg, als dort
sämtliche Eingeborene bei der Landung unseres
Kutters die Flucht ergriffen. Die Leute in der
Umgegend der Station Noru sind für Arbeit
noch nicht zu haben.
Am 11. November wurde zur Bergung der
Regierungsgüter von dem gestrandeten Schiff
„Zabra“ die Insel Ponam angelaufen. Das
Wrack der „Zabra“ liegt auf dem flachen aus-
gedehnten Riff an der Nordseite der Insel. Die
Mannschaften und Güter waren in einem Schuppen
am Nordostende der Insel geborgen. Nach sach-
verständiger Ansicht ist die „Zabra“ völlig ver-
loren. Die Regierungsgüter und die schiffbrüchig
gewordenen Polizeimannschaften für Eitape wurden
an Bord genommen.
Die Nacht über ankerte der „Seestern“ vor
der Insel Pitalu, um am nächsten Morgen in
Papitalai die Polizeitruppe an Land zu setzen.
Klagen der Papitalai-Leute über Gewalttaten der
Lonin-Leute bilden eine ständige Nummer auf
dem Programm der in den Admiralitäts-ä Inseln
zu erledigenden Eingeb
Die Loniu-Leute werden den Matankor zu-
gezählt, die Eingeborenen von Papitalai gehören
zum Manusstamm; dieser ist von den drei
Hauptstämmen der Admiralitäts-Inseln entschieden
der kriegerischste. Daß der Regierung gerade
nur immer Klagen der Papitalai-Leute gegen die
Lonin-Leute zu Ohren kommen, hat wohl seinen
Grund darin, daß die Papitalai-Leute in dem
Missionszögling und Häuptling Pominis einen
eifrigen und gewandten Fürsprecher haben.
Zu den neuerlichen Beschwerden der Be-
wohner von Papitalai gegen die von Lonin hatte
ich ermittelt, daß die eigentlichen Übeltäter nicht
Loniu-, sondern Manus-Leute waren, die jetzt in
Massawal und Batussi an der Südküste der Haupt-
insel sitzen und früher auf Mok-Mandrian seßhaft
gewesen sein sollen. Einige Loniu-Leute scheinen
sich diesen allerdings auf ihrem Kriegszug gegen
Papitalai angeschlossen zu haben. Die gleichen
ehemaligen Mok-Mandrian-Leute sind es auch
gewesen, welche im August oder September 1907
die Eingeborenen der Pom-Inseln überfallen und
dabei angeblich zehn Männer erschossen hatten.
Zwei Häuptlinge von Pom waren deshalb hilfe-
suchend nach Herbertshöhe gekommen. In Komuli
brachte noch ein Häuptling von der Insel Lo
Beschwerden über Mordtaten der Leute von
Massawal vor.
An dem Tage, an welchem die oben ge-
schilderte Strafexpedition gegen Balamot unter-
nommen wurde, sollen die Leute von Massawal
die Insel Pitalu überfallen haben. Der Häupt-
ling Pominis will ihnen, als er am 7. November
vom „Seestern“ bei Loniu abgesetzt worden war
und im Kanu nach der Nordlagune fuhr, be-
gegnet und nur mit Mühe entronnen sein. Die
Mok-Mandrian-Leute in Massawal find noch von
dem Uberfall auf Komuli her, wo sie den Händler
Maetzke erschlugen, sowie von dem Überfall auf
einen chinesischen Händler Ahn mit Schießwaffen
und Schießbedarf versehen. Die Bewohner von
Loniu besitzen keine Gewehre, wohl aber fand
ich in ihrem Dorfe, wie ich hier vorweg be-
merken will, einige ganz gute — hölzerne Nach-
ahmungen von Gewehren, die offenbar im
Kampfe als Schreckmittel verwendet werden und
diesen Zweck anscheinend auch erfüllen. Bei
dieser Lage der Verhältnisse glaubte ich von der
von den Fürsprechern der Papitalai-Leute ge-
wünschten Strafexpedition gegen Loniu, das
übrigens erst im Juli einundzwanzig Rekruten
zur Polizeitruppe gestellt hat, absehen und mich
mit einer friedlichen Demonstration begnügen zu
sollen, während mir ein schärferes Vorgehen
gegen die Mok-Mandrian-Leute in Massawal und
Batussi geboten erschien.
Nach kurzem Aufenthalt in Papitalai trat ich
am 11. November mit der Polizeitruppe von
dort über Land den Marsch nach Loniu an. Der
Marsch führt durch hügeliges Waldland. In
Loniu saßen die mitgekommenen Papitalai-Leute
friedlich mit den Loniu-Leuten zusammen. Beide
Parteien versprachen künftig Frieden zu halten.
Der „Seestern“ hatte unterdessen von der
Nordlagune aus die Insel östlich umfahren und
in der Bucht hinter der Insel Potomo (nach
der Seekarte Bird-Island) westlich Loniu einen
Ankerplatz ausfindig gemacht. Am Abend unter-
nahm ich noch eine Bootfahrt nach dem Pfahl-
baudorf Ndrubia, das westlich von Loniu in
dem Kreek liegt, der Loniu von der Hauptinsel
Manus trennt. Die Bewohner schienen nicht
besonders scheu, obwohl Weiber nicht zu sehen
waren.
Aus dem Hintergrunde der Bucht von Potomo
kamen Eingeborene in primitiveren Kanus, als
sie die Manus und Matankor führen, an den
„Seestern“ heran. Sie wurden von den Ad-
miralitätseingeborenen an Bord als „Usiai“
bezeichnet. Ihr Wohnsitz soll Ndrowa heißen
und nordwestlich landeinwärts auf der Höhe
liegen.
Starke Regenböen und unsichtiges Wetter ge-
statteten nicht, das unbekannte Fahrwasser an
der Südküste der Hauptinsel zu der geplanten
Expedition gegen Massawal und Batussi auf-
zusuchen. Es wurde daher am 12. November
Kurs nach der Insel Pak genommen. Nach
kurzem Aufenthalt auf der Heornsheimschen