Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Beziehungen vorzuarbeiten. Die Anwerbeversuche 
waren ergebnislos. Der gleiche Versuch auf Sori 
hatte insofern noch weniger Erfolg, als dort 
sämtliche Eingeborene bei der Landung unseres 
Kutters die Flucht ergriffen. Die Leute in der 
Umgegend der Station Noru sind für Arbeit 
noch nicht zu haben. 
Am 11. November wurde zur Bergung der 
Regierungsgüter von dem gestrandeten Schiff 
„Zabra“ die Insel Ponam angelaufen. Das 
Wrack der „Zabra“ liegt auf dem flachen aus- 
gedehnten Riff an der Nordseite der Insel. Die 
Mannschaften und Güter waren in einem Schuppen 
am Nordostende der Insel geborgen. Nach sach- 
verständiger Ansicht ist die „Zabra“ völlig ver- 
loren. Die Regierungsgüter und die schiffbrüchig 
gewordenen Polizeimannschaften für Eitape wurden 
an Bord genommen. 
Die Nacht über ankerte der „Seestern“ vor 
der Insel Pitalu, um am nächsten Morgen in 
Papitalai die Polizeitruppe an Land zu setzen. 
Klagen der Papitalai-Leute über Gewalttaten der 
Lonin-Leute bilden eine ständige Nummer auf 
dem Programm der in den Admiralitäts-ä Inseln 
zu erledigenden Eingeb 
Die Loniu-Leute werden den Matankor zu- 
gezählt, die Eingeborenen von Papitalai gehören 
zum Manusstamm; dieser ist von den drei 
Hauptstämmen der Admiralitäts-Inseln entschieden 
der kriegerischste. Daß der Regierung gerade 
nur immer Klagen der Papitalai-Leute gegen die 
Lonin-Leute zu Ohren kommen, hat wohl seinen 
Grund darin, daß die Papitalai-Leute in dem 
Missionszögling und Häuptling Pominis einen 
eifrigen und gewandten Fürsprecher haben. 
Zu den neuerlichen Beschwerden der Be- 
wohner von Papitalai gegen die von Lonin hatte 
ich ermittelt, daß die eigentlichen Übeltäter nicht 
Loniu-, sondern Manus-Leute waren, die jetzt in 
Massawal und Batussi an der Südküste der Haupt- 
insel sitzen und früher auf Mok-Mandrian seßhaft 
gewesen sein sollen. Einige Loniu-Leute scheinen 
sich diesen allerdings auf ihrem Kriegszug gegen 
Papitalai angeschlossen zu haben. Die gleichen 
ehemaligen Mok-Mandrian-Leute sind es auch 
gewesen, welche im August oder September 1907 
die Eingeborenen der Pom-Inseln überfallen und 
dabei angeblich zehn Männer erschossen hatten. 
Zwei Häuptlinge von Pom waren deshalb hilfe- 
suchend nach Herbertshöhe gekommen. In Komuli 
brachte noch ein Häuptling von der Insel Lo 
Beschwerden über Mordtaten der Leute von 
Massawal vor. 
An dem Tage, an welchem die oben ge- 
schilderte Strafexpedition gegen Balamot unter- 
nommen wurde, sollen die Leute von Massawal 
die Insel Pitalu überfallen haben. Der Häupt- 
  
  
ling Pominis will ihnen, als er am 7. November 
vom „Seestern“ bei Loniu abgesetzt worden war 
und im Kanu nach der Nordlagune fuhr, be- 
gegnet und nur mit Mühe entronnen sein. Die 
Mok-Mandrian-Leute in Massawal find noch von 
dem Uberfall auf Komuli her, wo sie den Händler 
Maetzke erschlugen, sowie von dem Überfall auf 
einen chinesischen Händler Ahn mit Schießwaffen 
und Schießbedarf versehen. Die Bewohner von 
Loniu besitzen keine Gewehre, wohl aber fand 
ich in ihrem Dorfe, wie ich hier vorweg be- 
merken will, einige ganz gute — hölzerne Nach- 
ahmungen von Gewehren, die offenbar im 
Kampfe als Schreckmittel verwendet werden und 
diesen Zweck anscheinend auch erfüllen. Bei 
dieser Lage der Verhältnisse glaubte ich von der 
von den Fürsprechern der Papitalai-Leute ge- 
wünschten Strafexpedition gegen Loniu, das 
übrigens erst im Juli einundzwanzig Rekruten 
zur Polizeitruppe gestellt hat, absehen und mich 
mit einer friedlichen Demonstration begnügen zu 
sollen, während mir ein schärferes Vorgehen 
gegen die Mok-Mandrian-Leute in Massawal und 
Batussi geboten erschien. 
Nach kurzem Aufenthalt in Papitalai trat ich 
am 11. November mit der Polizeitruppe von 
dort über Land den Marsch nach Loniu an. Der 
Marsch führt durch hügeliges Waldland. In 
Loniu saßen die mitgekommenen Papitalai-Leute 
friedlich mit den Loniu-Leuten zusammen. Beide 
Parteien versprachen künftig Frieden zu halten. 
Der „Seestern“ hatte unterdessen von der 
Nordlagune aus die Insel östlich umfahren und 
in der Bucht hinter der Insel Potomo (nach 
der Seekarte Bird-Island) westlich Loniu einen 
Ankerplatz ausfindig gemacht. Am Abend unter- 
nahm ich noch eine Bootfahrt nach dem Pfahl- 
baudorf Ndrubia, das westlich von Loniu in 
dem Kreek liegt, der Loniu von der Hauptinsel 
Manus trennt. Die Bewohner schienen nicht 
besonders scheu, obwohl Weiber nicht zu sehen 
waren. 
Aus dem Hintergrunde der Bucht von Potomo 
kamen Eingeborene in primitiveren Kanus, als 
sie die Manus und Matankor führen, an den 
„Seestern“ heran. Sie wurden von den Ad- 
miralitätseingeborenen an Bord als „Usiai“ 
bezeichnet. Ihr Wohnsitz soll Ndrowa heißen 
und nordwestlich landeinwärts auf der Höhe 
liegen. 
Starke Regenböen und unsichtiges Wetter ge- 
statteten nicht, das unbekannte Fahrwasser an 
der Südküste der Hauptinsel zu der geplanten 
Expedition gegen Massawal und Batussi auf- 
zusuchen. Es wurde daher am 12. November 
Kurs nach der Insel Pak genommen. Nach 
kurzem Aufenthalt auf der Heornsheimschen
	        
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