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des neuen Parlaments in Portugal. Mai 1908: Er-
fFinung des Parlaments.
r hoffen aufrichtig, daß der bgrtugiesishe Mi-
nister ues Außeren vor Eino- dieses Jahres imstande
sein wird, darüber Aufschluß zu geben, ob durchgreifende
Maßregeln für die Reform von den Portugiesen ein-
geleitet worden sind; sonst müssen wir ernstlich darüber
nachdenken, was weiter in dieser Sache zu tun ist.“
In diesen Sätzen ist noch einmal kurz alles
zusammengefaßt, was die Vertrauensleute der drei
genannten englischen Kakaofirmen auf Grund
eigener Anschauung ermittelt haben und was in-
folge dieser Nachforschungen zur Abhilfe unter-
nommen wurde. Es wird wohl behauptet, daß
die Bekanntgabe dieser Ermittlungen schon einen
Rückgang im Verbrauch von Thomé-Kakao ver-
ursacht hatten. Ein solcher Rückgang ist aller-
dings vorhanden, aber die Ursache ist eine andere;
sie liegt nicht an den Arbeiterverhältnissen auf
den portugiesischen Kakaoinseln. Dieser Rückgang
ist vielmehr hervorgerufen durch die Sperrpolitik,
die monatelang in Lissabon befolgt ist. Einerseits
stiegen daher die Kakaovorräte in Lissabon, ander-
seits ging der Anteil, den Thomé an der Ver-
sorgung des Weltverbrauchs gehabt hat, zurück.
Es ist also nicht richtig, von einer Boykottierung
zu sprechen, die der Thomé-Kakao erleiden mußte,
seitdem jene Einzelheiten über die Arbeiterverhält-
nisse auf Thomé und Principe bekannt ge-
worden sind.
Aus dem portugiesischen Lager ist in gleicher
Weise eine Stimme beachtenswert, die sich vor
einiger Zeit im Lissaboner „Jornal do Commercio-
hören ließ. Hier wird gewünscht, daß die Re-
formen, die noch unter der Francoschen Regierung
zugesagt wurden und deren Durchführung durch
die unglücklichen politischen Ereignisse in den ersten
Monaten des laufenden Jahres hinausgeschoben
wurden, bald ins Werk gesetzt werden möchten,
um den fortwährenden Erörterungen über das
Für und Wider ein Ende zu machen. Der Aussatz
im „Jornal do Commercios lautet:
Wir sind der Ansicht, daß die Arbeiterfrage auf
St. Thome und Principe zu Ende gebracht werden
muß, um den fortwährenden Angriffen der englischen
Presse und des englischen Parlaments zu entgehen.
Dies kann nur dadurch geschehen, daß die Art der An-
werbung und der Dienstleistung der Arbeiter neu ge-
regelt wird. Wir wünschen, daß der Marineminister
diese Frage mit der nötigen Aufmerksamkeit behandelt
und daß die Regierung unseres Landes Schritte tun
möge, um der Kritik ein Ende zu bereiten, die in
schlechier Absicht gegen uns vorgeht und die Ausfuhr
unseres Kakaos schädigt. Die Lösung der Frage selbst
ist nicht schwierig. Die Vorwürfe, die von englischer
Seite erhoben werden, richten sich gegen angebliche
Ubelstände, die bei Anwerbung der Arbeiter in
Angola zutage treten. Sie sind außerdem gegen die
Arbeitsbedingungen auf St. Thomé und Prin-
cipe und schließlich gegen die Art der Heimsendung
der Arbeiter nach Ablauf der Kontrakte gerichtet.
In einem Memorandum der portugiesischen Regierung
werden die Vorzüge der Schutzgesetze dargelegt, die für
die Arbeiter geschaffen sind. Die Pflanzer selbst weisen
die gegen sie erhobenen Vorwürfe der englischen Kakao-
braucher zurück, doch genügt dies nicht. um die An-
klagen aus der Welt zu schaffen. Die englische Re-
gierung, die die Grundlosigkeit der erhobenen Vorwürfe
anerkennt, ist durch die öffentliche Meinung dazu ge-
drängt worden, die portugiesische Regierung auf die
Frage einer Reform hinzuweisen, um die Arbeit auf
den Plantagen ganz unabhängig zu gestalten. Wir
baben — Regierung darauf aufmerksam gemacht,
een die Arbeiterverhältnisse in den afrika=
huschen besten. Englands erforscht würden, zumal in
den Randminen etwa 80 000 Arbeiter aus der portu-
giesischen Kolonie Mogambique rätig sind. Auch wir
könnten von dort Arbeiter für St. Thomé und Principe
anwerben, und zwar unter gleichen, für die Arbeiter
sogar günstigeren Bedingungen als die Engländer ge-
währen können, so daß die Anklagen von dieser Seite
wohl bald aufhören Buhten. Durch Anwerbung von
Arbeitern in unseren Kolonien, in Mogambique und
auch in Guinca, würde außerdem Angola von der
sterigen Nachfrage nach Arbeitern, der sie nicht zu ge-
nügen vermag, entlastet werden. Bisher hat die Re-
gierung aber nur in einem Nachtrage zu den Arbeits-
bedingungen vom Ja 1903 angeordnet, daß diese
Bedingungen auch auf die Provinz Mozambiquc an-
gewandt werden Wi Auch schickte sie einen Sach-
verständigen nach Afrika, und zwar nach Angola und
nicht nach einer englischen Kolonie dort. Dieser Sach-
verständige ist zurückgekehrt und hält häufig dem
Marineminister Vorträge, doch erscheint es uns zweifel-
haft, daß hieraus ein Ergebnis gewomen wird. Auch
die Plantagenbesitzer haben in ihren BBemühungen
nachgelassen, denn nur noch etwa drei zeigen heute für
die Anwerbung von Arbeitern in Mozgambiqne Inter-
esse. Die übrigen scheuen Kosten und Mühe zur Er-
schließung der neuen Bezugsquelle und halten sich ab-
wartend zurü
ir glauben nicht, daß die gegenwärtigen
Verbäli se. die so scharf kritisiert sind,
weiter bestehen können. Die Pflanzungs-
besitzer könnten daher von einer neuen Rege-
lung dieser Verhältnisse nur Nutzen haben,
aumal wenn sie selbst damit vorgingen, anstatt
sich eine neue Ordnung vorschreiben zu lassen.
Jährlich 2000 bis 3000 Arbeiter in Mozambique an-
zuwerben, kann nicht schwer fallen, doch muß die Re-
gierung aufpassen, daß die -Witwatersrand Natives
Labour Association= diese Anwerbung nicht erschwert,
die den Ausländern gestattet ist. Indessen hoffen wir,
daß die Hindernisse, die sich bisher der Auswanderung
von Mozambique nach St. Thomé und Principe ent-
Vegenstellten, nicht von amtlicher und anderer Seite
ausgingen, sondern sich als Vorgänge darstellen, die
jedes neue Unternehmen anfangs überwinden muß.“
Hieraus geht hervor, daß man sich, um Angola
von der starken Nachfrage nach Arbeitern zu ent-
lasten, bereits nach Mozambique gewandt hat.
Wenn auch diese neue Quelle noch erst in Fluß
kommen soll, so ist doch schon hieraus und aus
anderen Zeichen zu ersehen, daß man an der
Arbeit ist, die Lage der schwarzen Arbeiter auf
Thomé und Principe aufzubessern.
Die Anuwerbungen in Angola sollen unter eine
Kontrolle gestellt werden, die Grausamkeiten so
gut wie unmöglich macht. Da Angola dann als
Rekrutierungsgebiet für die nötigen Arbeiter nicht