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industrie vom Ausland hinsichtlich ihres Bedarfs
an solchen Stoffen unabhängig zu machen, sobald
ein Ausbau der Verkehrswege die Ausnutzung
der vorhandenen Bestände ermöglichen und die
Anlage von Pflanzungen lohnend machen wird.
Die industriellen Rohstoffe, welche aus dem
Pflanzenreich unserer Kolonien gewonnen
werden können, sind im vorstehenden im wesent-
lichen besprochen worden. Es soll nunmehr auf
diejenigen Stoffe Bezug genommen werden, welche
dem Mineralreich unserer Schutzgebiete ange-
hören. Genauere und eingehendere Untersuchungen
der Kolonien nach dieser Richtung hin haben zu
sehr aussichtsreichen Ergebnissen geführt.
So sind zum Beispiel Steinkohlen, die auf
ihre Verwendbarkeit geprüft und günstig beurteilt
wurden, in Südwestafrika nahe Keetmanshoop
gefunden worden, ferner in Ostafrika am Nyassasee,
ebenso auf unseren Besitzungen in der Südsee.
Eisenerze finden sich in Togo, Südwestafrika,
Kaiser Wilhelmsland. Goldvorkommen sind in
Südwest= und Ostafrika festgestellt (in letzterem
neuerdings am Kirondabach, wo sie von einer im
Entstehen begriffenen Gesellschaft ausgebeutet
werden sollen), Zinnerze in Kamerun. Auch
Blaugrund, das Mineral, welches auf das
Vorkommen von Diamanten hindeutet, wurde
in Südwestafrika verschiedentlich angetroffen,
daneben eine Anzahl anderer Edel= oder Halb-
edelsteine. Glimmer birgt Kamerun im Begzirk
Osfidinge in ausgezeichneter Beschaffenheit. Phos-
phate lagern auf den zum Bismarckarchipel ge-
hörigen Inseln, und sind in neuester Zeit auch
bereits verschifft worden. Im Jahre 1908 sind
die ersten Mengen davon nach Deutschland ge-
langt, und zwar in der Zeit vom 1. Jannar bis
30. Juni 3911,6 t. Marmor steht in Südwest-
afrika nahe der Eisenbahnstation Kubas an.
Da in unseren Schutzgebieten noch weite
Flächen der Erschließung für den Bergbau harren,
wie in Deutsch-Ostafrika am Tanganjikasee und am
Kilimandjaro, da ferner im Hinterlande von
Kamerun große Länderstrecken geologisch noch nicht
genau untersucht sind, beabsichtigt das Kolonial=
Wirtschaftliche Komitee, durch Geologen und
Prospektoren die genannten Gegenden erforschen
zu lassen, um auch dort der heimischen Industrie
neue Quellen zu erschließen.
ber die Ergiebigkeit der obengenannten
Mineralschätze ist vorläufig noch kein Urteil zu
fällen. Berücksichtigt man jedoch die Nachbar-
gebiete, das Goldvorkommen in Transvaal und
Rhodesia, die dort und in Natal, der Kapkolonie,
der Drange-Riverkolonie vorhandenen Kohlen-
schätze, die Diamantgruben von Kimberley, Jagers-
fontein und Pretoria, so erhält bei der geogra-
phischen und geologischen Ahnlichkeit dieser Ge-
biete mit Teilen unserer eigenen Besitzungen die
Annahme Berechtigung, daß auch diese in ihrem
Boden große, abbauwürdige Mineralschätze bergen.
Sind hinsichtlich der genannten Minerale nur
Vermutungen möglich, so bieten die Erfahrungen,
die man in bezug auf das zur Zeil wichtigste der
Nutzmetalle, das Kupfer, in den Schutzgebieten
gemacht hat, sicherere Aussichten.
Die fortschreitende Umwandlung Deutschlands
zum Industriestaat, vor allem die damit ver-
bundene Steigerung der Maschinenverwendung
und die dadurch veranlaßte zunehmende Aus-
nutzung der Elektrizität als Kraftquelle haben auf
den Verbrauch des Kupfers in starkem Maße
steigernd eingewirkt. Es erscheint angebracht, die
Rolle, die dieses Metall in der Weltwirtschaft
und in unserer Volkswirtschaft spielt, durch einige
Zahlen zu erläutern. Da es hier nur darauf
ankommt, die großen Zusammenhänge klarzulegen,
soll nur das Rohkupfer betrachtet werden.
Es betrug der Verbrauch von Rohkupfer
(in 1000 Tonnen):
1903 1904 1905 1906 1907
1898 1800 1900 1901 «
in Europa 300,6 285,2 326.8 292,1 341,9 330,3 4023, 370,2 404,8 1 407.3
danner Demschland 97,0 97,7 108,9 84,.8 r102,0 110,1 136.2 128,0 I5T. 1 10.8
"b England) 104,1 85,0 108,5 los,: 120,0 107,0 127, 9 103,3 107,6 108,22)
-Amerika 121,8 170,1. 169,7 191,1 215,4) 237,8. 213,8 279,8 300,8 234,6
darunter Vereinigte Staaten - s
von Amerika 20,5 169,0 168,4 189.8 213.4 236.1, 211,4 277,.9 298,6 232.6
.= Asien, Australien, Afriia 10,7 6,5 10,2 8,5 17,2 17.,6. 38,8 73.0 16,9 32,6
Weltverbrauch 439.1| 461,8 506,7 491,7 574,5 585,7 655,4 723,0 722,0674,.5
brauch Deutschlands, nämlich um 54,4 v. H
Der Weltverbrauch von Rohkupfer ist dem-
nach in den letzten zehn Jahren um 53,6 v. H.
gestiegen. Etwas stärker steigerte sich der Ver-
1) unter Berücksichtigung der öffentlichen Vorräte.
geschätzt.
Sehr viel erheblicher war die Verbrauchssteigerung
der Vereinigten Staaten. Sie betrug dort
93,0 v. H. Ein gewaltiger Unterschied zwischen
den beiden Ländern in der Bedeutung dieses