Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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tigt man diesen Ausfuhrwert, so ergibt sich, daß 
im Jahre 1907 für mehr als eine Viertel- 
milliarde Mark — 227,8 Millionen — Roh- 
kupfer für den Bedarf der deutschen Industrie 
aus dem Ausland eingeführt werden mußte. 
Wie aus der Tabelle hervorgeht, ist der Anteil 
der Vereinigten Staaten an den Rohkupfer- 
lieferungen nach Deutschland ein außerordentlich 
hoher. Er betrug im Jahre 1907: 83,5 v. H. 1) 
Da nun, wie bereits erwähnt, die Vereinigten 
Staaten einen sehr großen Teil des Weltbedarfs 
an Kupfer mit ihrer Produktion decken, so ergibt 
sich für sie auf dem Weltkupfermarkt dieselbe 
beherrschende Stellung, die sie auf dem Welt- 
baumwollmarkt innehaben. Damit verbunden 
ist die Beherrschung der Preise, die in diesem 
Falle nicht mehr allein durch Angebot und Nach- 
frage, sondern auch durch Spekulation beeinflußt 
werden. Die Preise auf dem Welimarkt aber 
sind maßgebend für die Inlandpreise und 
damit für die Produktionskosten unserer Industrie. 
Das Kupfer ist im Laufe der Jahre immer teurer 
geworden. Der durchschnittliche Jahrespreis von 
Rohkupfer betrug in London 1898: 1057,31 Mk., 
1907 (nach einem Rückgang im Jahre 1902): 
1776,50 Mk. pro Tonne. Hamburg notierte in 
den gleichen Jahren 1111 bzw. 1820 Mk. Inner- 
halb ein und desselben Jahres schwankte der Preis 
oft außerordentlich. So war im Jahre 1907 
der höchste Preis des Rohkupfers zu London 
2284,80 Mk., 2) der niedrigste 1111,80 Mk. 
Ahnlich schwankten die Preise in Hamburg, nämlich 
zwischen 2230 und 1270 Mk. Diese Schwankungen 
erschweren naturgemäß die gleichmäßige Entwick- 
lung der von der Kupferversorgung abhängigen 
Industrien außerordentlich. 
Die angeführten Zahlen, die sich nur auf 
Rohkupfer beziehen, zeigen, daß sich die Deckung 
des deutschen Kupferbedarfs zur Zeit unter Um- 
ständen vollzieht, die unsere Industrie schwer be- 
lasten und für die regelmäßige Weiterentwicklung 
unseres Wirtschaftslebens eine außerordentliche 
Gefahr bedeuten. Je mehr die Kupfer verarbeitende 
Industrie, in erster Linie die elektrische Industrie, 
erstarkt, um so größere Bedeutung gewinnen die 
Versuche, Deutschlands Kupferversorgung auf eine 
gesundere Grundlage zu stellen. Die innerhalb 
Deutschlands, bei Mansfeld und im Harz, vor- 
handenen Fundstellen von Kupfer bieten dazu 
keine Möglichkeit. Ihre Produktion hat sich in 
) Nimmt man auch an, daß ein — zahlenmäßig 
nicht erfaßbarer — Teil dieser Einfuhr aus den Ver- 
einigten Staaten aus merikanischen Minen stammt, so 
sind diese doch in den Händen amerikanischer Kupfer- 
gesellschaften, haben also im wesentlichen die gleiche 
Bedeutung und Wirkung für den Welimarkt. 
2) Der höchste Preis, den Kupfer je gehabt hat. 
  
den letzten Jahren nur um weniger als 4 v. H. 
steigern lassen, und auch künftighin ist eine er- 
heblich stärkere Produktionsvermehrung nicht zu 
erwarten. Um so erfreulicher ist es daher, daß 
es auch hier unseren Kolonien beschieden ist, in 
der Zukunft als Produktionsgebiete für 
Kupfer eine Rolle zu spielen. 
Vor allem kommt dabei Deutsch-Südwest- 
afrika in Betracht, wo bereits Kupfererz ge- 
wonnen wird. Bisher sind allerdings nur sehr 
geringe Mengen davon zur Verschiffung gelangt, 
nämlich: 
kg Mark 
1899 852 400 
19000 — — 
1901. 9 814 1 285 
1902. 876 700 
1903. 222 265 66 198 
1904. 24 817 4 350 
1905. . 656 1755 
1906. 229 617 46 877 
Jedoch ist die planmäßige Ausbeutung der 
vorhandenen Bestände erst in den letzten Jahren 
und nur an einzelnen Stellen in die Wege ge- 
leitet worden. 
Das wichtigste der Kupfererzvorkommen in 
Deutsch-Südwestafrika bezeichnet man mit dem 
Namen des Otavi-Minengebietes. Es enthält 
mehrere Minen, von denen zur Zeit die Tsumeb- 
Mine die größte Bedentung besitzt. Mit ihrer 
Ausbeutung war bereits vor Ausbruch des Krieges 
begonnen worden. Während der Jahre 1904 
und 1905 hatten die kriegerischen Ereignisse die 
bergmännische Tätigkeit völlig zum Stocken ge- 
bracht, und erst im Jahre 1906 setzten die Förde- 
rungsarbeiten in größerem Umfange ein, ver- 
bunden mit der Fertigstellung eines Verkehrs- 
weges zur Küste, der Otavi-Bahn. Die Bahn 
ist von der Otavi-Gesellschaft aus eigenen 
Mitteln errichtet, hat eine Länge von 566 km 
(ungefähr die Entfernung von Berlin bis Cöln) 
und hat 18 Millionen Mark gekostet — ein Beweis 
für die Zuversichtlichkeit, die nach gründlicher Unter- 
suchung hinsichtlich der Ergiebigkeit der Kupfer- 
lager herrscht. Ende 1906 wurde die Bahn in 
ihrer ganzen Ausdehnung in Betrieb genommen. 
Das Erz der Tsumeb-Mine hat sich als sehr 
kupferhaltig erwiesen, so daß die Gesellschaft ihren 
ursprünglichen Plan, die gewonnenen Erze sämtlich 
an Ort und Stelle hüttenmännisch zu verarbeiten, 
neuerdings aufgegeben hat und die hochprozen- 
tigen Erze selbst zur Verschiffung bringt. Aus der 
Tsumeb-Mine sind bis zum 31. März 1908 rund 
29 000 Tonnen Kupferbleierze gefördert worden. 
Nach sachverständiger Schätzung dürfte die Förde- 
rung dieser einen Mine künftighin mindestens
	        
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