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handelte. Außerdem wurden ein Europäerhaus und
die erforderlichen Wirtschaftsgebäude gebaut und
in Benutzung genommen. Auch wurde die Bahn-
trasse im Bereich des Plantagenterrains herge-
richtet. Soweit das Schienenmaterial reichte, ist
das Gleis auch bereits (4400 m) verlegt worden.
Bis Mitte März wurden 275 000 Agaven und
20 000 Kautschukbäume ausgepflanzt.
In Mwita konnten in der Pflanzperiode
1906/07 noch 300000 Agaven ausgepflanzt werden,
und zwar wurde hier eine engere Pflanzweite,
2½ zu 1m, welche neuerdings von einigen
großen Plantagengesellschaften fast ausschließlich
gewählt wird, versuchsweise, angewandt; außer-
dem wurden Saatbeete mit 265 000 Bulbillen
angelegt. In der Trockenzeit 1907 ist dann Land
für das kommende Pflanzjahr urbar gemacht
worden. Leider waren die Arbeiterverhältnisse
in Mwita wenig günstig, so daß weniger Areal
als beabsichtigt war, fertig gepflanzt werden
konnte, zumal da der Bau eines Beamtenhauses
und der dazu gehörigen Nebengebäude sich un-
umgänglich nötig machte. Das Haus ist gegen
Ende des Jahres 1907 fertiggestellt und bezogen
worden. Da außerdem dieses Jahr in Mwita
die Regenzeit ganz außergewöhnlich spät einsetzte,
so dürften nur 300 000 bis 320 000 Sisalagaven
bis zum Ende der Regenzeit neu ausgepflanzt
werden. Die Kautschukpflanzen in den Saatbeeten
haben sich so schlecht entwickelt, daß von einer
Anpflanzung- von Kautschuk auf dieser Plantage
überhaupt abgesehen werden soll.
In Mtwara wurden im Jahre 1907 nur die
Grenzen ausgeschlagen und Areal zur Aufnahme
von etwa 1 Million Bulbillen hergerichtet. Die-
selben haben sich nach den jüngsten Berichten
recht gut entwickelt, so daß ausreichend Pflanz-
material zur Verfügung steht, um die beiden
Mikindani-Plantagen 1908/09 fertig machen zu
können. Außerdem sind die Materialien für den
Bau eines Hauses bereits herangeschafft worden;
dasselbe soll nebst Wirtschaftsgebäuden in der
Trockenzeit 1908 vollendet werden.
Da in neuerer Zeit im Lindi-Bezirke ver-
schiedene Plantagenunternehmen ihre Tätigkeit
aufgenommen haben oder aber aufzunehmen be-
absichtigen, so sind weitere Terrains (1000 bis
2000 ha) von der Gesellschaft belegt worden, um
vorerst eine reine Kautschukplantage, auf der
mehrere hunderttausend Bäume angepflanzt werden
sollen, anzulegen. Die Arbeiten sollen im Sommer
1908 aufgenommen werden.
Die Gesellschaft verfügt augenblicklich auf den
vier Plantagen Naitivi, Kiduni, Majani und
Mwita über nahezu 1 600 000 ausgepflanzte Sisal-
agaven. Dieser Bestand soll durch Hinzunahme
von Mtwara in der Pflanzperiode 1908/09 auf
2½ bis 3 Millionen gebracht werden. Der
Kautschukbestand der drei Plantagen Naitivi,
Kiduni und Majani wird von 200 000 auf
300 000 Bäume vermehrt werden. Da in Mwita
und Mtwara Kautschuk nicht gut zu gedeihen
scheint, so wird als Ersatz hierfür eine reine
Kautschukplantage mehr landeinwärts mit einigen
hunderttausend Bäumen angelegt werden, was
um so eher angebracht erscheint, als dieses wert-
volle Produkt einen Trägertransport von einer
oder zwei Tagereisen sehr wohl verträgt, zumal
da die Arbeitslöhne im Innern entsprechend nie-
driger als an der Küste zu sein pflegen.
In Lichwajwa wurde zunächst eine Auslade-
stelle hergerichtet, die aus einer mit Schienengleis
versehenen Anlage auf dem Festlande und einer
Schwimmpier sowie einem Kran von 10 000 kg
Tragkraft besteht. Außerdem sind die Vorarbeiten
für den Hausbau beendigt worden.
Es ist geplant, in Lindi unmittelbar am Zoll,
in nächster Nähe des Gesellschaftshauses, einen
großen Lagerschuppen zu errichten, zu dem die
Materialien gleichfalls schon teilweise an Ort und
Stelle aufgestapelt sind. Dieses Magazin soll
dazu dienen, die zu versendenden Produkte bis
zur Ankunft des Ozeandampfers zu bergen, um
dann die Verladung von einer mit demselben
durch Schienenstrang verbundenen, gleichfalls noch
zu erbauenden Landungspier aus durch Leichter
bequem und geschwind vornehmen zu können.
Entgegen der ursprünglichen Absicht, erst im
Sommer 1908 die drei Lindiplantagen durch eine
gemeinsame Feldbahn mit der Verladestelle Lich-
wajwa zu verbinden, sah die Gesellschaft sich ge-
zwungen, einen Teil dieser Bahn bereits im
Sommer 1907 auszuführen. Es stellte sich nämlich
heraus, daß die für die Errichtung der Gebäulich-
keiten auf den einzelnen Plantagen nötigen Bau-
materialien, auf dem Kopf des Negers heran-
transportiert, ungemein teuer zu stehen kamen,
ganz abgesehen davon, daß dauernd zahlreiche
Arbeiter der Plantagenarbeit entzogen wurden.
Es wurden daher im August 1907, außer einigen
Kipp= und Plateauwagen, 10 km Eisenbahngleis
nebst Zubehör hinausgesandt, das nunmehr fertig
verlegt ist. 7 km sollen demnächst noch hinaus-
gesandt werden, während 4 bis 5 km erst im
Jahre 1909 gebraucht werden. Zum Betriebe
dieser Bahn ist eine 25pferdige Tenderlokomotive
mit Holzfeuerung gleichfalls verschifft worden; sie
soll den Verkehr auf der Hauptstrecke aufrecht
erhalten, während der Herantransport der Agaven-
blätter zur Hanfentfaserungsanstalt mit Menschen-
kräften ganz oder zum Teil bewirkt werden wird.
Vermittels dieser Bahnanlage wird es uns auch
möglich sein, Nutzhölzer billig zur Küste zu be-