Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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England, spielt sie nicht nur als Obst zum 
frischen Genusse eine Rolle. Man hat es ver- 
standen, sie in den verschiedensten Formen als 
Nahrungsmittel zu verwenden. Sie wird in 
Puddings genossen, als grüne Frucht in Asche 
geröstet oder in Palmöl gekocht. Seitdem man 
es versteht, Bananenmehl herzustellen, ist eine 
Reihe weiterer Verwendungsmöglichkeiten gegeben. 
Das Bananenmehl läßt sich insbesondere vor- 
züglich zur Biskuitbäckerei gebrauchen. Unter 
Dampfdruck erzielt man aus dem zu Teig ver- 
arbeiteten Mehl eine gallertartige sagoähnliche 
Masse. Bei einem größeren Import und ent- 
sprechender Verbilligung des Preises könnte die 
Banane auch außerhalb ihrer Wachstumsgebiete 
bis zu einem gewissen Grade ein Volksnahrungs- 
mittel werden, wenn auch dagegen sicherlich 
übertriebene Erwartungen, daß die „HKartoffel 
der Tropen“ dem Getreide Konkurrenz machen 
könnte, zweifellos nicht gerechtfertigt sind, da das 
Anbaugebiet ein begrenztes bleiben muß, der 
Import mit Schwierigkeiten verknüpft ist, die 
niemals gestatten werden, den Preis der Banane 
in dem Maße niedrig zu halten, wie er es sein 
müßte, wenn die erwähnten Erwartungen sich 
bewahrheiten sollten, endlich die Frucht nur 
begrenzte Verkaufsfähigkeit besitzt, da sie wie das 
meiste Obst verhältnismäßig rasch dem Verderben 
ausgesetzt ist. Bananenmehl hat aber nicht die 
ausgedehnte Verwendungsmöglichkeit wie das 
Mehl unserer Getreidearten; es hat nur geringe 
Backfähigkeit und ist auch viel leichter verderblich 
wie dieses. Ob das Bananenmehl, für dessen 
Herstellung sich der Chemiker Carlos A. Deshan 
von der Republik Nicaragna ein Privilegium hat 
erteilen lassen, dem Getreidemehl ähnlicher ist, 
kann wohl ohne diese Befürchtung einer erheb- 
lichen Einschränkung des Konsums von Getreide- 
mehl ruhig abgewartet werden. 
Der Bananenbau ist außerordentlich lohnend 
und dankbar. Die Banane wächst und trägt 
fast ohne jedes menschliche Zutun, wenn die 
natürlichen unerläßlichen Voraussetzungen, eine 
durchschnittliche Jahrestemperatur von 24 bis 28 
Grad Celsius und reichliche Feuchtigkeit, vor- 
handen sind. Ein Parasit, welcher der Banane 
schadet, ist nicht bekannt. Sind die Stecklinge 
(man rechnet 150 Bäume pro Acre in Abständen 
von 16 Fuß) gesetzt, so ist für Jahrzehnte der 
Fortbestand der Pflanzung gesichert. Die Stämme, 
aus 3 bis 4 m hohen, 25 bis 45 cm starken 
zusammengerollten Blattscheiden bestehend, tragen 
einen meistens acht Doppelreihen bis zu je zehn 
Einzelfrüchten enthaltenden Kolben. Nach der 
Ernte wird der Stamm umgehauen und düngt 
verwesend die Wurzel, aus der sich binnen 
Jahresfrist ein oder mehrere gleiche Stämme 
  
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entwickeln, die dann das Schicksal ihrer Vor- 
gänger teilen und wieder durch andere ersetzt 
werden. Daher treffen Verwüstungen durch 
Orkane und andere äußere Gewalten Bananen- 
pflanzungen nicht so schwer wie z. B. Brotfrucht- 
pflanzungen, die durch solche Ereignisse auf viele 
Jahre hinaus vernichtet werden und ohne Ertrag 
bleiben. Man kann fast sagen, daß die Ernte 
die einzige Arbeit ist, welche dem Bananen- 
züchter erwächst. Mit der Ernte beginnen auch 
seine Sorgen. Die Früchte werden zwar, wenn 
sie für einen weiteren Transport bestimmt sind, 
vor ihrer vollständigen Reife gebrochen, sie reifen 
dann auf dem Transport und im Verkaufsladen 
nach. Trotzdem aber sind die fleischig mehligen 
Früchte leicht der Verderbnis ausgesetzt. Der 
Züchter muß daher trachten, sie in einer gegen 
die Hitze Schutz gewährenden Verpackung (meist 
von Bananen= und Palmenblättern) nach ihrem 
Bestimmungsort für die Seereise zu bringen. 
Gute Zufahrtswege und Transportmittel (Fluß- 
kanal= oder Bahnverbindung) sind daher für 
Pflanzungen im Innern des Landes unbedingt 
nötig. Der Pflanzer muß ferner seine Erzeugnisse 
im Seehafen sofort zur Verschiffung bringen 
können. Fehlt es zur Erntezeit an ausreichenden 
Transportmöglichkeiten zu Lande oder zur See, 
so verfault dem Pflanzer auf der Plantage oder 
im Hafen die Ernte. Man hat für die Bananen- 
ernte von den Häfen der Exportländer sowohl 
von seiten der großen Exportgesellschaften als 
auch von seiten der Dampferlinien, die mit 
diesen meistens alliiert sind, einen besonderen 
Dampferdienst eingerichtet, vielfach mit Fahr- 
zeugen, die für die Zwecke des Bananentrans- 
ports eingerichtet find. Auch sind die großen 
Plantagen, wenn sie keine natürliche Wasser- 
verbindung haben, durch Kanäle oder Eisenbahnen 
mit den Exporthäfen verbunden. Es ist klar, 
daß der kleine, wenig kapitalkräftige Pflanzer 
leicht in die Lage kommt, in der Benugtungs- 
möglichkeit der Transportmittel zurückzustehen. 
Der Bananenzucht sollten sich nur Unternehmer 
widmen, die kapitalkräftig genug find, sich An- 
schlüsse an vorhandene Verbindungswege herzu- 
stellen und über eigene Transportmittel verfügen 
oder doch imstande sind, sich fremder Trans- 
portmittel für die Zeit der Ernte schließlich zu 
sichern. Für Pflanzer, die das können, ist der 
Anbau der Banane, auch wenn sie noch weiter 
im Preise zurückgehen sollte, wenig riskant und 
sehr rentabel. 
Lieferanten der Banane für den amerikanischen 
und europäischen Markt sind Indien, die kanarischen 
Inseln und Zentralamerika. Die meisten 
Früchte, die nach Europa und Nordamerika 
exportiert werden, liefert wohl dieses Gebiet.
	        
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