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England, spielt sie nicht nur als Obst zum
frischen Genusse eine Rolle. Man hat es ver-
standen, sie in den verschiedensten Formen als
Nahrungsmittel zu verwenden. Sie wird in
Puddings genossen, als grüne Frucht in Asche
geröstet oder in Palmöl gekocht. Seitdem man
es versteht, Bananenmehl herzustellen, ist eine
Reihe weiterer Verwendungsmöglichkeiten gegeben.
Das Bananenmehl läßt sich insbesondere vor-
züglich zur Biskuitbäckerei gebrauchen. Unter
Dampfdruck erzielt man aus dem zu Teig ver-
arbeiteten Mehl eine gallertartige sagoähnliche
Masse. Bei einem größeren Import und ent-
sprechender Verbilligung des Preises könnte die
Banane auch außerhalb ihrer Wachstumsgebiete
bis zu einem gewissen Grade ein Volksnahrungs-
mittel werden, wenn auch dagegen sicherlich
übertriebene Erwartungen, daß die „HKartoffel
der Tropen“ dem Getreide Konkurrenz machen
könnte, zweifellos nicht gerechtfertigt sind, da das
Anbaugebiet ein begrenztes bleiben muß, der
Import mit Schwierigkeiten verknüpft ist, die
niemals gestatten werden, den Preis der Banane
in dem Maße niedrig zu halten, wie er es sein
müßte, wenn die erwähnten Erwartungen sich
bewahrheiten sollten, endlich die Frucht nur
begrenzte Verkaufsfähigkeit besitzt, da sie wie das
meiste Obst verhältnismäßig rasch dem Verderben
ausgesetzt ist. Bananenmehl hat aber nicht die
ausgedehnte Verwendungsmöglichkeit wie das
Mehl unserer Getreidearten; es hat nur geringe
Backfähigkeit und ist auch viel leichter verderblich
wie dieses. Ob das Bananenmehl, für dessen
Herstellung sich der Chemiker Carlos A. Deshan
von der Republik Nicaragna ein Privilegium hat
erteilen lassen, dem Getreidemehl ähnlicher ist,
kann wohl ohne diese Befürchtung einer erheb-
lichen Einschränkung des Konsums von Getreide-
mehl ruhig abgewartet werden.
Der Bananenbau ist außerordentlich lohnend
und dankbar. Die Banane wächst und trägt
fast ohne jedes menschliche Zutun, wenn die
natürlichen unerläßlichen Voraussetzungen, eine
durchschnittliche Jahrestemperatur von 24 bis 28
Grad Celsius und reichliche Feuchtigkeit, vor-
handen sind. Ein Parasit, welcher der Banane
schadet, ist nicht bekannt. Sind die Stecklinge
(man rechnet 150 Bäume pro Acre in Abständen
von 16 Fuß) gesetzt, so ist für Jahrzehnte der
Fortbestand der Pflanzung gesichert. Die Stämme,
aus 3 bis 4 m hohen, 25 bis 45 cm starken
zusammengerollten Blattscheiden bestehend, tragen
einen meistens acht Doppelreihen bis zu je zehn
Einzelfrüchten enthaltenden Kolben. Nach der
Ernte wird der Stamm umgehauen und düngt
verwesend die Wurzel, aus der sich binnen
Jahresfrist ein oder mehrere gleiche Stämme
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entwickeln, die dann das Schicksal ihrer Vor-
gänger teilen und wieder durch andere ersetzt
werden. Daher treffen Verwüstungen durch
Orkane und andere äußere Gewalten Bananen-
pflanzungen nicht so schwer wie z. B. Brotfrucht-
pflanzungen, die durch solche Ereignisse auf viele
Jahre hinaus vernichtet werden und ohne Ertrag
bleiben. Man kann fast sagen, daß die Ernte
die einzige Arbeit ist, welche dem Bananen-
züchter erwächst. Mit der Ernte beginnen auch
seine Sorgen. Die Früchte werden zwar, wenn
sie für einen weiteren Transport bestimmt sind,
vor ihrer vollständigen Reife gebrochen, sie reifen
dann auf dem Transport und im Verkaufsladen
nach. Trotzdem aber sind die fleischig mehligen
Früchte leicht der Verderbnis ausgesetzt. Der
Züchter muß daher trachten, sie in einer gegen
die Hitze Schutz gewährenden Verpackung (meist
von Bananen= und Palmenblättern) nach ihrem
Bestimmungsort für die Seereise zu bringen.
Gute Zufahrtswege und Transportmittel (Fluß-
kanal= oder Bahnverbindung) sind daher für
Pflanzungen im Innern des Landes unbedingt
nötig. Der Pflanzer muß ferner seine Erzeugnisse
im Seehafen sofort zur Verschiffung bringen
können. Fehlt es zur Erntezeit an ausreichenden
Transportmöglichkeiten zu Lande oder zur See,
so verfault dem Pflanzer auf der Plantage oder
im Hafen die Ernte. Man hat für die Bananen-
ernte von den Häfen der Exportländer sowohl
von seiten der großen Exportgesellschaften als
auch von seiten der Dampferlinien, die mit
diesen meistens alliiert sind, einen besonderen
Dampferdienst eingerichtet, vielfach mit Fahr-
zeugen, die für die Zwecke des Bananentrans-
ports eingerichtet find. Auch sind die großen
Plantagen, wenn sie keine natürliche Wasser-
verbindung haben, durch Kanäle oder Eisenbahnen
mit den Exporthäfen verbunden. Es ist klar,
daß der kleine, wenig kapitalkräftige Pflanzer
leicht in die Lage kommt, in der Benugtungs-
möglichkeit der Transportmittel zurückzustehen.
Der Bananenzucht sollten sich nur Unternehmer
widmen, die kapitalkräftig genug find, sich An-
schlüsse an vorhandene Verbindungswege herzu-
stellen und über eigene Transportmittel verfügen
oder doch imstande sind, sich fremder Trans-
portmittel für die Zeit der Ernte schließlich zu
sichern. Für Pflanzer, die das können, ist der
Anbau der Banane, auch wenn sie noch weiter
im Preise zurückgehen sollte, wenig riskant und
sehr rentabel.
Lieferanten der Banane für den amerikanischen
und europäischen Markt sind Indien, die kanarischen
Inseln und Zentralamerika. Die meisten
Früchte, die nach Europa und Nordamerika
exportiert werden, liefert wohl dieses Gebiet.