Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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Ülber die kriegerischen Ereignisse heißt es dann 
weiter: 
„Auf dem westlichen Kriegsschauplatz, wo 
nicht so heftige Regen fielen, entwickelte sich 
daher eine erhöhte Tätigkeit. Anfang Februar 
waren General Northeys Truppen wie folgt 
verteilt: 
a) eine kleine Kolonne bei Likuju, 
b) Col. Byrons Abteilung bei und um 
Ssongea, 
) Col. Tomlinsons Abteilung bei Kitanda 
gegenüber Wintgens, 
Col. Murrays Abteilung, der Kraut ost- 
wärts von Ifinga zurückgedrängt hatte, 
stand zwischen diesem Platz und dem 
Pitu-Fluß, 
Col. Hawthorns Abteilung war nahe Alt- 
Langenburg, auf dem Wege nach Wied- 
hafen, 
f) ein afrikanisches Bataillon östlich Lupembe 
am Ruhudje beobc#htend. 
Nach Grawerts Übergabe rückte die Likuju- 
Kolonne nordwärts auf Kitanda, worauf Wintgens 
unter Rückzugsgefechten auf Gumbiro zurückging, 
wo er sich mit Kraut vereinigte. Da dort 
ungünstige Verpflegungsverhältnisse waren, war 
ihres Bleibens nicht lange und am 8. Febrnar 
kam Meldung, daß Kraut nach Süden rücke. 
Am 10. erschien er auf der Wiedhafen-Ssongea- 
straße, griff erfolglos zwei unserer Posten an 
und zog am 11. südwärts weiter, heftig verfolgt 
von Col. Hawthorn. Krauts Leute sollen sich 
in unzufriedener Verfassung befunden haben, 
wahrscheinlich infolge Mangels an Verpflegung, 
sein Rückzug war daher beschleunigt, und wurden 
seine Nachhuten öfters von unserer verfolgenden 
Kolonne scharf angefaßt. Er bemühte sich, 
mit seinen 6 Kompagnien und 3 Geschützen 
einen günstigen Rückzug auf die portugiesische 
Grenze südlich Ssongea zu bewerrkstelligen. 
Etwa am 24. Februar wurde die Ver- 
sammlung stärkerer feindlicher Kräfte bei Likuju 
gemeldet und daher Col. Hawthorn nach Ssongea 
zurückbeordert. Wintgens hatte unterdessen den 
Vormarsch nach Westen ausgenommen, und seine 
Vortruppen zeigten sich Mitte des Monats in 
der Gegend der Mission Milow. General 
Northey, in der Meinung, daß Wintgens einen 
Angriff auf seine rückwärtigen Verbindungen 
zwischen Alt-Langenburg und Ubena plane, be- 
fahl Colonel Murray mit dem Hauptteil seiner 
Kolonne vom Ruhndje nach Tandala. 
Eine kleine fliegende Kolonne unter Kapt. 
Anderson, die von Tandala zur Erkundung auf 
Milow vorgeschickt war, wurde am 16. Februar 
12 Meilen nördlich letzteren Orts von über- 
d 
— 
(1 
  
legenen Kräften angegriffen und mußte sich nach 
tapferer Gegenwehr unter dem Schutze der 
Dunkelheit zurückziehen. Colonel Fairweather, 
der ihr mit Mannschaften des südafrikanischen 
Motorfahrer-Korps zu Hilfe eilte, fiel. Eine 
Kompagnie der Kings African Rifles, die am 
18. Februar von Tandala ausgebrochen war, 
wurde beinahe von den Hauptkräften Wintgens 
umzingelt, schlug sich aber durch und ging auf 
Tandala zurück, das Wintgens nun von Westen 
und Süden einzuschließen begann. Am 22. er- 
schien jedoch Colonel Murrays Kolonne, und 
Wintgens zog, ohne den Angriff abzuwarten, 
nach Norden ab unter Zurücklassung eines 
10,5 ecm Geschützes. Seine Abteilung bestand aus 
etwa 600 Mann, worunter 10 v. H. Weiße und 
— wie behauptet wurde — 12 Maschinen- 
gewehren und 2 Geschützen. Colonel Murray 
folgte ihm sofort, und dann begann mit dem 
25. Februar eine lange Jagd, die mehrere 
Monate anhalten sollte, und auf die Colonel 
Murray einc eigenartige Energie und Entschluß- 
kraft aufwandte. « 
General Northeys Streitkräfte hatten not- 
wendigerweise so sehr auseinander gezogen 
werden müssen, um mit den zahlreichen feind- 
lichen Detachements längs ihrer Frout fertig 
zu werden, daß es nur des von Wintgens an- 
gesetzten Stoßes bedurfte, um hindurchzubrechen. 
Die zu meiner Verfügung verbliebenen Teile 
meiner Streitkräfte waren um diese Zeit so 
zusammengeschmolzen, daß einige Zeit verging, 
bevor es mir gelang, eine kleine Kolonne zu- 
sammenzustellen, die sich an den Operationen 
gegen Wintgens beteiligen konnte. 
Das Lindi-Gebiet. 
Der Feind schien seine auseinandergezogenen 
Kräfte in der Umgebung von Lindi zu ver- 
sammeln, und hielt ich es daher für klug, die 
schwache Besatzung zu verstärken. Brigadegeneral 
O'Grady mit einer entsprechenden Streitmacht 
wurde mit dem Kommando betraut und Maß- 
nahmen wurden ergriffen, sich den Feind vom 
Leibe zu halten. Die Verbesserungen der Hafen- 
anlagen wurden sogleich in die Hand genommen, 
da ich die Absicht hatte, aus dieser Richtung 
nach Beendigung der Regenzeit mit aller Kraft 
vorzugehen. 
Operationen am Rufiji und bei Kilwa. 
Im Laufe des Febrnar änderte sich die Lage 
am Rufji wenig. Der Feind zog, anscheinend 
im Hinblick auf das Steigen des Flusses, der 
seine Ufer und das umliegende Gelände zu 
überfluten begann, einige Kompagnien nach 
Südosten zurück, hielt aber noch eine starke
	        
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