Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXX. Jahrgang, 1919. (30)

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gezogen und ihnen durch alle Mühen und Ent- 
behrungen hindurch die Treue wahrten bis in 
den Tod. 
Die Soldatenlager bei Santa Isabel auf 
Fernando Po. 
Die von Anfang auf der Insel untergebrachte 
Schutztruppe von Kamerun hatte in den ersten 
Monaten nicht weniger Entbehrungen auszustehen 
als ihre Stammesgenossen am Batastrand. Bei 
den 16000 Menschen waren naturgemäß die Ver- 
pflegungsschwierigkeiten noch erheblich größer. 
Frische Nahrung war auf der Insel so gut wie 
gar nicht zu beschaffen: Die spärlichen Farmen der 
Eingeborenen kamen bei der großen Menge der 
Verpflegungsbedürftigen nicht in Betracht. Die 
Ladung eines der kleinen spanischen Dampfer, 
die hin und wieder von der Ostküste der Insel 
Verpflegung anbrachten, reichten eben aus, um 
der Hälfte eine einzige kärgliche Mahlzeit zu ver- 
schaffen. So waren die Truppen von Anfang 
an auf Dauerverpflegung, Reis, Stocksisch und 
Palmöl angewiesen. Auch daran herrschte empfind- 
licher Mangel, so daß die Leute in den ersten 
Wochen bitteren Hunger litten. Da sie aus ihrer 
Heimat durchweg an frische Nahrung, an die Er- 
zeugnisse ihrer Farmen, wie Planten, Makabo 
und Kassada gewöhnt waren, so kamen zu den 
Entbehrungen noch allerlei Krankheiten hinzu, die 
Opfer genug forderten, besonders unter den 
Weibern und Kindern. Dazu saßen sie eng bei- 
einander im sumpfigen, an Ausdünstungen und 
Insekten reichem Gelände, das keine Unterkunft 
darbot, ja nicht einmal die zum Bau ihrer ein- 
fachen Buschhütten nötigen Stoffe, wie Rinden, 
Blätter und Palmrippen. 
Auch jene Prüfungszeit ging vorüber, und es 
folgte für die Truppe auf Fernando Po eine 
Reihe von Monaten, die bei aller Mühe und 
Arbeit — oder vielmehr gerade deshalb — für 
alle Deutschen, die sie mit erleben durften, eine 
freundliche Lebenserinnerung bleiben werden. 
Gemeinsames Schaffen hat besonders in dem 
ersten Jahre des Aufbauens die Deutschen noch 
enger mit ihren Eingeborenen verbunden; beide 
sind in rastloser Tätigkeit glücklich hinweggekommen 
über das quälende Gefühl der Verbannung und 
Unfreiheit; beide haben ihre vornehmste Pflicht 
darin gesehen, der spanischen Gastfreundschaft sich 
wert zu erweisen; und beide haben mit Erfolg 
darin gewetteifert, mit ihrem Arbeiten und Auf- 
treten im fremden Lande Ehre einzulegen und 
Zeugnis abzulegen von deutscher Art in Afrika. 
Die spanische Regierung hatte den Deutschen 
zur Unterbringung ihrer Truppen zu beiden Seiten 
der Stadt Santa Isabel Gelände am Strande an- 
gewiesen. So fand der größte Teil der Soldaten 
  
in der westlich der Stadt gelegenen Moritzfarm, 
der andere in der östlich liegenden Püntefarm 
und in kleineren Nachbarfarmen Unterkunft. Die 
deutsche Firma Moritz hatte ihre Kakaofarm der 
Truppe unentgeltlich zur Verfügung gestellt, und 
auch mit den Besitzern der anderen Farmen wurden 
günstige Abkommen wegen der Überlassung ihrer 
Ländereien getroffen, so daß der Truppe in der 
Ausnützung des Geländes der freieste Spielraum 
eingeräumt wurde. 
Die 6000 Soldaten wurden auf Fernando 
Po unter möglichster Anlehnung an die Ver- 
bände aus Kamerun zu 12 Kompagnien von je 
500 Mann zusammengeschlossen, je 4 Kompagnien 
zu einem Lager, von denen 2 nebeneinander in 
der Moritzfarm Platz fanden, das dritte in der 
Püntefarm angesiedelt wurde. Zu jeder Kompagnie 
gehörte ein Anhang von 7—800 Weibern und 
Soldatenjungen, so daß sie insgesamt auf 12—1300 
Köpfe kam. Alle Kompagnien waren während 
des ersten Jahres ausschließlich mit deutschen 
Offizieren und Unteroffizieren besetzt; dem Offizier 
und Führer einer jeden Kompagnie unterstanden 
höchstens zwei deutsche Unteroffiziere; die Aufsicht 
über jedes Lager führte ein älterer Hauptmann, 
dem ein Offizier zur Besorgung der Verpflegungs- 
angelegenheiten beigegeben war; die oberste 
deutsche Leitung über alle drei Lager führte der 
einzigste auf Fernando Po belassene Stabsoffizier 
als stellvertretender Kommandeur mit einem 
Hauptmann als Adjutanten; er hatte seinen Sitz 
in der Stadt. Bei allen Lagern waren Sanitäts- 
dienststellen unter deutschen Arzten und mit deutschen 
Hilfskräften eingesetzt; daneben stand ein ebenfalls 
deutsch verwaltetes Europäer= und ein Einge- 
borenenhospital. Deutsche Rechnungs= und Kassen- 
beamte und kaufmännisch geschulte Unteroffiziere 
standen für den Verwaltungsbetrieb, besonders 
auch für Ankauf und Bestellung von Verpflegung, 
Werkzeugen, Geräten und Saatgut dem stellver- 
tretenden Kommando in Santa Isabel zur Ver- 
fügung. Katholische und evangelische Missionare 
widmeten sich neben ihrer seelsorgenden Tätigkeit 
der Krankenbehandlung und anderen gemein- 
nützigen Arbeiten im Dienste der Truppe. 
So konnte die auf Fernando Po unter- 
gebrachte gesamte Truppe dank der wohlüber- 
legten Anordnung des spanischen Generalgou- 
verneurs auf den ihnen zugewiesenen Lagerplätzen 
sich ziemlich selbständig anbauen, einrichten und 
erhalten und dort ein Werk schaffen, das überall 
nur Züge deutschen Wesens trug. 
Das Gelände der Lager I und II, im wesent- 
lichen mit der Moritzfarm zusammenfallend, lag 
ungefähr eine Viertelstunde westlich von der Stadt 
entfernt (s. Lagerplan). Es zog sich vom Meeres- 
ufer in durchschnittlich 800 Meter Breite andert-
	        
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