Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Fünfter Teil. Bis zur März-Revolution. (28)

Arnims Entlassung. 275 
schleunigst eine Nachrede hinzu: „Die Verjagung Itzsteins und Heckers 
aus Sandjerusalem und allen Borussenlanden — gewiß, diese brutale, 
allerhöchst befohlene Polizeiflegelei ist ein herrliches Präludium zu dem an— 
gekündigten Puppenspiel: Eine preußische Verfassung.“ Daheim wurden 
die beiden durch gesinnungstüchtige Zweckessen über ihr Mißgeschick ge— 
tröstet, gewaltige Trinksprüche verkündeten den Zorn der Patrioten über 
die preußische Tyrannei. Arnim glaubte, nur das Notwendige getan 
zu haben; in seiner ritterlichen Hingebung wollte er jedoch die Person des 
Monarchen gegen den öffentlichen Unwillen decken und bat daher, der 
König möge die Ausweisung nachträglich mißbilligen, um sich mit den 
Liberalen zu versöhnen, und hierauf ihn entlassen.“) Dies Anerbieten 
wurde natürlich abgelehnt; als aber Arnim nunmehr ausschied, da hieß 
es doch überall, er falle als das Opfer seiner reaktionären Gesinnung. 
Niemand ahnte, wie liberal dieser Verrufene sich in der Verfassungs— 
beratung gezeigt hatte. 
Der König nahm Arnims Rücktritt ungnädig auf; eine solche Selb— 
ständigkeit der Gesinnung wollte er als absoluter Herr auch seinen höchsten 
Dienern nicht gestatten.“*) Das erledigte Amt übernahm Bodelschwingh, 
der zugleich den Vortrag als Kabinettsminister behielt und also jetzt die 
mächtigste Stellung unter seinen Amtsgenossen erlangte; er nannte sich 
jedoch selbst nur bescheiden Sr. Majestät ersten Schreiber. Noch im Juli 
sollte eine kleine Kommission von durchaus ergebenen Männern zusammen— 
treten, um den Verfassungsplan genau nach den Weisungen des Monarchen 
auszuarbeiten. Der Prinz von Preußen war zur Seite geschoben, der 
widersprechende Minister entlassen. Nach den verlorenen fünf Jahren 
hoffte Friedrich Wilhelm nun endlich bald die Tage der Erfüllung zu 
erleben, durch seine große ständische Monarchie die konstitutionellen Miß— 
bildungen der Zeit zu beschämen. Sein Schiffsvolk schien willig, sein Ziel 
meinte er deutlich zu erkennen, und er traute sich's zu, daß ihm das 
Steuer nicht aus der starken Hand glitte. 
  
*) Thile an Bodelschwingh, 11. Juni 1845. 
*7) Thiles Bericht an den König, 8. Juli 1845. 
  
18*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.