FRANZ JOSEF UND DER KARDINAL 229
sprechen. Der damals schon vierundachtzigjährige Kaiser ließ den Kardinal,
der ihm schüchtern und bescheiden den Wunsch des Heiligen Vaters
vortrug, gar nicht ausreden. Zornige Röte bedeckte sein Greisenantlitz. Er
ergriff den Kardinal beim Arm und schob ihn buchstäblich zur Tür hinaus.
Kaiser Franz Josef war ein treuer Sohn seiner Kirche, deren Vorschriften
er gewissenhaft befolgte. Aber das fürstliche Bewußtsein war in ihm noch
stärker als das religiöse Empfinden.
Als das Osterfest sich näherte, übersandte der Papst meiner Frau den
Apostolischen Segen und ließ ihr gleichzeitig sagen, er bete für den Erfolg
der Mission ihres Gatten. In Erwiderung auf ein Schreiben, in dem ich dem
Heiligen Vater meinen ehrfurchtsvollen Dank für die mir gewährte er-
leuchtete Unterstützung aussprach, erhielt ich von ihm den nachstehenden
eigenhändigen Brief: „Eccelenza, Accogliemmo con particolare gradimento
la pregiata lettera che l’Eccelenza Vostra si compiaceva indirizzarci in data
de 21 corrente. Teniamo ora a significare personalmente all’Eccelenza
Vostra quanto noi abbiamo apprezzato le nobili espressioni, nelle quali si
traduceva l’ossequio cordiale che Ella professa alla Nostra persona ed a
questa Sede apostolica su cui, in circostanze cosi calamitose, volle il
Signore collocarci; manifestazioni dell’animo di Lei grande e delicato, delle
quali serberemo caro e perenne il ricordo. L’alta stima, inolire, che Noi
sempre Le portammo ed ilriconoscimento delle doti esiemie che L’adornano
e delle non poche benemerenze che Ella, nelle lunga Sua vita politica, seppe
acquistarsi verso la Sua patria, avrebbero reso a Noi sommamente accetto
l’omaggio che !’Eccelenza Vostra, insieme con la degnissima sua Consorte si
riprometteva di presentarci personalmente alle Sua partenza da questa
citta, qualora le circostanze l’avessero consentito. Ad ogni modo, accetiamo
con animo grato l’augurio cortese che Ella, Signor Principe, sul finire della
lettera affidava Provvidenza Divina, perch® propizzia assista questa Sede,
e alla Nostra volta Noi amiamo di volgerla con pieno ricambio del Nostro
affetto paterno, alla di Lei Nazione, a Vostra Eccelenza stessa ed alla
nobilissima Sua Sposa, Cui altresi concediamo ben di cuore la implorata
benedizione apostolica. Benedictus P.P.XV. Roma, 30. Maggio 1915.“
(„Durchlaucht! Wir empfangen mit besonderer Genugtuung das geschätzte
Schreiben, das Eure Durchlaucht am 21. ds. Mts. an Uns zu richten die
Güte hatten. Wir legen Wert darauf, Eurer Durchlaucht zu bekunden, wie
sehr Wir die edeln Gefühle gewürdigt haben, in denen die aufrichtige
Huldigung zum Ausdruck kam, die Sie Unserer Person und dem Aposto-
lischen Stuhl darbringen, auf den Uns der Herr unter so beklagenswerten
Umständen berufen wollte, eine Kundgebung Ihres großen und fein-
sinnigen Geistes, der Wir allzeit ein gutes Andenken bewahren werden.
Die hohe Achtung, die Wir immer für Sie hegten, und die Anerkennung der
Der Papst
an Bülow