Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Dritter Band. Weltkrieg und Zusammenbruch. (3)

FRANZ JOSEF UND DER KARDINAL 229 
sprechen. Der damals schon vierundachtzigjährige Kaiser ließ den Kardinal, 
der ihm schüchtern und bescheiden den Wunsch des Heiligen Vaters 
vortrug, gar nicht ausreden. Zornige Röte bedeckte sein Greisenantlitz. Er 
ergriff den Kardinal beim Arm und schob ihn buchstäblich zur Tür hinaus. 
Kaiser Franz Josef war ein treuer Sohn seiner Kirche, deren Vorschriften 
er gewissenhaft befolgte. Aber das fürstliche Bewußtsein war in ihm noch 
stärker als das religiöse Empfinden. 
Als das Osterfest sich näherte, übersandte der Papst meiner Frau den 
Apostolischen Segen und ließ ihr gleichzeitig sagen, er bete für den Erfolg 
der Mission ihres Gatten. In Erwiderung auf ein Schreiben, in dem ich dem 
Heiligen Vater meinen ehrfurchtsvollen Dank für die mir gewährte er- 
leuchtete Unterstützung aussprach, erhielt ich von ihm den nachstehenden 
eigenhändigen Brief: „Eccelenza, Accogliemmo con particolare gradimento 
la pregiata lettera che l’Eccelenza Vostra si compiaceva indirizzarci in data 
de 21 corrente. Teniamo ora a significare personalmente all’Eccelenza 
Vostra quanto noi abbiamo apprezzato le nobili espressioni, nelle quali si 
traduceva l’ossequio cordiale che Ella professa alla Nostra persona ed a 
questa Sede apostolica su cui, in circostanze cosi calamitose, volle il 
Signore collocarci; manifestazioni dell’animo di Lei grande e delicato, delle 
quali serberemo caro e perenne il ricordo. L’alta stima, inolire, che Noi 
sempre Le portammo ed ilriconoscimento delle doti esiemie che L’adornano 
e delle non poche benemerenze che Ella, nelle lunga Sua vita politica, seppe 
acquistarsi verso la Sua patria, avrebbero reso a Noi sommamente accetto 
l’omaggio che !’Eccelenza Vostra, insieme con la degnissima sua Consorte si 
riprometteva di presentarci personalmente alle Sua partenza da questa 
citta, qualora le circostanze l’avessero consentito. Ad ogni modo, accetiamo 
con animo grato l’augurio cortese che Ella, Signor Principe, sul finire della 
lettera affidava Provvidenza Divina, perch® propizzia assista questa Sede, 
e alla Nostra volta Noi amiamo di volgerla con pieno ricambio del Nostro 
affetto paterno, alla di Lei Nazione, a Vostra Eccelenza stessa ed alla 
nobilissima Sua Sposa, Cui altresi concediamo ben di cuore la implorata 
benedizione apostolica. Benedictus P.P.XV. Roma, 30. Maggio 1915.“ 
(„Durchlaucht! Wir empfangen mit besonderer Genugtuung das geschätzte 
Schreiben, das Eure Durchlaucht am 21. ds. Mts. an Uns zu richten die 
Güte hatten. Wir legen Wert darauf, Eurer Durchlaucht zu bekunden, wie 
sehr Wir die edeln Gefühle gewürdigt haben, in denen die aufrichtige 
Huldigung zum Ausdruck kam, die Sie Unserer Person und dem Aposto- 
lischen Stuhl darbringen, auf den Uns der Herr unter so beklagenswerten 
Umständen berufen wollte, eine Kundgebung Ihres großen und fein- 
sinnigen Geistes, der Wir allzeit ein gutes Andenken bewahren werden. 
Die hohe Achtung, die Wir immer für Sie hegten, und die Anerkennung der 
Der Papst 
an Bülow
	        
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