sogar auf einem leibhaftigen Kamel war der Vater geritten, genau
so einem, wie wir es im Zoologischen Garten gesehen hatten!
Wir feierten Weihnachten noch zusammen in Cannes, dann reisten
meine Eltern nach Deutschland ab, und wir blieben mit Hinzpeter
allein zurück. Wir siedelten nun aus dem Hotel in die Villa Gabrielle
über, deren Beranda vornehmlich zu unserm „Gorschungsinstitut"
wurde. Abwechflungsreiche Reit= und Fußtouren in die prächtigen
Wälder der Umgebung vertrieben uns die Zeit, wenn Hinzpeter
uns nicht mit Schularbeiten plagte. Wir gingen auch oft in das
Grand Hötel hinüber, um Tante Alexandrine und die niederländischen
Verwandten zu besuchen. Beide Tanten waren krank, aber während
die mecklenburgische Tante sich wieder gut erholte, immer froher Laune
war und nicht müde wurde, uns Geschichten zu erzählen, wurde
Tante Luise immer kränker, Ende 1870 ist sie gestorben.
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Von der französischen Armee bekam ich zu meiner Freude dann
und wann auch etwas zu sehen. Wenn die Soldaten mit der „Musique“
oder „Clairon en täte“ dahermarschiert kamen, mischte ich mich unter
die Schulsugend von Cannes und lief in gleichem Schritt und Tritt
neben der Kolonne her. Besonders angezogen wurde ich immer von
den schmetternden Klängen der lustigen Hörner. Ich habe sie später
als Batafllonskommandeur bei meinen Spielleuten eingeführt und
blasen lassen, wenn die Regimentsmusik nicht zur Hand war.
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Ein Besuch des herrlichen, landschaftlich schönen Kriegshafens Tou-
lon vermittelte uns auch einen lehrreichen Einblick in die französische
Marine. Unter Führung des trefflichen deutschen Konsuls Schencking,
eines Westfalen und Landsmannes von Hinzpeter, besichtigten wir
die Werftanlagen und die auf Reede liegenden Schiffe. Ein liebens-
würdiger Offizier begleitete die Besucher auf Befehl des die Station
befehligenden Admtrals. So sahen wir die kalserliche Bacht „Aigle“,
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