Form der
Reifezeugnisse.
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Die wissenschaftlichen Hauptzensuren sind nach den drei Graden: sehr gut (1), gut (II),
und genügend (III) mit den Zwischenstufen Ib, II a, IIb und III a zu erteilen. Dasselbe
gilt von den Fachzensuren, doch ist bei einer derselben auch ein „kaum genügend" (IIIb) zu-
lässig. Durch die Sittenzensur ist das Verhalten entweder als völlig befriedigend (1) oder
als befriedigend (II) oder als nicht immer befriedigend (III) zu bezeichnen; die für die wissen-
schaftliche Hauptzensur nachgelassenen Zwischenstufen (b, IIa, IIb, III) können auch hierbei
zur Anwendung kommen.
Bei allen Prüflingen sind zu zensieren: Religion, Deutsch, Französisch, Englisch, Geschichte,
Erdkunde, Naturkunde und Chemie (als ein Fach zu behandeln), Physik, Mathematik nebst
Linearzeichnen, also 10 Fächer.
Ungenügende Leistungen (IV) in einem einzelnen Fache können durch besonders tüchtige
(I, Ib, IIa) in einer der Sprachen oder in der Mathematik als ergänzt erachtet werden,
vorausgesetzt, daß es sich nicht um so erhebliche Lücken handelt, daß völlige Unreife ausgesprochen
werden muß. Unzulässig ist ein solcher Ausgleich, wenn es sich um die Gesamtzensur IV im
Deutschen handelt, vielmehr ist in diesem Falle das Reifezeugnis zu verweigern.
Bei Erteilung der wissenschaftlichen Hauptzensur ist auf die Fächer besonderes Gewicht zu
legen, welche in der obersten Klasse mit einer größeren Stundenzahl bedacht sind. Schülern,
die bis zuletzt am wahlfreien Unterricht im Latein oder Freihandzeichnen teilgenommen haben,
sind Zensuren auch für diese Fächer zu erteilen. Sie werden in das Zeugnis ausgenommen,
bleiben aber bei Feststellung der wissenschaftlichen Hauptzensur außer Betracht.
Bei Feststellung des Schlußurteils über das Betragen sind sämtliche Sittenzensuren, die
der Prüfling während seines Aufenthaltes in den beiden Primen an derselben Schule oder an
verschiedenen erhalten hat, zu berücksichtigen, aber nicht in der Weise, daß aus diesen rechnerisch
der Durchschnitt gezogen werden müßte.
Nach Beendigung der Zensierung ist die Niederschrift über den Verlauf der ganzen Prüfung
und alle auf sie bezüglichen Verhandlungen nach erfolgter Verlesung und Genehmigung vom
Königlichen Kommissar und den übrigen Mitgliedern des Ausschusses zu vollziehen. Dann
ist es mit einer Liste über die erteilten Haupt= und Fachzensuren dem Ministerium einzusenden.
8 68. Die Reifezeugnisse sind auf einem Bogen gewöhnlichen Aktenformats auszustellen.
Die erste Seite hat die Aufschrift zu enthalten:
Reifezeugnis
der Oberrealschule ..
Die übliche Benennung der Anstalt ist vor oder hinter dem Worte „Oberrealschule“ in
Klammern einzuschalten.
Die auf der zweiten Seite folgende Personalbezeichnung hat den Familiennamen mit
sämtlichen Vornamen, Ort, Tag und Jahr der Geburt, Stand und Wohnort des Vaters