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einen handelspolitischen Charakter und bezweckt, bessere Beziehungen und
gute Nachbarschaft zwischen den beiden Nationen herzustellen. Wenn der
französische Minister Delcassé geäußert habe, daß sich in den letzten zehn
Jahren in den Beziehungen Italiens zu Frankreich etwas geändert habe,
so sei das vollkommen wahr. Wir haben da unter anderem den tunefischen
Vertrag gehabt und dann das gleichzeitige Verweilen der Truppen beider
Länder auf Kreta. Zwei Jahre lang hat unsere Flotte mit der französischen
und derjenigen der anderen Mächte zusammengewirkt, sind unsere Truppen
mit den französischen und denen der übrigen Länder in enger Berührunggeblieben,
und dies beiderseitige Zusammenwirken hat glänzende Ergebnisse geliefert.
Diese Thatsachen find in Wahrheit ein Anzeichen dafür, daß in den Be-
ziehungen zwischen Italien und Frankreich eine Aenderung eingetreten
ist. Frankreich hat seine Verpflichtungen gegen Rußland nicht versäumt
und Italien auch nicht gegen Deutschland und Oesterreich-Ungarn. Es
sind überhaupt keinerlei politische Verpflichtungen verletzt worden, auch
haben die Allianzen ihre Richtung nicht verändert. Es hieße die Loyalität
der französischen Regierung und die Ehrlichkeit der Politik des italienischen
Kabinets beleidigen, wollte man dies glauben.“ — Der Senat nimmt den
Vertrag mit 105 gegen 16 Stimmen an.
Februar. Die Regierung protestiert in Noten an die russische
und niederländische Regierung gegen die Absicht, den Papst zur
Friedenskonferenz einzuladen und erklärt, sich fernzuhalten, wenn
der Papfst teilnehme.
16. Februar bis 4. März. (Kammer.) Erste Beratung der
Vorlagen zum Schutze der öffentlichen Sicherheit.
Ende Februar. Anf. März. Es wird bekannt (28. Februar),
daß Italien von China die Abtretung oder Verpachtung der Sanmun-
Bai verlangt, China aber die Konzession abgelehnt hat (5. März).
14. März. (Deputiertenkammer.) Der Minister des Aus-
wärtigen, Canevaro, gibt folgende Darstellung über die Aktion
Italiens in China:
Als die Regierung beschlossen habe, sich eine Flottenstation in
China und möglicherweise den einen oder andern weitern VBorteil zu
sichern, der dort der Entwickelung des Handels und der Industrie Italiens
förderlich sein könne, damit Italien sich nicht die Zukunft in dem aus-
gedehnten Reiche verschließe, das alle in Europa für so vielversprechend
hielten, habe er zunächst bei der britischen und der japanischen Regierung
angefragt, ob sie gegen den Plan etwas einzuwenden hätten, da Italien
seinen Platz zwischen der japanischen Einflußprovinz und den dem britischen
Einflusse unterstehenden Chusan-Inseln würde einzunehmen haben. Die
beiden befreundeten Staaten hätten sich glücklich erklärt, Italien zum
Nachbar zu haben. Indessen habe Großbritannien verlangt, daß Italien
nicht zu Gewaltmaßnahmen greife und über die Abtretung der Sanmun-
Bai auf diplomatischem Wege verhandele, wobei Großbritannien zugesichert
habe, Italien dafür diplomatisch bei China zu unterstützen. Er habe
alsdann den Gesandten de Martino angewiesen, die Unterhandlungen zu
eröffnen. Gleichzeitig habe er die befreundeten Mächte, namentlich die bei
den chinesischen Angelegenheiten hauptsächlich interessierten benachrichtigt.
Alle ohne Unterschied hätten von seinen Erklärungen sympathisch Akt