Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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ble nördlichen Territorien der Goldküst 
im Jahre 1906.“) 
Im allgemeinen wurde im Laufe des Jahres 
1906 die Ruhe in den nördlichen Territorien 
der Goldküste (Protektorat Northern Territories) 
nicht gestört. Der englische Einfluß befestigt sich 
mehr und mehr. So haben sich z. B. die Häupt- 
linge des Lobi-Dagarti-Landes, welche bisher in 
Unabhängigkeit und beständiger Fehde miteinander 
lebten, auf Zureden des Chief Commissioner 
Oberhäuptlingen unterstellt. Zwei neue Stationen 
wurden im Distrikt, der stark bevölkert ist und 
dessen Städte große Märkte besitzen, errichtet. 
Nur der sog. Nabrigo-Hügel-Distrikt, der eine 
Tagereise weit nordwestlich von Gambaga liegt, 
hat bisher die englische Autorität noch nicht an- 
erkannt. 
In Süd-Dagomba wurde bei der Wahl eines 
neuen Oberhäuptlings ein interessantes Experiment 
versucht. Da sieben Bewerber um die Häuptling- 
schaft aufgetreten waren und keiner der 80 Unter- 
häuptlinge es wagte für einen derselben seine 
Stimme abzugeben, so wurde nach Anweisung 
des britischen Residenten unter Anwendung des 
geheimen Wahlverfahrens gewählt. - 
Das Dagombaland ist in der Zivilisation am 
meisten vorgeschritten. Es hat bedeutende Märkte; 
aus diesem Grunde wird auch die Verlegung des 
Hauptortes der nördlichen Territorien von Gam- 
baga nach Tamale, welches im Mittelpunkte dieses 
Distriktes liegt, vorgenommen werden. 
Verwaltung. 
Des alte Verwaltungssystem hat mit dem 
Jahre 1906 sein Ende gefunden. Unter dem 
alten System bestand keine Trennung zwischen 
Militär= und Zivil-Behörden. Die Offiziere des 
2. Bataillons des Goldküstenregiments waren auch 
gleichzeitig die Distriktskommissare. Unter diesem 
System litt besonders die Zivilverwaltung. Das 
Bataillon ist aus dem Lande gezogen worden 
und an seine Stelle ein Konstabler-Korps getreten. 
Die Folge wird sein, daß mehr Stationen er- 
öffnet werden können und daß eine Reihe von 
Distrikten mit der Verwaltung in Berührung ge- 
bracht wird. 
Als Südgrenze des Protektorats wurde der 
Volta festgelegt. 
Handel. 
Der Handel nimmt einen großen Aufschwung. 
Immer mehr Karawanen kommen vom Norden, 
und die Händler des Südens ziehen das Vieh 
der Nordterritorien dem Moshi-Bieh vor. Durch 
u Nach dem Colonial Report No. 530. Northern 
ermtorics of the (joll Coast 1906. Cd. 3285/07. 
  
eine im Jahre 1906 erlassene Verordnung wurde 
auf alle Waren aus den anliegenden deutschen 
und französischen Kolonien eine Zollabgabe von 
10 v. H. ad valorem eingeführt. Es ist indes 
nicht leicht, diese Verordnung durchzuführen, da 
das Land offen ist und die Schmuggler überall 
die Grenzen überschreiten können. Die wenigen 
guten Straßen indes, welche von Togo herführen, 
sind gut bewacht und die Märkte von Salaga 
und Gambaga werden ständig inspiziert. Die 
französische Seite ist nicht so wichtig, da die 
meisten fremden Waren auf den Märkten deutscher 
Herkunft sind. 
Silbermünzen kommen von Jahr zu Jahr 
mehr in Gebrauch. Gegen Ende des Jahres 
wurden auch Kupfermünzen in Zirkulation gesetzt. 
Salz von Ada und Kolanüsse bilden die 
Hauptanziehung für die Karawanen, und die 
Nachfrage ist größer als das Angebot. Das 
meiste Salz wird auf dem Volta befördert. Es 
kommt nach Yeji und findet einen Markt in Togo. 
An dem bisherigen Fluß-Convoy-System soll 
nichts geändert werden, solange nicht die Händler 
von Togo in der Lage sind, durch Verbesserung 
ihrer Straßen und durch die Eisenbahnen Salz 
in die nördlichen Territorien billiger einzuführen, 
als dies britische Händler auf dem Flußweg tun 
können. 
Mit der Ausdehnung des Mohammedanismus 
wächst die Nachfrage nach purpurnen und grünen 
Mänteln, Gebets-Perlen, -Kränzen usw. Sonst 
besteht die Einfuhr hauptsächlich aus Glaswaren, 
Baumwollwaren, Sämaschinen, Baumwollhaspeln 
usw. 
Finanzen. 
Die Haupteinnahmequelle der nöäördlichen 
Territorien ist die Karawanensteuer. Sie brachte 
im Jahre 1906 11 803 & gegen 11 130 L im 
Jahre 1905. Die Gesamteinnahmen der nörd- 
lichen Territorien beliefen sich im Jahre 1906 
auf 14 100 K gegen 13 414 & im Jahre 1905. 
Produktion. 
Die Eröffnung der neuen Station in der 
Lobi-Dagati= und der Fra-Fra-Gegend hat die 
englische Regierung mit einem außerordentlich 
dicht bevölkerten Distrikt in Berührung gebracht. 
Man nahm die Gelegenheit wahr, den Häuptlingen 
klar zu machen, wie vorteilhaft es wäre, wenn 
sie ihre jungen Leute in die Minendistrikte der 
Goldküstenkolonie sendeten. Um ihnen die Vor- 
teile ad oculus zu demonstrieren, wurden intelli- 
gente Leute aus allen Teilen des Landes zu den 
Minendistrikten geführt, wo ihnen die Minenarbeit, 
die dortige Lebensweise, der Lohn usw. klar ge- 
macht wurden. Ein Erfolg ist nicht ausgeblieben,
	        
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