Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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wechseln ständig: „Okapi“ und „Kenge“ sind die 
gebräuchlichsten, doch hörten wir auch den Namen 
„Alabi“, während in anderer Gegend mit Kenge 
wiederum die große Streifen-Antilope, das Soli, 
bezeichnet wird. Eine Abbildung des Okapi 
Johnstoni, die ich in Mowambi einigen Mombutti 
zeigte, erkannten sie sofort und nannten sie ein- 
stimmig „Kenge“. „Okapi“ und „Alabi“ war 
unbekannt, während die Pygmäen bei Beni nur 
die Namen „Okapi“ und „Kwapi“ gebrauchten. 
„Kenge“ tritt erst bei Irumu auf. 
Außer einigen neuen Fellen lieferte der 
Wald eine schöne Kollektion aus der gefiederten 
Welt und wirbellose Tiere in Mengen. Unter 
den verschiedenen Arten Affen, die täglich auf 
den Asten der hohen Bäume zu finden sind, ist 
die Erlegung einer schwarzen Mangabe sowie 
zweier verschiedener Colobus-Arten bemerkens- 
wert, von denen die eine nur wenige weiße 
Büschel an der Schulter zeigt, die andere mit 
zwei weißen Rückenstreifen sich mehr der Kili- 
mandscharo-Form nähert. Einige silbergraue 
Zierböckchen von der Größe eines Hasen, die von 
den Eingeborenen vielfach in Schlingen gefangen 
und oft lebend angeboten werden, versuchten wir 
in der Gefangenschaft zu halten. Trotz guter 
Nahrungsaufnahme und völliger Zahmheit, schon 
nach einem Tage, waren sie jedoch (bis auf ein 
Exemplar) nicht durchzubringen. 
Auch die Fischerei auf dem Zturi, dem 
Schari sowie allen größeren Flußläufen lieferte 
recht interessante Resultate. Barben, Karpfen- 
lachs= und Zahnkarpfen sowie Welse verschiedenster 
Form bilden das Hauptkontingent, während im 
Unterschiede zu den zentralafrikanischen Seen die 
dort vorherrschenden Cromiden hier ganz zurück- 
treten. Da hier auch ferner die Ethnographie 
nach dem Aruwimi zu wieder anfängt, reicher 
und interessanter zu werden, so scheint die Reise 
zum Kongo recht lohnend zu sein. 
Am 10. April erreichten wir Mowambi, 
einen kleinen, vom Walde umrahmten, hoch über 
dem Ituri gelegenen Posten. Der Strom rauscht 
hier in mächtiger Breite und starker Strömung 
über klippenreichen Grund dahin und führt jetzt 
in der mittleren Regenzeit viel Wasser. Die 
Regenzeit hat uns bis jetzt gnädig verschont, 
wenn schon einige echte Tropengewitter uns nicht 
erspart geblieben sind. Nach den Beobachtungen 
des hiesigen Chef de poste, eines Bulgaren, der 
uns hier in zuvorkommender Weise einige Tage 
Aufenthalt verschönte, fällt die Hauptzeit des 
nassen Elements in die Monate August bis Ok- 
tober — im Gegensatz zu Beni und dem dem 
Walde angrenzenden östlichen Gebiete, wo die 
Zeit von etwa Ende Februar bis Mai zu der 
regenreichsten gerechnet wird. 
  
In wenigen Tagen hat bei Awakubi der 
Fußmarsch sein Ende gefunden. Nach vierzehn- 
tägiger Reise hoffen wir — in Booten den Aru- 
wimi abwärts fahrend —, Basoko am Kongo 
zu erreichen, wo uns der Dampfer erwartet, der 
uns zur Westküste des Kontinentes tragen soll. 
II. 
Mit der Ankunft in Awakubi am 22. April 
hatten die Fußmärsche ihr Ende erreicht. Hier 
lag eine Anzahl Kanus bereit, um uns den 
Aruwimi hinunter bis zum Kongo zu tragen, 
den wir in etwa zehntägiger Fahrt zu erreichen 
hofften. In dem freundlichen, großen Posten 
blieben wir eine Weile, teils in der Hoffnung, 
von unserem Geologen Kirschstein von dem seit 
der Unglücksmeldung auf dem Karissimbi jede 
Nachricht fehlte, ein Lebenszeichen zu erhalten, 
dann auch, um den Rest der aus Ostafrika mit- 
geführten Träger, sowie die Askari abzumustern, 
die von hier aus den Heimweg an die Ostküste 
antreten sollten. Eine neue Eskorte stellte uns 
der Kommandant Engk von der 2one de l’haut 
Ituri. Für Leutnant v. Wiese gab es wieder 
einmal harte Arbeit. Auf ihm hatte während 
der ganzen Dauer der Safari die schwere Bürde 
der inneren Verwaltung unserer Karawane ge- 
legen; sein Amt war es gewesen, die schwierige 
Frage der Verpflegung der 700 Leute zu lösen, 
einen großen Teil der geschäftlichen Korrespondenz 
zu erledigen und die ungezählten täglichen Schauri 
und Streite zu schlichten, die, weil sie oft wegen 
der unnötigsten Sachen ausbrechen, selbst den 
ruhigsten Mittelenropäer zur Verzweiflung rreiben 
können. Daß wir niemals in ernste Schwierig- 
keiten geraten sind, hatten wir allein seinen um- 
sichtigen und weitausschauenden Dispositionen zu 
danken. Hier galt es nun, alle Verpflichtungen 
und Korrespondenzen, die uns noch mit dem 
Osten verbanden, zum Abschluß zu bringen, so- 
wie den dortigen Firmen längere Instruktionen 
über die Rückreise der via Entebbe heimkehren- 
den Herren, über Lohnauszahlung der Träger 
und Askari, Transport der Sammlungen usw., 
zu erteilen. Die Dienstbücher der Leute mußten 
ausgefüllt, sowie deren Verpflegung für den Rück- 
marsch sicher gestellt werden. Mit der Entlassung 
des übrig gebliebenen Trägermaterials und der 
Soldaten war Wiese somit von einem großen 
Teile seiner Sorgen befreit. Eine Parade über 
die Expeditionstruppen, bei der ich ihnen für ihre 
treuen Dienste dankte, bildete die kleine Ent- 
lassungsfeier. Bald darauf marschierten die 
Braven, von viel Volks aus den Weg geleitet 
und von den zurückbleibenden Boys heimlich be- 
neidet, unter Hörnerklang in ihre Heimat ab.
	        
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