Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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überzeugen. Sämtliche Brotfruchtbäume sind ver- 
nichtet, an den stehen gebliebenen Kokospalmen 
hängt fast keine Nuß mehr; es wird noch Monate 
dauern bis diese Bäume wieder anfangen zu 
tragen. Ein trauriger Anblick! Überall umge- 
wehte Bäume und Häuser! Nur die aus massivem 
Mauerwerk aufgeführte Schule war verschont ge- 
blieben. Noch schwerere Verwüstungen hat der 
Taifun auf der Nachbarinsel Ta angerichtet. 
Hier ist der Humus völlig weggeschwemmt; die 
Hoffnung auf Wiederaufforstung erscheint gering. 
Von den übrigen zu der Mortlok-Gruppe ge- 
hörigen Inseln ist Fabikal durch den Taifun 
nicht verwüstet. Die Tosson-Gruppe und 
Faitafaumor haben auch nicht in dem Maße 
gelitten wie Satawan und Taz eine Not ist dort 
nicht vorhanden. Die nicht bewohnte Insel 
Onupuku hat ebenfalls nicht gelitten, ihre 
Kokosnußbestände werden von den Bewohnern 
der Insel Kulu ausgebeutet. Nach den Schilde- 
rungen des Häuptlings Robin Fimas ist die 
Taifun-Flutwelle in Höhe der Kokospalmen über 
die Inseln hereingebrochen und hat auf den 
ersten Schlag die entstandenen Verheerungen an- 
gerichtet. Auf Ta sind hierbei hundertsiebzig 
Menschen ums Leben gekommen. Zur 
Steuerung der ersten Not ließen wir auf Satawan 
und Ta je 2400 Pfund Reis landen. 
Am 16. September meldeten sich viele Ein- 
geborene; sie wollten mit nach Truk und Ponape, 
um dort bei Freunden und Bekannten ein neues 
Unterkommen zu finden. Zur Verhütung einer 
Hungersnot wurde diesem Wunsche entsprochen. 
Von Satawan und Ta wurden 68 Männer, 
51 Frauen und 50 Kinder an Bord genommen. 
zauf beiden Inseln blieben etwa 190 Eingeborene 
zurück. 
In Lukunor, wo wir am Mittag des ge- 
nannten Tages landeten, hat der Taifun die 
gleichen Verwüstungen angerichtet wie in der 
Satawan-Gruppe. Nach Angabe des Häuptlings 
sind im Taifun selbst 14 Menschen ums Leben 
gekommen, an Nahrungsmangel später 13 ge- 
storben. Von beiden Gruppen hat der Post- 
dampfer „Germania“ bereits 700 Eingeborene 
nach Ponape und Saipan überführt. Auf der 
zur Inselgruppe gehörenden Insel Oneop wohnen 
noch 210 Menschen. Der Häuptling Läjon bat, 
da die Not sehr groß sei, sein Volk so viel als 
möglich mit nach Truk und Ponape zu nehmen 
und dort unterzubringen. Auch dies wurde zu- 
gesagt mit der Maßgabe, daß die rüstigsten 
Männer mit ihren Familien auf den Inseln 
bleiben müßten, um die Aufräumungs= und 
Pflanzungsarbeiten weiter zu führen. Hier wurden 
2600 Pfund Reis an Land gegeben. Von dieser 
Inselgruppe nahmen wir 82 Männer, 180 Frauen 
  
und 198 Kinder an Bord. Vierzig Männer mit 
ihren Familien blieben zurück. 
Am 17. September sichteten wir die Truk- 
Inseln und gingen bei der Insel Eten vor der 
Station der Jaluit-Gesellschaft vor Anker. An 
die einzelnen Häuptlinge der Inselgruppe wurde 
die Weisung gesandt, daß sie sich am nächsten 
Morgen auf Eten zu einer Versammlung einfinden 
sollten. Die Häuptlinge kamen und hatten aus den 
mitgebrachten Eingeborenen bereits ihre Ver- 
wandten ausgesucht, die sie auf den Truk-Inseln 
behalten wollten. Es blieben hier 109 Männer, 
178 Frauen und 183 Kinder. In der Ver- 
sammlung wurden mit den Häuptlingen unter 
Anwesenheit eines großen Teils der Bevölkerung 
der umliegenden Inseln dringende Verwaltungs- 
angelegenheiten besprochen. 
Ponape war am 20. September erreicht. 
Die Insel hat sich von dem durch den Taifun 
vor zwei Jahren angerichteten Schaden teilweise 
wieder erholt; der frühere herrliche Hochwald ist 
jedoch verschwunden. Die Europäerkolonie wurde 
neu aufgebaut, ein Teil der noch aus spanischer 
Zeit stammenden Umfassungsmauer geschleifst. Die 
auf dem „Seestern“ befindlichen Eingeborenen 
der Mortlock-Inseln — 41 Männer, 53 Frauen 
und 65 Kinder, zusammen 159 Personen — 
fanden sofort bei den Eingeborenen Unterkommen. 
Am 23. September wurde auf dem Bezirksamte 
eine große Versammlung sämtlicher Oberhäuptlinge 
abgehalten. Ihre Unterhäuptlinge und viele 
Stammesangehörige waren gleichfalls zur Stelle. 
Als besonderer Erfolg dieser Versammlung ist 
die schriftliche Verpflichtung der Oberhäuptlinge 
zu bezeichnen, daß sie die Einziehung besetzter 
oder durch Tod angefallener Hufe (Lehen) unter- 
lassen werden. Tags darauf fand in Not ein 
großes Tanzfest (Uinanuin) statt. 
er „Seestern“ hatte in der Zuwischenzeit 
seinen Kohlenvorrat ergänzt. Vom Bezirksamt 
wurden uns 115 Personen mitgegeben, welche 
wir auf der Fahrt nach Kusaie in Mokil und 
Pingelap landen wollten. Dies geschah in den 
nächsten Tagen. 
Auf Kusaie galt ein Ausflug den etwa 
15 Minuten vom Landungsplatz Lele entfernten 
Ruinen aus großen Basaltfelsen. Auch Kusaie 
hat, was die Lebenshaltung der Eingeborenen 
anlangt, die Verheerungen des Taifuns über- 
wunden. Auf Ausfuhrwerte dagegen kann, wie 
bei Ponape, in den nächsten zehn Jahren nur in 
bescheidenem Maße gezählt werden. Am Morgen 
des 1. Oktober machten wir an der Brücke von 
Jaluit fest. Auch hier sieht man noch überall 
Spuren des Taifuns. Die Gebäude des Bezirks- 
amts, der Jaluit-Gesellschaft und der Mission sind 
neu errichtet. Das bei der Station befindliche 
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