Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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spielt sich eben hier am Tage im Innern des Waldes 
ab; nur des Nachts oder am frühen Morgen 
sieht man die Ufer belebter, ehe das Wild nach 
erfolgter Tränke in den Schatten des schützenden 
Dickichts zurücktritt. 
Der 8. Mai brachte uns nach Dambuya, 
das den Endpunkt des Katarakts bildet und mit 
Basoko durch einen Dampfer verbunden ist. 
Auch dieser letzte Tag im Kanu sollte nicht ohne 
Unfall vorübergehen. Das Boot meines Dieners 
Weidemann, unseres Faktotums im verwegensten 
Sinne des Wortes, geriet auf einen Fels, legte 
sich fast völlig auf die Seite und lief zur Hälfte 
voll Wasser, so daß seine Insassen unsanft hinaus- 
geschlendert wurden. Da dies Boot zufällig das 
letzte war, so wurde sein Mißgeschick nicht be- 
merkt, und es dauerte eine ganze Weile, ehe Ein- 
geborene aus einem in der Nähe gelegenen Dorf 
sich entschlossen, den heftig Rufenden und Winken- 
den Hilfe zu bringen. Wenn auch das Boot 
nach vielen Stunden ans Ufer geschafft und 
schließlich zur Weiterfahrt verwendet werden 
konnte, so waren doch eine Anzahl Vorräte, Pa- 
tronen und Briefschaften sowie über tausend zum 
Glac noch unbelichtete Platten unwiederbringlich 
ahin. 
Die Nachricht von der voraussichtlichen An- 
kunft des Dampfers, der „Délivrance“, ließ aber 
den Zwischenfall bald vergessen — und als noch 
am Abend in der Ferne der Pfiff der Dampf- 
bfeife ertönte, lief alles in hellster Aufregung ans 
Ufer, um sich an dem langentbehrten Anblick 
eines regulären Dampfers zu erfreuen. 
Mit Dr. Mildbread und dem chef de poste, 
Mr. Lemoine, einem drolligen, gemütlichen 
Kanze, besuchte ich noch eine große Landolphia- 
plantage, die wir in zwei Marschstunden er- 
reichten, und die der Direktion eines Deutsch- 
Schweizers untersteht. 
Diese ausschließlich Lianen enthaltende junge 
Pflanzung ist teils in lichteren Bestandteilen des 
Waldes angelegt, teils auf gerodeten Plätzen; 
die letzteren gewähren der Sonne freien Zutritt 
und scheinen den Pflänzlingen zuträglicher zu sein. 
a die Liane aber ungeheuer langsam wächst 
und bis zur Ernte bzw. ersten Anzapfung min- 
destens 20 Jahre vergehen, so hat der Staat der 
Unrentabilität und der großen pekuniären Opfer 
wegen alle weiteren Versuche eingestellt und sich mit 
der Anpflanzung von Kautschukbäumen begnügt. 
Mittlerweile waren alle Lasten an Bord der 
„Délivrance“, eines kiellosen Heckraddampfers, 
verstaut, der bei voller Ladung etwas über 1 m 
Tiefgang aufweist. Wir rüsteten zur Abfahrt. 
An dem Platze, wo Stanleys Lager einst ge- 
standen, gingen wir an Bord. Auf der Brücke, 
dem einzigen Platz für Passagiere, machten wir 
  
es uns auf einem Raum von 1½ m Breite und 
3m Länge „bequem“. Nach wenigen Stunden 
flotter Fahrt, bei welcher der Sandbänke wegen 
ständig im Zickzack über den Fluß manövriert 
wurde, gingen wir beim Posten Mogandje an 
Land und verbrachten dort nach einem anregen- 
den Abend im Kreise liebenswürdiger belgischer 
Herren die Nacht. Früh ging es dann nach herz- 
lichem Abschied weiter in Begleitung des bis- 
herigen chef de poste, Mr. Bisteau, der den 
Heimatsurlaub antrat. Alle cheks und eine 
Menge Volks war zu seinem Abschied herbei- 
geeilt; man konnte den braven Burschen ehrliche 
Betrübnis vom Gesichte lesen, daß sie ihren 
gütigen Herrn verloren. 
Wenn wir gehofft hatten, daß wir den letzten 
Tag der interessanten Aruwimi-Fahrt ereignislos 
verbringen würden, so irrten wir. Schon nach 
zweistündiger Fahrt stießen wir mit voller Kraft 
auf einen in der Karte falsch oder gar nicht ver- 
zeichneten spitzen Fels und rissen ein gewaltiges 
Leck, durch welches das Wasser unaufhaltsam 
hereinströmte. Es blieb nichts anderes übrig, als 
den bereits bedenklich tiesgehenden Dampfer auf 
Land zu setzen. Nach einem vergeblichen Ver- 
such am bewaldeten Ufer gelang dies Manöver 
am jenseitigen Ufer dicht unterhalb eines kleinen 
Dorfes. Dies war für die Nerven unserer guten 
Boys — wir waren alle nach unten gegangen, 
um das Topgewicht zu erleichtern — doch zu 
viel. Beim Anprall sprangen alle über Bord. 
Nun wurden alle Lasten erst ausgeladen und 
dann ans Ufer geschafft, dann wurde die Not- 
reparatur begonnen. Nach wenigen Stunden schon 
erfolgte die Fortsetzung der Fahrt. Bei strahlen- 
dem Sternenhimmel und dem zanberhaften Scheine 
des vollen Mondes näherten wir uns Basoko. 
Von weitem schon grüßten die Lichter eines 
großen Dampfers, der „Flandre“, die bestimmt 
war, uns an die Westküste zu tragen. In der 
Ferne glitzerte ein Silberstreif — der Kongo. 
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Togo. 
Schlafkrankhelt in Togo. 
Am 31. März 1908 kam ein etwa sieben Jahre 
alter Knabe aus Djanipe in der Landschaft 
Gbele des Bezirks Misahöhe mit Drüsen- 
schwellungen, Schlafsucht, Abmagerung und ner- 
vösen Reizerscheinungen in die Behandlung des 
Regierungsarztes Dr. v. d. Hellen; dieser konnte 
durch Nachweis von Trypanosomen in dem Saft 
einer Drüse Schlafkrankheit feststellen. Bei Unter-
	        
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