V. KAPITEL
Mecklenburg: Verfassungszustände, Land und Leute » Neu-Strelitz « In der Schloß-
koppel » Großherzog Friedrich Wilhelm » Das Gymnasium Carolinum » Virgil oder
Vergil? - Erste Bekanntschaft mit Berlin (1863) - Reise nach Süddeutschland - Sommer
in Doberan » Düppel und Alsen » Neu-Strelitz und Alt-Strelitz » Der Altersgenosse
Ewald Wohlfahrt «+ Neubrandenburg » Fritz Reuter - Fußwanderung auf Rügen mit
Erbgroßherzog Adolf Friedrich (1864)
m Frühjahr 1863 traten wir die Reise nach unserer neuen und doch
eigentlich alten Heimat an. Von Hamburg bis Schwerin fuhren wir mit
der Eisenbahn, von dort mit dem Wagen nach Strelitz. Zum erstenmal
in meinem Leben sah ich richtiges norddeutsches Land.
Endlos die weißgraue Straße sich spannt.
Blaßgelb und ährenschwer
Dehnt sich ein Feldermeer —
Norddeutsches Land.
Bläulich Wacholdergrün schattet den Sand,
Rübacker lustig glänzt,
Knallrot von Mohn umkränzt —
Norddeutsches Land...
Wolken stehn unbewegt gleich einer Wand.
Fern eine Sense klingt.
Rastlos das Heimchen singt —
Norddeutsches Land...
Sonne stieg dunkelrot nieder und schwand.
Dämmer umschummert es,
Müde entschlummert es —
Norddeutsches Land.
Es war eine andere Landschaft als die Umgebung von Frankfurt, anders
Neu-Strelitz selbst als Holstein und die Elbe, aber sie heimelte uns doch an. In Neu-
Strelitz sah es nicht mehr so aus wie in der Zeit, die Fritz Reuter in seinem
„Dörchläuchting‘ beschreibt. Seit den Tagen, wo Dörchläuchten von Meck-
lenburg-Strelitz, Adolph-Friedrich IV. seines Namens, mit seiner „leiwe
Swester de Prinzeß Christel up sinen Sloß tau Nigen-Strelitz‘“ hauste, hatte