W 234
·
Kolonialwirtschaftliche Mitteilungen.
Otavi-Oinen- und Sisenbahn-Gesellschaft.“)
Das abgelaufene Geschäftsjahr ist für die Ent-
wicklung des Unternehmens insofern von beson-
derer Bedeutung gewesen, als es während desselben
gelungen ist, den Bau der Otavibahn zu
vollenden und die Bahn in ihrem vollen Um-
fang in Betrieb zu nehmen. Die Arbeiten an
der Bahn sind derart gefördert worden, daß die
Erdarbeiten bis zur Endstation Tsumeb und
einschließlich des Anschlußgleises an die Mine
Tsumeb am 1. August 1906 und die Gleis-
legungsarbeiten am 24. August fertiggestellt waren.
Die in der Konzession festgesetzte Frist für den
Bau der Otavibahn ist somit eingehalten worden.
Der Betrieb der Strecke Omaruru—Tsumeb wurde
am 12. November 1906 eröffnet. Die Betriebs-
übernahme seitens der Otavi-Minen= und Eisen-
bahn-Gesellschaft erfolgte am 16. Dezember 1906.
Die Arbeiter für den Bahnbau setzten sich
aus Ausländern verschiedener Nationalitäten, aus
Kriegsgefangenen sowie aus im Felde angewor-
benen Klippkaffern und Ovambos zusammen. Ein
Mangel an Arbeitern ist während der Zeit bis
zur Baubeendigung nicht mehr eingetreten. Die
Höchstzahl der Arbeiter betrug 632 Weiße und
2891 Eingeborene, die Mindestzahl 480 Weiße
und 831 Eingeborene.
Die Entlöschung der Dampfer ist dank der
Landebrücke regelmäßig bewirkt worden. Die
Verbreiterung der Brücke durch Anfügung eines
dritten Gleises und die damit erzielte Verstärkung
haben sich während des Berichtsjahres von großem
Nutzen erwiesen. Der für die Löschungsarbeiten
schlechteste Monat war der Monat August, in
welchem die stürmische See ein Löschen überhaupt
nur an 15 Tagen zuließ. Die auf der Brücke
aufgestellten 7 Kräne haben im Laufe des Be-
richtsjahres die von den anlaufenden Dampfern
überbrachten Gütermengen bewältigt und seitdem
bewiesen, daß sie neben der Einfuhr auch noch
die Verladung zahlreicher Ausfuhrgüter erledigen
können. Die seit dem 1. April 1907 vorgenom-
menen Verschiffungen lassen aber ersehen, daß die
Verbesserung der Hafeneinrichtungen nicht
mehr hinausgeschoben werden darf, wenn eine
empfindliche Schädigung der sich an vielen
Punkten des Schutzebietes regenden Minen=
industrie vermieden werden soll.
Zur Beschaffung des Wassers für Trink-
zwecke und für den Lokomotivbetrieb sind längs
der Bahn an einer Anzahl von Stationen An-
*) Aus dem Geschäftsbericht für das siebente Ge-
schäftsjahr, 1. April 1906 bis 31. Märg 1907.
lagen hergestellt, welche brauchbares Wasser liefern.
Die mit Personal besetzten Zwischenpunkte und
Bahnmeistereien werden woöchentlich durch die
Betriebszüge mit Wasser versorgt.
Auf der Farm Usakos und der im Anschluß
an die Eisenbahnstation des gleichen Namens ge-
planten Ortschaft sind die Straßen ausgelegt
worden. Es sind von Privaten mehrfach Wohn-
und Geschäftsgebäude und Gasthäuser errichtet
worden. Die katholische Mission hat im Süden
der Ortschaft ein schmuckes Gebäude nebst Kapelle
und Schule errichtet sowie im Anschluß daran ein
im Khantal gelegenes größeres Gartengelände in
Bewirtschaftung genommen. Die Wasserversor-
gung nebst Hochreservoir ist zwar noch nicht im
Berichts-, aber im laufenden Jahre fertiggestellt
worden.
Das rollende Material der Gesellschaft
umfaßte am 31. März 1907: 34 Stück ¾ ge-
kuppelte Tenderlokomotiven, 20 Schlepptender,
96 Niederbordwagen, 20 Niederbordwagen mit
Aussätzen zur Koksbeförderung für die Mine,
12 Niederbordwagen für Wasserbeförderung,
55 hochbordige offene Güterwagen, 20 gedeckte
Güterwagen, 109 anderweitige Güterwagen,
3 Personen= und 1 Juspektionswagen. Inzwischen
sind hinausgesandt: 3 Rangierlokomotiven, 3 Motor-
draisinen, 10 Hebeldraisinen und 5 Personen=
dampfwagen werden voraussichtlich im Dezember
folgen. 40 Güterwagen sind außerdem abgerufen.
Die Kriegs-, Regierungs= und Privat-
frachten beliefen sich in der Zeit vom 1. April
1906 bis zum 15. Dezember 1906 auf 15 756
Reisende, 40 988t Güter, 367 Stück Großvieh
und 4427 Stück Kleinvieh.
Nach der am 16. Dezember 1906 seitens der
Gesellschaft erfolgten Betriebsübernahme ist der
Verkehr auf der Otavi-Eisenbahn durch einen
täglichen gemischten Zug in jeder Richtung auf
der Strecke Swakopmund —Usakos—Karibib und.
durch zwei gemischte Züge wöchentlich in jeder
Richtung zwischen Usakos und Otjivarongo sowie
zwischen Otjivarongo und Tsumeb bewirkt worden,
außer welchen je nach Bedarf besondere Güter-
züge abgelassen wurden, die zwischen Swakopmund
und Usakos, Usakos und Otjivarongo, Otjivarongo
und Tsumeb sowie umgekehrt liefen.
Im Betriebsjahre vom 16. Dezember 1906
bis 31. März 1907 sind von den Betriebsmitteln
der Gesellschaft geleistet worden: 405 Züge mit
76,285 Zugkilometern, darunter 297 gemischte
Züge mit 56,182 Zugkilometern, 101 Güterzüge
mit 16,952 Zugkilometern, 7 Sonderzüge mit