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Eingeborenendorf hinterläßt einen sauberen, freund-
lichen Eindruck.
Die von Jaluit aus besuchte, zur Marshall-
gruppe gehörige Insel Nauru fällt steil in die
See ab. Auf der durch einen deutschen Ingenieur
gebauten vorzüglichen Landungsbrücke begrüßte
uns der stellvertretende Direktor der Pacific
Phosphate Company. Der Stationsleiter war
bereits vorher an Bord des „Seestern“ gewesen.
Zunächst ging es auf gut gepflegten Wegen nach
der etwa eine Stunde von der Landungsbrücke
entfernten Regierungsstation; dann besichtigten
wir unter Führung des Direktors die Anlagen
der Pacific Phosphate Company, die hier in
Gemeinschaft mit der Jaluit-Gesellschaft die reichen,
auf der Insel vorhandenen Phosphatlager aus-
beutet. Bei Schaffung der Anlagen ist sowohl
für die europäischen Angestellten wie für die
farbigen Arbeiter Erfreuliches geleistet. Auf Naurn
leben zur Zeit etwa 70 Europäer, darunter
60 Angestellte der Company. Sie sind in wohn-
lichen Häusern, meist Einzelwohnungen, unterge-
bracht. Das gut eingerichtete Hospital für farbige
Arbeiter untersteht einem deutschen Arzt, der für
die Beamten des Reichs, für Beobachtung der
Quarantänevorschriften usw. zu gleicher Zeit die
Funktionen eines Regierungsarztes wahrnimmt.
Die chinesischen Arbeiter wohnen gleichfalls in
guten, luftigen Heimstätten. Augenblicklich befinden
sich etwa 250 Chinesen auf Nauru, doch wird
die Zufuhr in nächster Zeit bedeutend werden.
Von der Landungsbrücke führt eine Feldbahn auf
die Höhe der Insel, wo an zwei Stellen mit
Ausbeutung der Phosphatlager begonnen ist. Am
Fuße des Hügels wurde ein großer Trocken-
schuppen für 5000 Tons Phosphat fertig gestellt,
mit dem Bau eines weiteren, 10 000 Tons
jase den it begonnen worden.
Am 11. Oktober ging der „Seestern“ wieder
auf der * von Herbertshöhe vor Anker.
Kolonialwirtschaftliche Mitteilungen.
Baumwollbau in Deutsch-Südwestafrika.
Über Baumwollkulturen in Deutsch-Süd-
westafrika hatten wir im „Kol. Bl.“ 1908 Nr. 1
auf Grund eines Berichts des Gouvernements
vom 141. Oktober 1907 Einzelheiten berichten
können, die größtenteils recht erfreulich waren.
Inzwischen sind die damals vom Gouvernement
mitgesandten Proben von der Bremer Baum-
wollbörse und der Chemnitzer Aktien-
spinnerei begutachtet worden. Dem Gutachten
der Bremer Baumwollbörse entehmen wir fol-
gende Urteile:
1. Wilde Baumwolle aus dem Bezirk
Gobabis:
Für Baumwollhandel unverwendbar,
leicht für Filzfabriken.
2. Pflanzung aus Grootfontein
oberen Stationsgarten:
Seidiger schöner Stapel und schöne Farbe,
Wert von fullgood-middling American 28/30mm
Stapel.
3. Vom
sontein:
Gutfarbig, Wert fullygood-miadli
28 mm Stapel.
4. Geringere vom unteren Garten von
Grootfontein:
Farbe geringer als Nr. 2 und 3, Wert von
good-middling American 28 mm Stapel.
5. Truppengarten von Ontjo:
viel-
vom
unteren Garten in Groot-
American
8
Schönes Produkt, Wert von good-middling
American 30/32 mm Stapel.
6. Truppengarten von Zeßfontein:
Ebenfalls schönes Produkt, Farbe etwas man-
gelhaft, Wert von fullygood-middling American.
Stapel sehr gemischt, 28 bis 32 mm.
Die Sachverständigen waren sich darin einig,
daß es ungemein schwer ist, den Wert von Baum-
wolle nach Proben, die noch nicht entkernt sind,
festzustellen.
* r□
Die Chemnitzer Aktienspinnerei schreibt:
1. Truppengarten in Outjo.
Baumwollmuster in Saat, daher schwierig zu
bestimmen, sehr weiß, rein, kräftige Baumwolle
von teilweise vorzüglichem Stapel und unaus-
gereisten Stellen, die bräunlich in Farbe sind.
Ich schätze nach der überwiegenden weißen
Baumwolle, ihres sehr kräftigen, langen und
etwas rauhen Stapels wegen auf etwa 65 Pfg.
pro ⅛ kg.
2. Vom unteren Garten in
fontein ohne Bewässerung.
Baumwolle in Saat, sehr weiß, sehr rein,
Stapel kürzer, seidig, zart und weich. Wert 58
bis 59 Pfg. pro 1: kg.
3. Geringe vom unteren Garten in
Grootfontein ohne Bewässerung.
Ahnliche Art wie Nr. 2, jedoch viel kürzer
und ungleicher. Wert 47 bis 48 Pfg. pro ½ kg.
Groot-